Xaver Schwarzenberger: Die schöne Geschichte

SISI SENDUNG ORF2 - MI - 16122009 - 2015 UHR
SISI SENDUNG ORF2 - MI - 16122009 - 2015 UHR(c) ORF (Bernhard Berger)
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Der Regisseur und Kameramann Xaver Schwarzenberger drehte eins mit dem legendären Rainer Werner Fassbinder. Im Interview mit der "Presse" erzählt er, was ihn an Kaiserin Elisabeth fasziniert hat.

Warum haben Sie sich ausgerechnet für die viel strapazierte „Sisi“ entschieden?

Xaver Schwarzenberger: Nach mehr als fünfzig Jahren, in denen sich einige mit Sisi auseinandergesetzt haben und gescheitert sind, hatte ich Lust, das zu machen. Ich habe einen gewissen sportlichen Ehrgeiz verspürt. Der Film mit Romy Schneider war ein Heimatfilm, der wunderbar in die Fünfzigerjahre gepasst hat, ein Märchen, ein Traum. Wir zeigen die Liebesgeschichte, aber auch die politischen Konflikte der Monarchie: das Ausklinken der Italiener, den Verlust von Piemont, Lombardei, Venetien, die Niederlage bei Königgrätz. Elisabeth hatte auch politischen Einfluss...

Worin bestand dieser?

Ihr größter politischer Erfolg war, dass sie die Ungarn bei der Stange gehalten hat. Wenn die Ungarn auch noch von der Monarchie abgefallen wären, wäre es wahrscheinlich früher aus gewesen. Durch die Krönung in Ungarn hat sich der Kaiser noch eine Zeit halten können.

Gibt es Parallelen zu Lady Diana?

Elisabeth war eine starke Frau. Wären die Medien damals schon so entwickelt gewesen wie heute, wäre sie wahrscheinlich ein Monster geworden. Mich hat auch die Story zwischen den beiden Frauen interessiert: Elisabeth und ihrer Schwiegermutter Erzherzogin Sophie. Diese zwei haben einander auf allen Ebenen bekämpft. Elisabeth hat Heinrich Heine gelesen. Dieser Dichter hat am Wiener Hof nichts zu suchen gehabt. Sophie hat die Bücher ausgesucht, die Sisi zu lesen hatte. Franz Joseph war der Schwächste von den dreien. Er stand zwischen Mutter und Frau. Ich wäre ungern in seiner Rolle gewesen.

Welchen Zeitraum deckt der Film ab?

Wir beginnen mit der Zeit kurz, bevor sie heiratet, und enden mit der Krönung in Ungarn. Danach ging es eher bergab mit ihr: Magersucht, Neurosen. Wir wollten es nicht verlogen und verkitscht wie in den Fünfzigerjahren machen, aber auch den Mythos nicht zerstören. Wir wollen uns nicht den Ast absägen, auf dem wir sitzen. Wir wollten die schöne Geschichte – in diesem Fall: einen Film für ein großes Publikum.

Kommt noch ein dritter Teil?

Das wäre hochinteressant. Es hängt davon ab, wie die Leute reagieren, ob es sie überhaupt noch interessiert. Aber das wäre eine völlig andere Geschichte.

Sie machen fast nur mehr TV-Filme.

Ich würde sehr gern wieder einen Kinofilm machen. Aber das ist teuer. Ohne Förderungen geht das nicht mehr. Um einen Kinofilm zu produzieren, muss man einen TV-Sender haben. Kinofilme, die ihr Geld einspielen, sind selten. Es gibt die Festivalgesellschaft, die nicht auf Einnahmen schaut, und die realistische Gesellschaft. Letztere muss mit den Menschen auf der Straße verhandeln, ob sie sich den Film anschauen.

Würden Sie gern einen Blockbuster in Hollywood drehen? So was wie „2012“?

Nein! Das ist nicht meine Welt. In Frankreich gab es den Film „Willkommen bei den Sch'tis“ (2008 von Dany Boon): Ein Postbeamter wird von der Provence in die Normandie versetzt, in eine schreckliche Gegend, wo keiner hinwill. Das war ein Megaerfolg. 20 Millionen Franzosen, über zwei Millionen Deutsche haben den gesehen. Kein Star, lauter unbekannte Menschen, einfach eine witzige, hervorragende Geschichte. So etwas kann auch hier passieren.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 06.12.2009)

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