Bildungswissenschaft vornehmlich weiblich

Der Einsatz neuer Medien ist eines der Themen, mit denen sich die Bildungswissenschaft aktuell auseinandersetzt.
Der Einsatz neuer Medien ist eines der Themen, mit denen sich die Bildungswissenschaft aktuell auseinandersetzt.(c) imago/View Stock
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Pädagogik. Während an den pädagogischen Hochschulen vorrangig Lehrer ausgebildet werden, bieten drei österreichische Unis das Studium auch als Einzelfach an. Absolventen dieses Fachgebiets können, müssen aber nicht vor Schüler treten.

Wichtig am Studium ist die Vorbereitung unserer Studierenden auf Aufgaben, die sie in der Zukunft bewältigen müssen. Insbesondere sollten sie auf die Grand Challenges in einer globalisierten Welt vorbereitet werden“, sagt Barbara Gasteiger-Klicpera, Dekanin der Umwelt-, Regional- und Bildungswissenschaftlichen Fakultät der Uni Graz, über das Feld der Pädagogik. Offenheit für neue Aufgaben sei daher Voraussetzung, aber auch grundlegende methodische Kompetenzen wie die Fähigkeit zur empirischen Forschung, sowohl qualitativ als auch quantitativ, zur Konzeption und Durchführung von Evaluationen. Nach dem Bachelorstudium sollen die Absolventen imstande sein, „pädagogische Prozesse und Situationen mithilfe adäquater erziehungs-, human-, sozial-, geistes- und naturwissenschaftlicher Theorien zu bearbeiten, aber auch sozialwissenschaftliche Forschungen zu planen, durchzuführen und auszuwerten“.

Studium stark gefragt

Insgesamt gibt es 2900 Pädagogikstudierende, allein im vergangenen Wintersemester haben 635 das Bachelorstudium begonnen. „Pädagogik gehört zu den am stärksten nachgefragten Studien der Uni Graz“, sagt Gasteiger-Klicpera.

In Innsbruck wird das Fach als Studium der Erziehungswissenschaften angeboten. Auch hier gilt: Die Nachfrage ist groß, vor allem von Frauen. Im vergangenen Sommersemester gab es 1424 Bachelorstudierende, davon waren 1134 Frauen. „Hier spiegelt sich nach wie vor das traditionelle Frauenbild wider, dass Frauen von Natur aus besser für eine derartige Studienrichtung geeignet wären“, sagt Irene Berkel, Studiendekanin der Fakultät für Bildungswissenschaften an der Universität Innsbruck. Nichtsdestoweniger gibt es zunehmend männliche Studierende, die sich für das Fach interessieren. Seit dem Studienjahr 2011/2012 hat sich ihre Zahl sogar verdoppelt. Über pädagogisch versierte Bachelors freuen sich Bildungs- und Weiterbildungseinrichtungen, aber auch Stellen im Sozial- und Gesundheitswesen sowie universitäre und außeruniversitäre kultur- und sozialwissenschaftliche Forschungseinrichtungen. Der konsekutive Master in Erziehungs- und Bildungswissenschaften bereitet auf leitende, planende, analysierende und beratende Tätigkeiten vor – national wie international. Erziehungswissenschaften bieten demgemäß ein breites Berufsumfeld. Und es ist sinnvoll, dass an der Uni Innsbruck Studierende dieses Fachs dazu angehalten werden, sich außerfachliche Kompetenzen in Lehrveranstaltungen anderer Studien anzueignen.

An der Uni Wien wird die Pädagogik als Bildungswissenschaften geführt. „Die Umbenennung fand deshalb statt, weil wir die Forschungsperspektive stärker betonen wollten“, sagt Helga Fasching, Vize-Studienprogrammleiterin am Institut für Bildungswissenschaften. Pädagogik werde normalerweise mit schulischer Praxis verbunden, was aber nicht bedeute, dass Bildungswissenschaftler nicht in anderen pädagogischen Berufsfeldern tätig würden. Wie in Graz und Innsbruck wird das Fach in Wien hauptsächlich als Einfachstudium belegt. Manchmal allerdings entschieden sich Studierende für ein sogenanntes Studium irregulare. Darunter versteht man eine Kombination von Fächern aus verschiedenen Bachelor-, Master- oder Diplomstudien, die sich Studierende gemäß ihren individuellen Ausbildungszielen zusammenstellen können.

Berufsfelder als Schwerpunkte

An der Uni Wien stehen den Bachelorstudierenden Schwerpunkte zur Auswahl, die möglichen späteren Berufsfeldern entsprechen. „Bildung im Wandel“ fokussiert auf Menschenbilder, Erziehung und Kultur, „Lernen und Lehren“ auf Didaktik, vergleichende Schul- und Bildungsforschung. „Hier geht es darum, wie wir künftig auf gesellschaftliche Entwicklungen reagieren“, erklärt Fasching. „Inklusive Pädagogik“ gewinnt durch aktuelle gesellschaftliche Herausforderungen immer mehr an Bedeutung, motiviert durch Themen wie Behinderung, Gender, soziale Benachteiligungen und Migration. Und last but not least beschäftigt sich der Schwerpunkt „Bildung und Beratung“ mit Persönlichkeitsentwicklung, Biografie und sozialen Veränderungen: Stichwort Neue Medien und Globalisierung. Und auch hier gilt: Der Frauenanteil im Bachelor- und Masterstudium beträgt um die 90 Prozent. „Sehr attraktiv ist das Studium bei Migrantinnen, vermutlich aus emanzipatorischen Gründen. Gesicherte Erkenntnisse haben wir dazu aber nicht“, sagt Fasching

Web:www.univie.ac.at

www.uni-graz.at

www.uibk.ac.at

("Die Presse", Print-Ausgabe, 09.09.2017)

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