Nach Kriegsdrohung beschwichtigt US-Vizeaußenminister.
Wien/Pjöngjang. Wenige Wochen vor der Asien-Reise von US-Präsident Donald Trump zeigen sich die USA im Konflikt um das nordkoreanische Atomprogramm gesprächsbereit. „Wir schließen die Möglichkeit direkter Gespräche natürlich nicht aus“, sagte Vize-Außenminister John Sullivan am Dienstag. „Wir konzentrieren uns auf die Diplomatie, um das von Nordkorea verursachte Problem zu lösen.“
Am Montag hatte der stellvertretende UN-Botschafter Nordkoreas vor den Vereinten Nationen gewarnt, ein Atomkrieg könne „jeden Moment ausbrechen“, sollten die USA noch weiter in den militärischen Einzugsbereich seines Landes vordringen. Nur wenige Stunden zuvor hatten die USA und Südkorea ein fünftägiges Militärmanöver vor der koreanischen Halbinsel gestartet. Bisher sträuben sich die USA und ihre Verbündeten gegen Verhandlungen, solange Nordkorea sein Atomprogramm vorantreibt. Sie versuchen das stalinistsche Regime mittels Sanktionen unter Druck zu setzen. Auch die EU verhängte am Montag weitere Strafmaßnahmen, darunter ein Komplettverbot für Investitionen und einen Ausfuhrstopp für Rohöl.
Die Spannungen zwischen Washington und Pjöngjang hatten sich in den vergangenen Monaten massiv verschärft. Nordkorea hatte im September seinen sechsten Atomwaffentest vorgenommen und in den vergangenen Wochen mehrere Raketentests durchgeführt. Zuletzt nahm die nordkoreanische Propaganda aber eine ungewöhnlich persönliche Note an: In der südkoreanischen Hauptstadt Seoul tauchten Flugblätter mit Karikaturen von Trump auf. Darauf wird er als „verrückter Hund“ kritisiert. (ag.)
("Die Presse", Print-Ausgabe, 18.10.2017)