Knalleffekt in der Diskussion um das geplante Aufnahmezentrum: Eberaus Bürgermeister hatte den umstrittenen Baubescheid erteilt, jetzt spricht er sich gegen die Errichtung des Zentrums aus.
Der Gemeinderat von Eberau hat sich am Donnerstag einstimmig gegen den Bau eines Asyl-Erstaufnahmezentrums in der südburgenländischen Gemeinde ausgesprochen. Ebenfalls einstimmig beschlossen wurde in der Sitzung die Abhaltung einer Volksbefragung, die voraussichtlich am 21. Februar stattfinden soll, so Bürgermeister Walter Strobl. Die Sitzung dauerte rund eine halbe Stunde.
Die Bevölkerung von Eberau soll nun mittels Gemeindezeitung über die Entwicklung informiert werden. Künftig wolle man dabei im Einklang mit der Bürgerinitiative vorgehen, die in den vergangen Tagen ins Leben gerufen wurde. Außerdem wurde diskutiert, ob man sich um ein weiteres Gespräch mit Innenministerin Maria Fekter (V) in den nächsten Tagen bemühen soll. Es gebe den Wunsch, "dass man eine Veranstaltung macht, wo sie anwesend ist", so Strobl. Die Bevölkerung wolle die Ministerin auch dazu bewegen, dass sie das Ergebnis der Volksbefragung in Eberau anerkenne.
Die Ablehnung des geplanten Asyl-Erstaufnahmezentrums wird damit begründet, dass das zahlenmäßige Verhältnis von Asylwerbern zu Gemeindebürgern "nicht ausgewogen und deshalb nicht akzeptabel" sei, so Strobl. Außerdem greife das Projekt "in bestehende Strukturen der Gemeinde" ein. Und schließlich nehme der Bau des Zentrums auch Einfluss auf touristische Projekte wie die Weindylle Südburgenland oder die Kinder- und Wassererlebniswelt.
Seinen Meinungswandel zum geplanten Asyl-Erstaufnahmezentrum in Eberau begründet Bürgermeister Strobl mit der Ablehnung durch eine große Mehrheit der Ortsbevölkerung: "Wenn 80, 90 Prozent über den Daumen geschätzt sich gegen das Projekt aussprechen, hat es wenig Sinn, gegen den Willen der Bevölkerung etwas umzusetzen", so Strobl.
Fekter wiederum hält weiterhin an den Plänen fest. Sie sehe die Situation "sehr gelassen", wie ein Sprecher auf Anfrage mitteilte. Den Absprung ihres bisherigen Verbündeten Strobl sieht sie mit lokalpolitischen Erwägungen begründet. Die Innenministerin will die Region "breit und sachlich" informieren und dann das Ergebnis der Befragungen abwarten.
Volksbefragung Ende Februar
Die Befragung wird es voraussichtlich am 21. Februar geben - also genau einen Monat, bevor die vom Land initiierte Volksbefragung in den drei südlichen Bezirken Oberwart, Güssing und Jennersdorf stattfinden soll. Die Fragestellung soll lauten: "Wollen sie, dass die Marktgemeinde Eberau das Projekt für die Errichtung einer Erstaufnahmestelle Süd im Ortsteil Kulm unterstützt?" Die Bevölkerung kann dazu mit "Ja" oder "Nein" ihre Meinung kundtun.
3000 verschiedene Menschen pro Jahr
"Jeder soll sich vorstellen, wie das wäre, wenn er 60 Prozent Zuwachs an Asylwerbern hätte in seinem Dorf oder in seiner Stadt. Auf Wien umgerechnet würde das 1,1 Millionen Asylwerber bedeuten", versuchte Günter Kroboth, der Sprecher der Bürgerinitiative gegen das geplante Asyl-Erstaufnahmezentrum, den Standpunkt der Projektgegner auf den Punkt zu bringen. In Eberau sollen die Asylwerber laut Innenministerium etwa drei Wochen bleiben, so Kroboth. Jeden Tag sollen durchschnittlich sieben bis zehn Personen in das Zentrum gebracht werden: "Das wären zirka 3000 verschiedene Menschen in einem Jahr, die zu uns kommen." Eberau selbst besitzt gerade einmal 1081 Einwohner, wie auf der Gemeinde-Website zu erfahren ist.
(Ag.)