Die Anlagen zur Algenproduktion des Regimes werden immer professioneller. Durch internationale Strafmaßnahmen unter Druck könnte Pjöngjang auf innovative Versorgungswege setzen.
Nordkorea könnte auf eine ungewöhnliche Maßnahme setzen, um internationale Sanktionen zu umgehen: Satellitenaufnahmen deuteten darauf hin, dass das abgeschottete Regime vermehrt auf Algen als "strategische Ressource" setze, heißt es in einem Artikel auf der auf Nordkorea spezialisierten Seite "38 North". Aus der grünen Biomasse könnte Nordkorea nicht nur Nahrung für seine Bevölkerung gewinnen, sondern auch Treibstoff.
Denn Algen sind reich an Nährstoffen und Mineralien. Zudem enthalten sie rund 20 Prozent Fett, das in Biotreibstoff umgewandelt werden kann. Zwar ist es derzeit noch nicht kosteneffektiv, Algen für die Treibstoffgewinnung zu produzieren. Doch das Regime gerät wirtschaftlich unter Druck: Nach den jüngsten Atom- und Raketentests verhängt die internationale Gemeinschaft - und selbst Nordkoreas engster Verbündeter China - immer strengere Sanktionen gegen das stalinistische Land. Das Juche-Regime, das auf Selbstversorgung setzt muss daher andere Wege finden, um seine Versorgung zu sichern.
Grund für die Annahme, dass Nordkorea hierbei auf Algen setzt, liefere der Ausbau und die Entwicklung von Teichen und Glashäusern zur Algenproduktion, heißt es in dem Artikel. Satellitenaufnahmen wiesen darauf hin, dass die Einrichtungen in den vergangenen Jahren immer komplexer geworden seien.
"Grünes Gold"
Neun dieser Anlagen stachen besonders hervor. Insgesamt könne aus diesen Anlagen jährlich 1851 Tonnen Biomasse gewonnen werden. Das entspreche 4075 Barrel Öl pro Jahr, lautet die Hochrechnung. Da Nordkorea laut Schätzungen der CIA täglich rund 17.000 Barrel Öl konsumiere, könnte das Regime heute mit der Algenproduktion rund 0,065 Prozent seines Ölbedarfs decken. Das sei zwar derzeit vernachlässigbar, doch das Potenzial für die Treibstoffgewinnung sei enorm.
Doch noch in einer anderen Hinsicht könne die aus Algen gewonnenen Biomasse "vital" für die isolierte Bevölkerung sein, heißt es in dem Bericht. Forscher weisen darauf hin, dass die grünen Pflänzchen ein effektives Mittel sind, um den Welthunger zu bekämpfen. Auch Dünger lässt sich aus dem "grünen Gold" herstellen. "Diese Ressource könnte eine strategische Bedeutung für Nordkorea haben", schreibt der Autor. "Mit der Zeit könnte sie die negativen Effekte von Sanktionen auf die Energieversorgung und die Lebensmittelsicherheit abschwächen."
(maka)