Christine Lagarde warnt in einem dramatischen Appell vor den Folgen des Klimawandels - und sucht sich dafür eine symbolträchtige Bühne aus.
War es ein Seitenhieb auf den zweitgrößten Erdölproduzenten der Welt? "Wenn wir jetzt nichts gegen den Klimawandel unternehmen, werden wir in 50 Jahren getoastet, geröstet und gegrillt", warnte die Chefin des Internationalen Währungsfonds, Christine Lagarde, am Dienstag auf einer Wirtschaftskonferenz in der saudischen Hauptstadt Riad.
Es seien schnelle Entscheidungen nötig, um die Energieversorgung umzustellen. Damit werde Erdöl bald wahrscheinlich ein "zweitrangiger Rohstoff" werden. Doch Saudiarabien, das seinen Wohlstand dem Export von Erdöl verdankt, habe das "gut verstanden", fügte sie hinzu. Das Königreich war einer der stärksten Kritiker des Pariser Klimavertrages, der 2015 von 195 Nationen ratifiziert wurde. Das Abkommen nimmt sich zum Ziel, die Treibhausgasemissionen zu reduzieren, um die globale Erderwärmung zu verlangsamen.
Klimawandel und wachsende Ungleichheit seien zwei Kernthemen, die die Welt entweder in eine Utopie oder Dystopie verwandeln würden, meinte Lagarde. "Wenn wir diese zwei Probleme nicht angehen, werden wir uns von nun an auf 50 dunkle Jahre zu bewegen."
Als "Schlag in die Magengrube für Millionen von Menschen in bitterer Armut, für die der Klimawandel bereits jetzt traurige Realität ist", bezeichnete die Hilfsorganisation Care, die Entscheidung des US-Präsident Donald Trump aus dem Klimavertrag von Paris auszusteigen. Denn extreme Wetterereignisse wie Überschwemmungen, Erdrutsche oder Hitzewellen treffen vor allem Entwicklungsländer. APA/AFP/PAUL J. RICHARDS
Zwischen 1996 und 2015 litten darunter insbesondere das zentralamerikanische Land Honduras, das südostasiatische Myanmar und die Karibikinsel Haiti, berichtete die Umweltorganisation Germanwatch in ihrem jüngsten Klima-Risiko-Index. Honduras etwa wird heute, ebenso wie andere Länder Mittelamerikas, von extremer Dürre heimgesucht. (c) REUTERS (Edgard Garrido)
Die traurige Spitzenplatzierung dieser Länder im Global Climate Risk Index sei durch außergewöhnlich zerstörerische einmalige Katastrophen wie Zyklon Nargis (Myanmar, 2008) und Mitch (Honduras, 1998) bedingt. Auch Haiti wurde in den vergangenen Jahren mehrmals Opfer verheerender Wirbelstürme - zuletzt starben im Oktober 2016 mindestens 400 Menschen durch Hurrikan "Matthew". REUTERS
Diese drei Länder hätten ihre Position durch Ausnahmekatastrophen erlangt, sagt Germanwatch in dem Bericht. In den vergangenen Jahren seien jedoch Länder wie die Philippinen (im Bild: Zerstörungen nach einem Taifun) und Pakistan regelmäßig von Katastrophen heimgesucht worden und zählten daher seit einiger Zeit auch zu den am stärksten betroffenen Ländern. (c) REUTERS (Romeo Ranoco)
Neun der zehn Klimaverlierer in den vergangenen zwei Jahrzehnten seien Entwicklungsländer mit niedrigem Pro-Kopf-Einkommen, die meist am wenigsten verantwortlich für den Klimawandel seien. Der jährliche Bericht stützt sich auf Daten des Rückversicherers Munich Re sowie Informationen des Internationalen Währungsfonds (IWF) zu Wirtschaft und Bevölkerungszahlen. (Im Bild: Überschwemmungen in Myanmar) (c) REUTERS (Soe Zeya Tun)
Weltweit starben zwischen 1996 und 2015 beinahe 530.000 Menschen durch extreme Wetterereignisse. Die unmittelbaren wirtschaftlichen Verluste beliefen sich auf knapp 3,1 Billionen US-Dollar (etwa 2,8 Billionen Euro). (Im Bild: Fluten nach dem Zyklon "Mora" in Sri Lanka, mehr als 190 Menschen kamen dabei ums Leben.) REUTERS
Österreich liegt dem Report zufolge auf Platz 50 mit einem deutlich geringeren Risiko als Deutschland (Platz 23) und der Schweiz (Rang 40). Demnach kam statistisch gesehen alle drei Jahre in Österreich ein Mensch pro 100.000 Einwohner durch ein extremes Wetterereignis ums Leben. APA/HELMUT FOHRINGER
Laut der Weltorganisation für Meteorologie (WMO) lassen sich einzelne Wetterextreme wie Dürren oder Starkregen immer deutlicher auf die Erderwärmung zurückführen. Von 79 Studien, die zwischen 2011 und 2014 von einem amerikanischen Fachmagazin veröffentlicht wurden, stellte mehr als die Hälfte fest, dass der Klimawandel die untersuchten Ereignisse mitverursacht hat. Einige Untersuchungen kamen zu dem Ergebnis, dass die Wahrscheinlichkeit von Hitzewellen um das Zehnfache oder mehr angestiegen ist. APA/AFP/RODGER BOSCH
Aufgrund des Klimawandels droht auch die Zahl der Binnenvertriebenen zu steigen. Schon jetzt ist der überwiegende Teil von Binnenmigranten Opfer von Naturkatastrophen, sagt der Norwegische Flüchtlingsrat (NRC). 24 Millionen Menschen seien 2016 von Überschwemmungen, Wirbelstürmen, Waldbränden oder harten Witterungsbedingungen betroffen gewesen. APA/AFP/Albert Gonzalez Farran -
In China habe dies zu 7,4 Millionen Vertriebenen geführt. Auf den Philippinen verloren 5,9 Millionen Menschen ihr Zuhause, in Indien 2,4 Millionen. (c) REUTERS (Jason Lee)
"Hurrikans, Dürren und Überschwemmungen machen es noch dringender, baldigst zu handeln", warnen Experten im "Emissions Gap Report". Und sie zeigen Wege, kostengünstig CO2 einzusparen.
Vor fünf Millionen Jahren war zuletzt so viel Kohlendioxid in der Atmosphäre enthalten wie heute, heißt es in einem UN-Bericht. Das habe dramatische Folgen für den Globus.
Die Wassertemperaturen liegen fünf Grad über dem Schnitt. In den letzten Jahren haben sich 600 tropische Fischarten im Mittelmeer verbreitet - darunter auch Quallen.
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