Cid Rim: Grelle Euphorie

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Das starke Debütalbum des Wieners Cid Rim.

Mit seiner aktuellen Single „Repeat“ zeigt sich der Wiener Musiker und Produzent Cid Rim als Meister von Spannung und Intensität. Bis ins schier Unermessliche steigert er immer heftiger pulsierende Synthesizer und rasende Beats. Den Moment der Erlösung visualisiert im Video zum Song eine Explosion greller Farbpartikel: ein schönes Bild für seine ungemein lebendige, unberechenbare Dancemusic, die er auf seinem ersten Longplayer „Material“ zu neuen Höhepunkten führt. Zum fesselnden „Zünder“ lässt sich etwa eine Verfolgungsjagd in einem futuristischen Spymovie imaginieren. Dass Clemens Bacher, so der bürgerliche Name von Cid Rim, mit den Funk- und Jazz-Platten seines Vaters – selbst Trompeter in einer Big Band – aufgewachsen ist, hört man bei diesem herrlich nervösen Stück deutlich. Genauso wie seine Vorliebe für bisweilen euphorische Synthesizer, die seine Musik stets positiv und lebensfroh stimmt.

Gleichgesinnte für seine Vision einer Musik in den Zwischenräumen von Funk, Hip-Hop, Jazz und Bassmusik fand der Mann aus Wien Josefstadt früh. Die Elektrofunkband JSBL, die der Schlagzeuger Bacher mit Schulfreunden Anfang der Nullerjahre gründete, werden Pop-Archäologen dereinst vielleicht im gleichen Atemzug mit den Moreaus (1988–1991) nennen: als zentrale Keimzelle ihrer Generation. So wie einst Peter Kruder oder Rodney Hunter von den Moreaus prägen Bacher und seine JSBL-Mitstreiter Dorian Concept und The Clonious nicht nur den elektronischen Sound aus Wien entscheidend mit. Sie veröffentlichen längst bei international führenden Labels. Und sind bestens vernetzt. Nach einem ersten Minialbum für das schottische Label „Lucky Me“ war es ein Remix für die Synthpopband Chvrches, mit dem Bacher für Furore sorgte.

„Material“ von Clemens Bacher, der selbst Schlagzeug spielt.
„Material“ von Clemens Bacher, der selbst Schlagzeug spielt.(c) Beigestellt

Ruhe und Sturm. Stilsicheren Umgang mit Stimmen beweist er auch auf „Material“. Die sehnsüchtigen Vocals des Sängers Petite Noir hüllt er in „One Last Thing“ etwa in schwebende Klänge, die er im richtigen Moment zu kleinen emotionalen Gipfeln anschwellen lässt. Es überwiegen aber instrumentale Stücke, die er mit ausgeklügelten Rhythmen in immer neue Richtungen, immer neue Höhen treibt: bald extrem verdichtet wie im hyperaktiven „The Material“, bald lässig groovend wie in „Furnace“. Sanfte Momente wie das Ambient-Stück „Genesung“ wirken wie die Ruhe vor dem Sturm. Und der kommt auf diesem starken Album mit Gewissheit. Vor allem, wenn der Schlagzeugvirtuose die Beats live einspielt – mit berauschenden Ergebnissen. (Lucky Me)

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