Eine russische Agentur verbreitete im US-Wahlkampf Moskau-freundliche Werbung in sozialen Medien. Die Verbreitung dieser Anzeigen ist deutlich größer als gedacht, gibt Facebook bekannt.
Wie aktiv war Russland im US-Wahlkampf? Diese Frage beschäftigt nicht nur Sonderermittler Robert Mueller, dessen Nachforschungen zur Verhaftung Trumps Ex-Wahlkampfmanager Paul Manafort führten. Auch der US-Kongress befasst sich mit der Kausa: Am Mittwoch findet eine Anhörung zur russischen Aktivität in sozialen Medien während des Wahlkampfes statt. Geladen sind unter anderem Facebook und Twitter.
Im Vorfeld gab Facebook am Montag bekannt, dass die Verbreitung der aus Russland stammenden Polit-Anzeigen zur Spaltung der US-Gesellschaft deutlich größer war, als zunächst berichtet wurde. Insgesamt könnte die Werbung 126 Millionen Nutzern angezeigt worden sein, schätzt das weltgrößte Online-Netzwerk in einer Stellungnahme an den US-Kongress, die diversen US-Medien vorlag.
Facebook könne zugleich nicht sagen, wie viele von ihnen die Anzeigen bewusst wahrgenommen oder ungelesen durchgescrollt hätten. Die neue Schätzung berücksichtigt das Teilen von Inhalten durch Nutzer untereinander. Direkt sei von 2015 bis 2017 die von der russischen "Internet Research Agency" gebuchte Werbung 11,4 Millionen Nutzern angezeigt worden. Bei Facebook kann man dafür bezahlen, dass Beiträge in den Nachrichtenstrom von Nutzern eingefügt werden.
2700 Twitter-Accounts mit Russland-Verbindungen
Bei den russischen Anzeigen ging es darum, Spannungen zwischen sozialen und ethnischen Gruppen in den USA anzuheizen. So wurde dort zum Beispiel die Diskriminierung von Afroamerikanern kritisiert - aber auch die Angst vor muslimischen Einwanderern geschürt.
Facebook hatte vor einigen Wochen erklärt, es seien Anzeigen für 150.000 Dollar entdeckt worden - nur ein Bruchteil der gesamten Wahlkampfausgaben in der Präsidentschafts-Kampagne 2016. Das Online-Netzwerk machte zunächst aber keine Angaben dazu, wie viele Nutzer am Ende diese Werbung gesehen haben könnten.
126 Millionen ist eine beträchtliche Zahl: Facebook hat in Nordamerika nach jüngsten Angaben 236 Millionen monatlich aktive Nutzer - und für Trump stimmten bei der Präsidentenwahl insgesamt knapp 63 Millionen Amerikaner.
Auch Twitter wird bei der Anhörung brisante Zahlen vorlegen: Vertreter des Kurznachrichtendienstes würden den Abgeordneten mitteilen, dass nun rund 2700 Profile mit Verbindung zur Internet Research Agency entdeckt worden seien, berichtete der Technologie-Blog "Recode" am Montag. Zunächst war von 200 Nutzerkonten die Rede gewesen.
(APA/dpa)