Eurozone: Stärkstes Wachstum seit 2007

Pierre Moscovici.
Pierre Moscovici.(c) imago/ZUMA Press (Wiktor Dabkowski)
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Das Wirtschaftswachstum in der Eurozone wird mit 2,2 Prozent heuer so stark ausfallen wie seit zehn Jahren nicht mehr, so die Herbstprognose der EU. Auch Griechenland kann wieder zulegen. Österreich liegt über dem Schnitt.

Wien. „Es gibt gute Nachrichten. Das Wirtschaftswachstum in Europa ist stärker als wir erwartet haben und erfasst alle Länder in der Eurozone.“ Mit dieser freudigen Einleitung präsentierte EU-Wirtschaftskommissar Pierre Moscovici am Donnerstag die Herbstprognose der EU-Kommission. Demnach wird die Wirtschaftsleistung der 19 Eurostaaten heuer um 2,2 Prozent zulegen. In der gesamten EU-28 beträgt das Wachstum sogar 2,3 Prozent. So hohe Werte gab es zuletzt im Jahr 2007 – also vor Ausbruch der Finanzkrise –, so die Kommission.

Positiv hervorgehoben wird von Moscovici in der Folge, dass nicht nur die Länder im Norden und Osten der Union stark wachsen. Österreich liegt mit einem Plus von 2,6Prozent beispielsweise deutlich über dem Durchschnitt (siehe Grafik). Auch in den angeschlagenen Staaten des Südens ist die Konjunktur angesprungen. So können nicht nur Spanien und Portugal, die ebenfalls über dem Schnitt zulegen, ein kräftiges Wachstum vermelden. Sondern auch für das Konjunktursorgenkind Italien und sogar den langjährigen ökonomischen Krisenherd Griechenland wird für heuer ein Wachstum von über einem Prozent erwartet. 2016 musste Hellas noch eine weitere Schrumpfung seiner Wirtschaft hinnehmen.

Auch 2018 scheint die Sonne

Das größte Wachstum werde es innerhalb der EU heuer jedoch in Rumänien geben, mit einem Plus von 5,7 Prozent. Nur knapp dahinter liegt der Wachstumskaiser der Eurozone – Malta. Dort soll die Wirtschaft um 5,6 Prozent zulegen, erwartet die Kommission.

Als Gründe für die verbesserte Situation werden die günstigere Lage auf den meisten europäischen Arbeitsmärkten sowie die – wohl auch dadurch – wieder erwachte Konsumfreude der Bürger genannt. Eine Entwicklung, die sich im kommenden Jahr fortsetzen soll, so Moscovici. „Wir haben einen Gang höher geschaltet. Auch 2018 winkt Wachstum für alle.“ Nicht zuletzt erwartet die Kommission, dass die EZB noch auf längere Zeit hinaus die Konjunktur mit einer lockeren Geldpolitik befeuern wird. Sein Kollege, EU-Kommissions-Vizepräsident Valdis Dombrovskis, forderte daher auch die Politik in den einzelnen Mitgliedstaaten auf, dafür zu sorgen, dass „das Wachstum überall in der Gesellschaft ankommt“.

EU sieht geringeres Defizit in Österreich

Aufgrund des Aufschwungs werde sich auch die Budgetlage in allen EU-Staaten verbessern, so die Kommission. Heuer wird Spanien als einziges Land mit 3,1 Prozent die Defizitobergrenze überschreiten. In Österreich soll das Minus im laufenden Jahr ein Prozent betragen und 2018 auf 0,9 Prozent sinken.

Hauptgrund dafür sind die stetig steigenden Steuereinnahmen des Staats infolge der geringeren Arbeitslosigkeit und des besseren Wachstums. Das Defizit läge damit zwar immer noch über dem angepeilten Zielwert von maximal 0,5 Prozent, aber deutlich unter dem Wert von 1,5 Prozent, der beim jüngsten Kassasturz während der Koalitionsverhandlungen von ÖVP und FPÖ herausgekommen ist. (ag./jaz)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 10.11.2017)

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