Porträt. Die 36-jährige Anwältin Inés Arrimadas will den Separatisten die rote Karte zeigen. In der Wählergunst liegt die Ciudadanos-Chefin knapp vorn.
Madrid. Auch wenn sie am heutigen Donnerstag in der katalanischen Schicksalswahl nicht siegen sollte, hat Inés Arrimadas schon jetzt ein kleines Wunder erreicht: Die 36-jährige Anwältin ist zuletzt zu Kataloniens neuem Politstar aufgestiegen. Sie ist die Einzige, der mit ihrer prospanischen Partei Ciudadanos (Bürger) Chancen eingeräumt werden, die bisherige Vorherrschaft der katalanischen Separatisten zu brechen.
„Das ist eine historische Gelegenheit, die Unabhängigkeitsbewegung zu besiegen“, ruft Arrimadas, die nicht in Katalonien, sondern im südspanischen Andalusien geboren wurde und erst mit 14 nach Katalonien zog. Es werde Zeit, dass sich die „schweigende Mehrheit“ erhebe und den katalanischen Nationalisten die rote Karte zeige: „Es reicht jetzt“, poltert sie. Die „schweigende Mehrheit“ – das sind jene Katalanen, die in den vergangenen Monaten begonnen haben, spanische Fahnen an Fenster und Balkone zu hängen. Die sich nach Jahren des Stillhaltens dazu durchrangen, auf die Straße zu gehen, um gegen die Abspaltung und für die Einheit Spaniens zu demonstrieren. Katalonien erlebte in den vergangenen Wochen die größten prospanischen Kundgebungen seiner Geschichte.
Liebe zu einem Sezzessionisten
Sie kann mit 23 bis 25 Prozent der Wählerstimmen rechnen. Damit würde sie knapp vor der größten Separatistenpartei, Esquerra, landen, die Marta Rovira in den Wahlkampf führte. Ein TV-Duell zwischen den beiden Spitzenkandidatinnen gewann Arrimadas nach Meinung der Experten. Wohl auch wegen ihrer Redegewandtheit gelang es ihr im Wahlkampf-Endspurt, ihre Gegnerin Rovira in die Enge zu treiben.
Erst im Oktober 2010 stieß die wortgewandte Juristin zur noch jungen antiseparatistischen Ciudadanos-Partei. Der damalige Parteigründer und Shootingstar der spanischen Politik, Albert Rivera, sah sofort ihr Potenzial und gewann die smarte, attraktive Anwältin für seine Partei. Und sie schlug ein wie eine Bombe. Bereits zwei Jahre später gewann sie mit nur 31 Jahren einen Sitz im katalanischen Parlament. 2015 wurde sie sogar Oppositionsführerin, nun selbst ein Shootingstar. „Presidenta, Presidenta“, hallt es ihr entgegen.
Arrimadas mag zierlich wirken, doch sie hat offenbar Durchsetzungskraft. Vor anderthalb Jahren heiratete die Anwältin den Mann ihres Lebens, Xavier Cima, der zum Unabhängigkeitslager gehörte und sogar für die katalanischen Nationalisten im Regionalparlament saß. Ihr zuliebe gab Cima seine Politkarriere auf. (APA, rs)
("Die Presse", Print-Ausgabe, 21.12.2017)