Die Drogeriekette DM plant einen neuen Anlauf, um in Österreich rezeptfreie Medikamente verkaufen zu können. Die Apotheken laufen dagegen Sturm.
Die Drogeriekette DM will in Österreich schon länger rezeptfreie Medikamente verkaufen. DM behauptet, Medikamente im Schnitt um 20 bis 30 Prozent billiger anbieten zu können als die Apotheken. Dazu brachte DM bereits zweimal beim Verfassungsgerichtshof einen Antrag ein. Doch die Höchstrichter wiesen den Prüfantrag zuletzt zurück, weil er nicht präzise genug formuliert war. Nun will DM einen neuen Anlauf unternehmen.
Die Apotheken laufen dagegen Sturm. Jürgen Rehak, Präsident des Apothekerverbands, warnte nun vor Journalisten vor den Folgen der Liberalisierung. Die Apotheken in Österreich sicherten rund um die Uhr und das ganze Jahr hindurch flächendeckend die Versorgung der Österreicher mit Medikamenten. "Daher gibt es keinen Bedarf nach zusätzlichen Outlets", sagte Rehak. Erfahrungen anderer Länder mit der Liberalisierung zeigten auch, dass die Freigabe des Verkaufs ausgewählter rezeptfreier Medikamente, um die es auch bei DM geht, weder zu einer breiteren Versorgung noch zu fallenden Preise führe. Nur in Ballungsräumen mit vielen Menschen gebe es dann mehr Verkaufsstellen - dafür weniger am Land.
Angst vor Privatisierung der Apotheken
Streiche man die derzeit in Österreich geltende Regel, wonach eine Apotheke von einem Apotheker geführt werden muss, dann würden in kürzester Zeit Ketten entstehen, die die Preise erst recht diktieren, warnt Rehak. In Norwegen habe es nach der Privatisierung 2005 innerhalb von drei Jahren fast keine privaten Apotheken mehr gegeben. Die Preise für rezeptfreie Medikamente seien hingegen um 20 Prozent gestiegen.
Ein noch kleines aber wachsendes Thema ist der Versandhandel mit Medikamenten. In Deutschland entfallen darauf schon 10 bis 14 Prozent des Umsatzes, in Österreich schätzt Rehak den Anteil nur auf drei bis fünf Prozent. (höll/apa)