Gunnar George trat als Sanierer der Möbelkette Kika/Leiner an. Er fand vieles im Argen, erzählt er im „Presse“-Interview. Nach dem Skandal um Mutter Steinhoff stellt er alle Filialen auf den Prüfstand. Notfalls soll es Schließungen geben.
Fast drei Jahre ist Gunnar George Chef der Möbelkette Kika/Leiner. Zu kurz, um den 30-jährigen Investitionsstau zu beheben, der sich unter der Familie Koch akkumuliert habe, sagt der deutsche Manager. Während Mitbewerber Lutz drei Jahrzehnte erfolgreich arbeitete und zum Branchenführer aufstieg, sei die Leiner-Eigentümerfamilie „mit sich selbst beschäftigt gewesen“, sagt George zur „Presse“. „Ein Familienunternehmen verkauft man nicht, weil es stark prosperiert“, hatte er zuvor bereits vor versammelten Medien klargestellt. Heute, drei Jahre nach seinem Antritt, schreibt Kika/Leiner bei 800 Mio. Euro Umsatz eine schwarze Null – aber auch nicht mehr. Fünf Prozent Rendite sollen es im Optimalfall werden.
Die neue Mutter, die deutsch-südafrikanische Steinhoff-Gruppe, trug dazu jüngst nicht bei. Sie – und nicht die Koch-Ära, die 2013 endete – war der Grund, wieso George am Montagvormittag eilig die Konferenz einberief: Steinhoff hat nach sechs Wochen Verhandlung eine Finanzspritze für Kika/Leiner bewilligt. Dass das nötig geworden war, war Steinhoff selbst geschuldet. Im Dezember ließen die Südafrikaner die Bombe platzen und gaben Bilanzunregelmäßigkeiten in großem Stil zu. Sie kappten in der eigenen Not die internen Geldzahlungen – das sogenannte Cash Pooling – an die Töchter. Kika/Leiner, das selbst kaum Kredite und keine Immobilien besitzt, sollen plötzlich kolportierte 80 Mio. Euro gefehlt haben.