Die türkische Justiz wirft den Ärzten Terrorpropaganda vor.
Istanbul. Der Krieg sei „ein Problem für die öffentliche Gesundheit“, ein Problem, das „irreparable Schäden“ hinterlasse: „Nein zum Krieg, Frieden, jetzt sofort!“ Der türkische Ärztebund TTB hat jüngst eine Friedenspetition veröffentlicht, angesichts der türkischen Offensive im syrischen Kurdengebiet Afrin. Nun hat die Justiz die Verhaftung von elf führenden TTB-Mitgliedern angeordnet und Razzien gegen zahlreiche Ärzte durchgeführt. Acht der Mediziner seien zwischenzeitlich bereits verhaftet worden, hieß es am Dienstag.
Bereits zuvor hat der Präsident Recep Tayyip Erdoğan die Erklärung der Ärzte scharf angegriffen. Das seien keine Intellektuelle, sondern Diener des Imperialismus – und vor allem Verräter, so Erdoğan. Die Zeitung „Hürriyet“ berichtet, dass die Staatsanwaltschaft die Ermittlungen gegen die Ärzte nach der Aussage Erdoğans eingeleitet habe. Seit Beginn der türkischen Offensive sind Dutzende Menschen in der Türkei verhaftet worden, denen Terrorpropaganda für die YPG vorgeworfen wird. Die syrisch-kurdische YPG gilt als Schwesterorganisation der PKK.
Sotschi: Opposition reist ab
Die türkische Operation „Olivenzweig“ in Syrien begann am 20. Jänner – und sie ist auch ein Thema im russischen Sotschi, wo derzeit die syrischen Friedensgespräche auf Einladung Moskaus in Zusammenarbeit mit Ankara und Teheran laufen. Der Beginn in Sotschi verlief holprig, zumal Teile der Opposition gar nicht teilnehmen, und ein anderer Teil vorzeitig abgereist ist. Sie warfen Moskau vor, Werbung für die syrische Regierung zu machen. Die Anliegen der abgereisten Opposition soll nun die türkische Delegation vortragen. Bei der Rede des russischen Außenministers Sergej Lawrow kam es zu lauten Auseinandersetzungen zwischen den Delegierten. (ag.)
("Die Presse", Print-Ausgabe, 31.01.2018)