Nachdem sich Luciano Benetton 2008 zurückzog, ging es mit Benetton bergab. Jetzt kehrt der italienische Unternehmer an die Spitze des Aufsichtsrats zurück.
Mit 82 Jahren übernimmt der italienische Großunternehmer Luciano Benetton wieder das Ruder seiner Modegruppe. Der Aufsichtsrat des norditalienischen Unternehmens ernannte ihn zum exekutiven Verwaltungsratspräsidenten anstelle des Managers Francesco Gori. Dieser bleibt als Aufsichtsratsmitglied aktiv, teilte Benetton in einer Presseaussendung am Mittwoch mit. Luciano Benetton hatte beschlossen, wieder eine Spitzenfunktion in seinem Konzern zu übernehmen, nachdem er sich vor Jahren zurückzog und die Führung einigen Managern überlassen hatte. Die Ergebnisse enttäuschten den Modeunternehmer zutiefst.
Der Modekonzern Benetton hat zuletzt schwierige Zeiten erlebt. Vor über einem Jahr war Alessandro Benetton, Sohn von Luciano Benetton, aus dem Board des Unternehmens ausgestiegen, weil er mit den Umstrukturierungsplänen für den Modekonzern, die sein Onkel Gilberto vorantreibt, nicht einverstanden war. Mehrere hundert Jobs wurden im Unternehmen, das die Konkurrenz von Textilriesen wie Zara und H&M stark zu spüren bekommen hat, gekürzt.
Küssende Nonnen, blutgetränkte Kleidung, Menschen in der US-Todeszelle und Neugeborene mit Nagelschnur. Der mittlerweile 75-jährige Fotograf Oliviero Toscani hat in der Vergangenheit immer wieder provoziert. Und zwar mit den Werbekampagnen für Benetton. Nach einer (Zwangs-)Pause ist er jetzt zurück. Nonne und Priester 1991. Benetton
Provokation in der Werbung ist nichts neues. Was für einen Aufreger sorgt, bleibt im Gespräch und sorgt für Aufmerksamkeit. Oliviero Toscani trieb es mit seinen Kampagnen, die auch eine gesellschaftspolitische Botschaft hatten, aber auf die Spitze. Engelchen und Teufelchen 1982. Benetton
Eine Kampagne mit Bildern von zum Tode verurteilten Häftlingen ging 2000 dem damaligen operativen Konzernchef Luciano Benetton dann doch zu weit. Die Reaktionen waren auf diese Kampagne, die mit "Dem Tod ins Gesicht sehen" betitelt wurde, extrem. Noch extremer als bei den vielen Aufregern zuvor. Der US-Bundesstaat Missouri klagte Benetton sogar. Der Fotograf soll nicht gesagt haben, warum er die Häftlinge wirklich fotografiert habe. Benetton
2011 probierte Benetton erneut für Aufregung zu sorgen, allerdings ohne Toscani. Und zwar mit küssenden Fotomontagen von Barack Obama, Angela Merkel und Papst Benedikt XVI. Toscani fand das damals "ordinär und pathetisch". Benetton
Nach 18 Jahren gibt es jetzt erstmals wieder eine Kampagne mit Toscani, die sich jedoch weitaus weniger provokant gestaltet. Auf den beiden Kampagnenmotiven sind Schulkinder aus Ländern wie den Philippinen, Senegal, Burkina Faso und Italien zu sehen. Benetton
"Das Problem der heutigen Welt ist die Integration“, lässt der Fotograf in der Presseaussendung verlauten. . „Die Zukunft wird durch die Art und Weise entschieden, wie wir unsere Intelligenz zu nutzen wissen, um Unterschiede zu integrieren, indem wir Ängste überwinden." Benetton
1989 erhitzte dieses Sujet die Gemüter. Benetton
1991 zierte ein Neugeborenes die Plakatwände. Benetton
Familienporträt einmal anders 1991. Benetton
Toscanis Antwort auf den Krieg in Ex-Jugoslawien 1994: Die blutverschmierte Kleidung des erschossenen Kroaten Marinko Grago. Benetton
Drei Herzen gegen Rassismus 1996. Benetton
Zwei Pferde beim Geschlechtsverkehr 1996. Benetton
Neue Werbung für Benetton
„Dieses Jahr wird noch schlimmer“
"2008 hatte ich das Unternehmen mit 155 Millionen Euro Aktiva verlassen. 2016 meldete es Verluste von 81 Millionen Euro. Und dieses Jahr wird es noch schlimmer sein. Für mich ist dies ein unerträglicher Schmerz. Daher kehre ich zusammen mit meiner Schwester Giuliana zurück, die mit 80 Jahren wieder begonnen hat, Pullover zu machen", so der Unternehmer im Interview mit der römischen Tageszeitung "La Repubblica" im November.
Zuletzt startete die Modegruppe mit einer Umstrukturierung des Europa-Geschäfts mit Schwerpunkt Straffung des internationalen Retail-Netzes. Die Familie Benetton mischt auch mit der Infrastrukturgesellschaft Atlantia und der Raststättengesellschaft Autogrill mit.