Der Firmenchef hat erklärt, warum Apple das Plugin derart ablehnt. Eine iPad-Werbung mit scheinbar funktionierenden Flash sorgte kurz für Verwirrung. Auch für Google hatte Jobs harte Worte übrig.
Einige Tage nach der Veröffentlichung des neuen Tablet-Computers iPad hielt Apple-Chef Steve Jobs Hof mit seinen Mitarbeitern. Dabei durften ihm Angestellte des Unternehmens diverse Fragen stellen. Die größten Themen waren Google und Adobe, berichtet Wired. Adobe ist im Gespräch, weil deren Flash-Plugin auf vielen Websites eingesetzt wird, der Browser des neuen Apple iPad aber (wie schon das iPhone) dieses nicht unterstützt. Stattdessen werden unschöne Platzhalter angezeigt. Jobs begründet die bewusste Ablehnung damit, dass es zu fehlerbehaftet sei. Das Plugin sei einer der häufigsten Gründe, warum Mac-Computer abstürzen, soll Jobs gesagt haben. Adobe wäre zu faul, um aus seiner Technologie etwas zu machen.
Irreführende iPad-Werbung
Kurz davor hatte ein Werbe-Video für das iPad für Verwirrung gesorgt. Darauf war die Website der New York Times zu sehen gewesen. Offenbar war das Video nachbearbeitet, denn es zeigte die Website samt Flash-Inhalten, berichtet Apple Insider. Inzwischen hat Apple das Video angepasst. Statt der Flash-Bilder sind jetzt die üblichen Platzhalter zu sehen. Flash dient vorrangig für die Darstellung von Web-Videos und interaktiver Inhalte. Steve Jobs sieht aber mehr Zukunft im offenen Standard HTML5, das YouTube derzeit testweise im Einsatz hat.
Das iPad soll den Erfolg von iPod und iPhone wiederholen, die Medienwelt revolutionieren und selbst den Netbook-Hype in den Schatten stellen. Eine ziemlich große Aufgabe für das schlanke Leichtgewichts-Tablet. Neben viel Lob, haben sich jedoch auch schon kritische Stimmen erhoben. Und tatsächlich: Manche Details könnte Apple noch besser machen. (sg)
Einer der Gründe, warum sich Tablets bisher einfach nicht durchsetzen konnten, ist das Design. Bisherige Geräte waren meistens dick, schwer und steckten in einem unansehnlichen Plastik-Gehäuse. Das iPad räumt damit auf: Das Gerät ist nur 1,27 Zentimeter dick und wiegt knapp 700 Gramm.
So schlank und leicht das iPad aber auch sein mag, in die Hosentasche passt das 9,7 Zoll große Gerät auf keinen Fall. "Apple hat vergessen die passenden iPants vorzustellen - mit Hosentaschen, in die das iPad hineinpasst", ätzt etwa die "Computerworld". AP (Marcio Jose Sanchez)
Software gibt es für das iPad in Hülle und Fülle. Es sind zwar zunächst nur zwölf Anwendungen im App Store für das iPad maßgeschneidert. Es können aber alle 140.000 Apps, die auch am iPhone funktionieren, installiert werden. Außerdem gibt es für Ultramobil-Workaholics Programme für Email und Kalender vorinstalliert. Um je rund zehn Dollar können die Büroprogramme aus iWork nachgerüstet werden.
Die Schattenseite: Obwohl der 1-Gigahertz-Prozessor es durchaus ermöglichen sollte, beherrscht das iPad wie das iPhone kein Multitasking. Damit kann es nicht mehrere Programme gleichzeitig ausführen. (c) AP (Marcio Jose Sanchez)
Mit einer Auflösung von 1024 x 768 Pixeln ist das iPad ein feiner Video-Player, der Filmchen in guter Qualität im Vollbild wiedergibt. (c) AP (Marcio Jose Sanchez)
Das Seitenverhältnis von 4:3 ist zwar für viele iPhone-Apps notwendig, für das Betrachten von Videos wäre jedoch ein Verhältnis von 16:9 wünschenswert. YouTube-Videos und zahlreiche Filme haben im Vollbildmodus auf dem ohnehin kleinen Display schwarze Balken.
Das iPad hat die perfekte Größe, um am Dock einen schicken Bilderrahmen abzugeben. Passend dazu ist ein übersichtliches Foto-Programm vorinstalliert.
Worauf Apple vergessen hat, ist eine Kamera. Weder auf der Rückseite, noch auf der Vorderseite (Videotelefonie) ist eine zu finden. In diesem Punkt hat das iPad selbst gegenüber Netbooks einen großen Nachteil.
Ganz klar: Mit dem iBooks Store bringt Apple den E-Books-Platzhirsch Amazon ganz schön ins Schwitzen. In dem schicken virtuellen Regal stehen Bücher im offenen EPub-Format zur Verfügung. Vergangenes Jahr hat Google bekanntgegeben, dass über die "Book Search" mehr als eine Million Bücher in diesem Format zur Verfügung stehen.
Im E-Book-Bereich ist das hochglänzende, LED-hintergrundbeleuchtete Display jedoch eher ein Hindernis. Langes Lesen ermüdet schlicht die Augen. Hier haben eindeutig E-Reader wie Amazons Kindle die Nase vorne. Ihre E-Ink-Displays sind für stundenlanges Lesen geschaffen. (c) Reuters (Kimberly White)
Wahlweise gibt es das iPad nur mit WLAN oder auch mit einem UMTS-Modul. Mobiles Surfen ist also kein Problem und mit dem, dank iPhone, Touch-erprobten Browser Safari sicherlich ein Genuss. Außerdem hat Apple ein GPS-Modul eingebaut, was besonders bei Anwendungen wie Google Maps eine feine Sache ist.
Kein Weltuntergang, aber eigentlich schade: Trotz aller Drahtlos-Verbindungen muss das iPad zum Synchronisieren von Dateien aus dem Heimnetzwerk ans Kabel. Selbst Microsofts Multimedia-Player Zune (hierzulande nicht erhältlich) lässt sich drahtlos synchronisieren.
Das iPad misst an seiner Schmalseite 18,9 Zentimeter - die Tasten der virtuellen Tastatur kann man also selbst mit den ungeschicktesten Fingern nicht verfehlen.
Für das Tippen mit beiden Händen ist es jedoch zu breit und muss auf den Tisch oder Schoss gelegt werden. Im Stehen kann nur mit einer Hand getippt werden. (c) AP (Marcio Jose Sanchez)
Eigentlich wäre es von einem Tablet zu erwarten gewesen, aber das iPad hat keine Handschrifterkennung. Bei Windows-Tablets ist das seit jeher möglich.
"Das gesamte Internet" sollen Benutzer dank des iPad in ihrer Hand halten, frohlockte Steve Jobs. Und in der Tat surft es sich mit dem iPad sehr flott, wie erste Erfahrungsberichte zeigen. (c) Apple
Leider hat sich Herr Jobs geirrt. Zum "gesamten Internet" würde auch das inzwischen auf so gut wie allen Computern verbreitete Flash-Plugin gehören. Aber wie beim iPhone verweigert auch das iPad hier das Adobe-Produkt. Grund genug für Adobe, einen bösen Blogeintrag dazu zu veröffentlichen. (c) REUTERS (KIMBERLY WHITE)
Pluspunkte und Schwachstellen
Jobs: Google will das iPhone umbringen
Für den YouTube-Betreiber Google hatte Jobs auch wenig positive Worte übrig, heißt es in den Berichten. Angesprochen auf Googles Vorstoß in den Mobilfunksektor soll Jobs gesagt haben: "Täuscht euch nicht, sie wollen das iPhone umbringen." Und ergänzte kämpferisch: "Wir werden sie nicht lassen." Wenig später tat er Googles Motto "Don't be evil" als "Bullshit" oder "Ladung Mist" ab. Über die genaue Wortwahl sind sich die Medienberichte nicht einig, fest steht aber, dass es keine sonderlich positive war.
Google umgeht Apples Restriktionen
Mit seinem Wunsch nach mehr HTML5 spielt der Apple-Gründer Google aber in die Hände. Denn je mehr Applikationen ins Web ausgelagert werden können, desto weniger werden proprietäre Anwendungen, wie etwa im App Store, verkauft werden können. Google hat mit seiner Telefonie-Anwendung "Voice" und dem Ortungsprogramm "Latitude" schon zweimal bewiesen, wie man den App Store umgehen kann und Anwendungen für das iPhone ohne den Umweg über Apple an den Benutzer bringen kann.
Analysten haben die Fertigungs-Kosten des günstigsten iPads auf rund 270 Dollar berechnet. Der Verkaufs-Preis von rund 500 Dollar bietet laut Experten-Meinung durchaus Spielraum für Preissenkungen.
Steve Jobs dominiert Apple wie zuletzt Henry Ford seine Autofirma. Als "kompetenter Tyrann" hat er den PC-Hersteller zum Maß aller Unterhaltungsdinge gemacht. Heute ist die Firma mehr wert als Google.
Warum lassen wir uns schon wieder so gern "veräppeln"? Interview mit Konsumpsychologin Simonetta Carbonaro über Ikonendesign, das neue iPad und Apples Achillesferse.
Fujitsu könnte sich wegen des Namens "iPad" mit Apple anlegen. Der japanische Hersteller hat bereits 2003 einen Computer unter diesem Namen auf den Markt gebracht. Das US-Patentamt prüft den Fall.
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