Eigentlich ist dem Fahrdienst Uber das Geschlecht seiner Chauffeure völlig egal. Dennoch gibt es einen „Gender Pay Gap“. Forscher der Stanford Universität sind überzeugt, dass sie das Lohngefälle vollständig erklären können.
Der Fahrdienst Uber hat sich beim Thema Sexismus nicht gerade mit Ruhm bekleckert. Ob allerdings ein Uber-Chauffeur männlich oder weiblich ist, hat keine Auswirkung auf die Bezahlung. Möchte man meinen. Denn auch bei Uber-Fahrern gibt es einen "Gender Pay Gap“, wie Forscher der Stanford Universität in einer aktuellen Studie aufzeigen. Laut ihrer Auswertungen von Fahrten in den USA zwischen 2015 und 2017 verdienen Frauen pro Stunde im Schnitt sieben Prozent weniger als Männer.
Zum Vergleich: Die durchschnittliche Österreicherin verdient pro Stunde 21,7 Prozent weniger als der durchschnittliche Österreicher. Allerdings ist dieser Wert noch nicht bereinigt. Wenn man Faktoren wie Branche, Position und Ausbildungsgrad berücksichtigt, bleibt ein nicht erklärbarer Prozentsatz übrig, den viele Ökonomen im oberen einstelligen Bereich ansiedeln. Also gar nicht weit von den Uber-Zahlen entfernt.
Warum sorgt nun genau diese Studie zum Lohngefälle für Diskussionen? Grund ist das Fazit der Forscher: „Wir konnten das Lohngefälle vollständig erklären.“ Und dieses habe nichts mit Diskriminierung zu tun, sondern drei handfeste Gründe.
- Die Fahrgeschwindigkeit. Ein Klischee hat sich auch in der Stanford-Studie bestätigt: Männer fahren schneller als Frauen, dadurch können sie auch mehr Fahrten pro Stunde erledigen.
Die Ortspräferenzen. Männer haben andere Präferenzen bei der Streckenwahl. So sind sie häufiger als Frauen in verkehrsreichen Stadtgebieten unterwegs – und zu Zeiten, in denen es einen Mangel an Uber-Chauffeuren gibt. So können sie den Preis in die Höhe schrauben. - Die Erfahrung. Männer bleiben im Schnitt länger bei Uber und sind auch pro Woche öfter im Einsatz, um ganze 50 Prozent mehr als die Frauen. Dadurch sind Männer auch routinierter und planen ihre Strecke effizienter. Der Wert von Erfahrung sei in anderen Arbeitsumgebungen oft schwer zu messen, räumen die Forscher in der Studie ein. Bei Uber hab man aber einen eindeutigen Zusammenhang gemessen: Ein Uber-Chauffeur – egal ob weiblich oder männlich – mit über 2500 absolvierten Fahrten verdient demnach 14 Prozent mehr pro Stunde als jemand, der erst weniger als 100 Mal für Uber gefahren ist.
Warum Männer nun so viel länger hinter dem Steuer sitzen als Frauen, erklärt die Stanford-Studie freilich nicht. Man könnte natürlich mutmaßen, dass dies an der ungleichen Verteilung der häuslichen und familiären Pflichten liegt. Aber das ist eine andere Geschichte.
>>> Studie: „The Gender Earnings Gap in the Gig Economy“ (Stanford Universität)