Heute ist Weltverbrauchertag. Er geht auf den US-Präsidenten Kennedy zurück, der vor 56 Jahren erstmals die Grundrechte der Verbraucher formulierte.
Es vergeht ja mittlerweile kaum ein Tag, der nicht im Zeichen einer guten Sache steht: Der heutige 15. März ist seit dem Jahr 1983 Aktionstag der internationalen Verbraucherorganisation Consumers International. Das diesjährige Motto: "Digitale Märkte gerechter machen".
Der Weltverbrauchertag geht zurück auf den US-Präsidenten John F. Kennedy, der am 15. März 1962 vor dem Kongress der Vereinigten Staaten drei grundlegende Verbraucherrechte proklamierte:
Das Recht, vor betrügerischer oder irreführender Werbung und Kennzeichnung geschützt zu werden.
Das Recht, vor gefährlichen oder nicht wirksamen Medikamenten geschützt zu werde.
Das Recht, aus vielen Produkten zu marktgerechten Preisen auszuwählen.
Nach zwei Jahren Pause verleiht die deutsche Verbraucherorganisation Foodwatch heuer wieder ihren Negativpreis "Goldener Windbeutel". Gekürt wird die "dreisteste Werbelüge" des Jahres, fünf Produkte standen zur Wahl. Foodwatch
Der Negativpreis geht an Babynahrungshersteller Alete mit seinem "Kinderkeks". Foodwatch kritisiert, dass die Kekse als "babygerecht" angepriesen werden, obwohl sie 25 Prozent Zucker enthalten. "Sie sind damit alles andere als babygerecht, sondern fördern Karies" lautete die Begründung von Foodwatch. Die WHO empfiehlt für Babys explizit Produkte ohne zugesetzten Zucker. Alete mit Sitz im hessischen Bad Homburg wollte den Preis nicht annehmen. Geschäftsführer Peter Hüttmann kündigte an, die Rezeptur des Kekses zu überarbeiten. Dies geschehe unabhängig von dem Negativpreis, sagte Hüttmann. Das veränderte Produkt komme 2018 auf den Markt. Außerdem will das Unternehmen das von Foodwatch kritisierte Wort "babygerecht" von der Packung streichen. Foodwatch
Von der Firma Bauer setzte Foodwatch den "Protein Drink Vanille" auf die Liste. Das Getränk sei 50 Prozent teurer als andere Vanillemilch, "dabei ist das zugesetzte Protein völlig überflüssig und nur ein profitabler Marketing-Trend", kritisierte die Verbraucherorganisation. Bauer erklärte auf Anfrage, das Getränk erfülle den Wunsch der Verbraucher nach "proteinreichen Trendprodukten" und halte die gesetzlichen Vorschriften zur Produktkennzeichnung ein. Foodwatch
Das "Urlegenden Müsli Quinoa, Apfel, Cranberries & Chia-Samen" der Firma Kellog's steht ebenfalls zur Wahl für den "Windbeutel". Das Müsli enthalte nur 2,5 Prozent "Urkorn" in Form von Quinoa, dafür aber 20 Prozent Zucker, Palmöl, Aroma und Zusatzstoffe. "Alles andere als ursprünglich", kommentierte Foodwatch. Kellog's erklärte, das Unternehmen müsse die Vorwürfe zunächst prüfen. Foodwatch
Für den diesjährigen "Windbeutel" nominierte Foodwatch auch "Lacroix Gebundene Ochsenschwanz Suppe" von Continental Foods. Eines suche man in der Ochsenschwanzsuppe vergeblich: Ochsenschwanz. Das Unternehmen erklärte, dass "aus Qualitätsgründen" kein Ochsenschwanz enthalten sei, weil dieser häufig knorplig und sehnendurchwachsen sei. Nur zusätzliche Bezeichnungen wie "original" oder "klassische Ochsenschwanzsuppe" setze die Verwendung von Ochsenschwanz voraus. Foodwatch
Schließlich stand noch das "Becel Omega-3 Pflanzenöl" von Unilever auf der Liste. Das Unternehmen werbe damit, dass das Öl "3x mehr Omega-3 als Olivenöl" enthalte. Der Vergleich ist laut Foodwatch irreführend, denn Olivenöl enthalte naturgemäß nicht besonders viele Omega-3-Fettsäuren. Unilever erklärte, das Becel Omega-3 Pflanzenöl sei ein hochwertiges Pflanzenöl; alle wichtigen Informationen zum Produkt fänden sich auf der Verpackung. Das Unternehmen kritisierte Foodwatch scharf: "Mit der sogenannten Verleihung des goldenen Windbeutels greift Foodwatch deutsche Markenprodukte an, die allen nationalen und europäischen Gesetzen und Vorgaben entsprechen." Foodwatch
In diesem Jahr vergab Foodwatch den Negativpreis zum siebenten Mal. Beim letzten Mal 2014 wählten Verbraucher "Alete Trinkmahlzeiten" zur "Werbelüge des Jahres". Die Wahl für den "Goldenen Windbeutel" lief bis zum 26. November; Verbraucher konnten online abstimmen. >>> zur Abstimmung auf "Foodwatch" Foodwatch
"Goldener Windbeutel" für dreisteste Werbelüge: Negativpreis für Alete
Die Verbraucherzentrale Hamburg suchte nach der "Mogelpackung des Jahres 2017". Bis zum 22. Jänner haben mehr als 42.000 Internetnutzer abgestimmt, fünf Kandidaten befanden sich in der Vorauswahl. Die Konsumentenschützer klagen über versteckte Preiserhöhungen durch Füllmengenreduzierung und fordern von der Politik eine Transparenzplattform. Denn: "Jedes Jahr gehen bei uns über 1.000 Beschwerden diesbezüglich ein. Leider tut sich wenig, um die Situation für Verbraucher zu verbessern" Die Presse (Michaela Bruckberger)
8,6 Prozent der Stimmen Bei gleichem Preis gibt es jetzt 25 Gramm weniger Erdnusslocken von The Lorenz Snack-World pro Packung. Das bedeutet: Die Erdnusslocken sind nun bis zu 12,5 Prozent teurer. Was die Konsumentenschützer ärgert: "Alte und neue Packungen sind nur mit Hilfe der kleingedruckten Mengenangaben auf der Rückseite voneinander zu unterscheiden." In einer Stellungnahme beruft sich Lorenz auf höhere Erdnusspreise. Verbraucherzentrale Hamburg
9,3 Prozent der Stimmen Von einem "Füllmengenkarussell seit 2009" sprechen die Konsumentenschützer bei den Mars Minis von Mars Deutschland. Jährlich wurde die Füllmenge nach unten geschraubt - nur um 2017 wieder auf die alte Menge von 250 Gramm zurückzukehren, verbunden mit einer kräftigen Preiserhöhung. Der Hersteller Mars verweist auf „Preissteigerungen beispielsweise im Rohstoff-, Energie- und Logistikbereich“. Verbraucherzentrale Hamburg
17,6 Prozent der Stimmen Mondelez hat bei seinem Milka Nussini Snack zusammen mit einem Produktrelaunch die Füllmenge von 37 auf 31,5 Gramm reduziert - bei gleichem Preis. Außerdem wurde die Menge der Zutat Haselnuss nach unten gesetzt. Waren es bei der alten Packung noch 14 Prozent, sind es nach dem Relaunch 9,5 Prozent. Der Hersteller antwortet in einem Statement eher ausweichend: "Wir entwickeln unser Sortiment stetig weiter, um unseren Konsumenten Geschmackserlebnisse zu bieten." Verbraucherzentrale Hamburg
27,9 Prozent der Stimmen Bei den zuckerfreien Mentos Pure White Kaugummis hat der Hersteller die Anzahl der Dragees stark reduziert: Statt 50 Stück werden jetzt pro Plastikdose nur noch 35 Stück verkauft. "Bei gleichem Preis von 2,49 Euro ist das eine deftige versteckte Preiserhöhung von 43 Prozent bezogen auf die Stückzahl", rechnet die Verbraucherzentrale Hamburg vor. Beim Mentos verweist man auf die veränderte Rezeptur. Verbraucherzentrale Hamburg
36,5 Prozent der Stimmen Der Inhalt des Müslis Vitalis schrumpfte mit dem Verweis auf eine "verbesserte Rezeptur" von 600 auf 500 Gramm bei gleichem Preis. Das entspricht einer versteckten Preiserhöhung von 20 Prozent. Das Urteil der Konsumentenschützer: "Dr. Oetker hat nicht nur die Reduzierung der Füllmenge raffiniert verborgen, sondern Verbrauchern auch noch einen höheren Zuckeranteil und weniger Vollkorn als verbesserte Rezeptur verkauft." Klicken Sie weiter zu den Mogelpackungen des Vorjahres Verbraucherzentrale Hamburg
7,2 Prozent der Stimmen Mit 400 Gramm statt 530 Gramm weniger Inhalt pro Glas, beinahe unveränderter Rezeptur und unverändertem Preis hat es die Mirácoli Pasta Sauce auf die Mogelpackungsliste geschafft. Versteckte Preiserhöhung: bis zu 32,5 Prozent. Der Hersteller Mars begründete die kleinere Glasgröße in einer Stellungnahme übrigens damit, dass dies der Wunsch vieler Verbraucher sei. Verbraucherzentrale Hamburg
9,3 Prozent der Stimmen Die Milka-Weihnachtsmänner haben abgespeckt: Statt 210, 130 sowie 60 Gramm gab es sie nur noch mit 175, 100 sowie 50 Gramm zu kaufen. Die versteckten Preiserhöhungen beziffern die Konsumentenschützern zwischen drei und 20 Prozent. Hersteller Mondelez begründet die kleineren Größen mit dem neuen Design der Weihnachtsmänner. Außerdem werde der Inhalt auf der Verpackung klar und deutlich ausgewiesen. Verbraucherzentrale Hamburg
10,1 Prozent der Stimmen Still und heimlich wurde der Crunchips-Inhalt von 200 Gramm auf 175 Gramm reduziert. Obwohl alles andere (Aufmachung, Packungsgröße und freilich auch der Preis) unverändert blieb, bemerkten Kunden den Schwindel und beschwerten sich bei den Konsumentenschützern. Hersteller Lorenz Bahlsen Snack-World meint, die Konkurrenz sei „schuld“ an der Füllmengenreduzierung, schließlich hätten dort die Produkte immer schon 175 Gramm gewogen. Verbraucherzentrale Hamburg
35,1 Prozent der Stimmen "Das ist wirklich dreist": Zum Wiederholungstäter küren die Konsumentenschützer aus Hamburg den Lebensmittelkonzern Nestlé. Dieser hat nämlich in den vergangenen Jahren dreimal die Füllmengen der Choco Crossies reduziert, 2016 schließlich von 160 Gramm auf 150 Gramm. Vor ein paar Jahren waren noch 200 Gramm enthalten. Begründung von Nestlé: "Die Rohstoffpreise für Kakaobutter und insbesondere Mandeln sind deutlich gestiegen". Das sei aber nur die halbe Wahrheit, kritisiert die Hamburger Verbraucherzentrale: "Vor sechs Jahren (2010) waren zumindest die Weltmarktpreise für Kakao genauso hoch." Verbraucherzentrale Hamburg
38,1 Prozent der Stimmen Das berühmte Mineralwasser von Evian wurde auf einem Schlag um fast 50 Prozent teurer. Während die Füllmenge von 1,5 auf 1,25 Liter schrumpfte erhöhten einige Händler zusätzlich auch noch die Preise. Die versteckte Preiserhöhung beträgt den Konsumentenschützern zufolge bis zu 47 Prozent. In der Flasche ist nach wie vor das gleiche Wasser aus der selben Quelle. Konsumenten werden laut Verbraucherzentrale Hamburg mit Begründungen wie "wir (wollen) der Quelle nicht mehr Mineralwasser entnehmen, als sie auf natürlichem Weg reproduzieren kann" abgespeist. Verbraucherzentrale Hamburg
Die Hamburger Verbraucherzentrale spürt bereits seit 2005 Mogelpackungen auf. >>> Die gesamte Liste finden Sie hier Verbraucherzentrale Hamburg
Versteckte Preiserhöhung: Das sind die "Mogelpackungen des Jahres"
Seit Kennedys Forderungen hat sich viel getan, zahlreiche Gesetze wurden erlassen, zahlreiche gut organisierte Verbände setzen sich mit professionellem Marketing für die Rechte der Konsumenten ein. Doch noch immer werden grundlegende Verbraucherrechte nicht eingehalten, sei es durch Kartellbildung oder irreführende Werbung, die Verbraucherschützer mithilfe von Negativpreise aufzeigen. In Deutschland sorgt etwa Foodwatch mit dem "Goldener Windbeutel" für Furore, der jährlich die "dreistesten Werbelügen" fokussiert:Nicht weniger bekannt sind die "Mogelpackungen" der Verbraucherzentrale Hamburg, die Unternehmen immer wieder in Erklärungsnot bringen: In Österreich setzen sich unter anderem der VKI (Verein für Konsumenteninformation) und die Arbeiterkammer (AK) für die Verbraucher ein. Die AK hat anlässlich des Weltverbrauchertags zahlreiche Forderungen formuliert, mit Kennedys Verbraucherrechten haben diese nur noch wenig zu tun.
Was die AK fordert:
Für Mieter: Ein einheitliches Mietrechtsgesetz mit klaren gesetzlichen Mietobergrenzen, die Abschaffung von Befristungen, die Streichung der Grundsteuer und Versicherungen aus dem Betriebskostenkatalog – und ein Aus der Maklerprovision für Mieter.
Für Kläger: Die Einführung einer Sammelklage und eines Musterverfahrens für Konsumenten.
Für Schuldner: Unternehmen soll jener Mehraufwand, der ihnen durch säumige Schuldner entsteht, abgegolten werden. „Aber das sollte kein lukratives Geschäft zu Lasten von KonsumentInnen sein“, so die AK.
Für Passagiere: Die Einführung einer Insolvenzsicherung für Fluglinien. Die Insolvenz der Air Berlin habe deutlich gezeigt, dass es hier Bedarf gibt.
Für die Privatsphäre: Klagsbefugte Verbände – wie die AK – sollen die Klagsbefugnis bei Datenschutzverstößen Befugnis bekommen, damit gegen Datenschutzverstöße gerichtlich vorgegangen werden kann.
Übrigens: Zur Feier des Tages bietet der VKI kostenlos Beratung an. Außerdem steht unter konsument.at 24 Stunden lang das Onlinearchiv der Test-Zeitschrift "Konsument" mit fast 1900 Produkttests gratis zur Verfügung.