Saudischer Kronprinz: Frauen sollen selbst über Kleidung entscheiden

Mohammed bin Salman will seinem Land einen moderneren Kurs verpassen.
Mohammed bin Salman will seinem Land einen moderneren Kurs verpassen.APA/AFP/TOLGA AKMEN
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Kronprinz Salman bricht zu einer einwöchigen Promo-Tour in die USA auf und gab zuvor dem US-Sender CBS ein ausführliches Interview, in dem er seinen Reformer-Kurs erklärt.

Der saudische Kronprinz Mohammed bin Salman trifft am Dienstag zur großen Image-Tour in den USA ein. Der Iran als gemeinsamer Feind wird US-Präsident Trump und seinen Gast weiter zusammenschweißen. Salman hat alle Macht in Saudiarabien auf sich vereint, auch wenn sein Vater, König Salman offiziell noch an der Macht ist. Mit seiner "Vision 2030" versucht er, das streng religiöse Saudiarabien in eine modernere Zukunft zu führen. Um auch die US-Amerikaner von seiner Idee und der neuen Offenheit des Landes zu überzeugen, gab der Prinz erstmals einem US-Sender ein TV-Interview. In der CBS-Sendung "60 Minutes" stand er Interviewerin Norah O'Donnell, die ihm unverschleiert gegenüber saß, Rede und Antwort.

Der reformorientierte saudische Kronprinz will Frauen keine Verhüllung von Kopf und Gesicht und keine langen schwarzen Roben (Abaya) mehr vorschreiben. Die Gesetze auch des islamischen Scharia-Rechts seien in der Frage sehr klar, sagte Mohammed dem Sender CBS in einer Ausstrahlung vom Sonntagabend: "Frauen sollen anständige ("decent") und respektvolle Kleidung tragen, ebenso wie Männer."

Das setze nicht unbedingt eine schwarze Abaya oder eine schwarze Kopfverhüllung voraus. "Die Entscheidung, welche dezente und respektvolle Kleidung sie tragen wollen, liegt vollständig bei den Frauen." Neben der Erlaubnis für Frauen, ab Juni Autofahren zu lernen, will er sich auch für eine höhere Beschäftigungsquote von Frauen in Saudiarabien einsetzen. Derzeit sind nur 22 Prozent der Frauen berufstätig. Für gleiche Arbeit solle auch gleiche Bezahlung festgeschrieben werden. Man sei schon einen weiten Weg gegangen, auch wenn es immer noch Frauenrechte gebe, die der Islam gewähre, die in Saudiarabien noch nicht eingeführt sind.

König Salman hatte seinen Sohn Mohammed Mitte 2017 zum Kronprinzen und damit zu seinem designierten Nachfolger ernannt. Der Aufstieg des 32-Jährigen hat eine vorsichtige soziale Öffnung in dem streng muslimisch ausgerichteten Königreichs nach sich gezogen. Im September hatte das Land angekündigt, Frauen erstmals das Autofahren erlauben zu wollen.

Strikte Vorschriften lockerer kontrolliert

Es war zunächst unklar, ob die Worte des Kronprinzen eine Änderung für die Kleiderordnung im Königreich bedeuten. Es gibt dazu keine schriftlichen Bestimmungen. Rechtsprechung und Polizei haben aber über lange Zeit einen strikten Dresscode gefordert, der das Tragen einer traditionellen Abaya und in vielen Fällen auch die Verhüllung von Gesicht und Haaren vorsieht. Kontrolliert werden Verstöße von einer eigenen Religionspolizei, deren Macht der Kronprinz zuletzt eingedämmt hat. Auch das Produzenten-Team der Sendung "60 Minutes" wurde auf der Straße von Religionspolizisten aufgehalten, die Produzentin aufgefordert, sich zu verhüllen. Früher wäre man dafür ins Gefängnis gegangen, sagte Mohammed al-Sheikh, Berater des Kronprinzen und Mitglied des Wirtschaftsrats. Nun komme man mit einer Verwarnung davon.

Über sein Privatleben rede der Kronprinz nicht gerne. Er wisse, dass er reich sei, wolle aber nicht zu viel von sich preisgeben. Ihm sei die priviligierte Position bewusst, seine Famile besitze große Ländereien. "Ich bin nicht Ghandi oder Mandela".

Was die Fehde mit dem Iran betrifft, will sich Saudiarabien stark von seinem schiitischen Nachbarn differenzieren. Das iranische Regime basiere auf purer Ideologie. "Saudiarabien will keine Atombomben anschaffen, aber ohne Zweifel, wenn der Iran eine Atombombe entwickelt, werden wir dem Beispiel so bald wie möglich folgen".

Prinz Salman ist mit 32 Jahren einer der jüngsten Machthaber der Welt. Er könnte rund 50 Jahre lang die Geschicke des Golfstaates lenken, merket Norah O'Donell gegen Ende des Interviews an. "Kann Sie irgendetwas aufhalten?" - "Nur der Tod."

>> Zum Interview auf CBS (verschriftlicht und als Video)

(APA/Reuters/Red.)

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