AUA-Betriebsrat: „Lassen uns das Lohnniveau nicht gefallen“

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Der Streit um mehr Geld für die 4000 Piloten und Flugbegleiter droht zu eskalieren. Ein Streik würde die erstarkte Fluglinie ins Mark treffen. Jetzt soll wieder verhandelt werden. Und zu Ostern wird nicht gestreikt.

Es ist die ewig vertrackte Situation, deren Lösung nur selten einen Kompromiss, meist aber Gewinner und Verlierer zurücklässt. Schreibt ein Unternehmen wenig Gewinn oder gar Verlust, laufen Tarifverhandlungen moderat – wo nichts ist, kann auch nichts draufgelegt werden. Läuft es hingegen gut, steigen die Begehrlichkeiten des Personals.

Diese Erfahrung musste zuletzt die Lufthansa machen, die im Vorjahr einen Rekordgewinn von 2,4 Mrd. Euro machte. Erst nach 13 Streiks und extrem schwierigen Verhandlungen gab es einen Tarifabschluss für Piloten und Flugbegleiter. Jetzt steht ihrer Tochter AUA, die im Vorjahr erstmals ein Betriebsergebnis über 100 Mio. Euro schaffte, ein ebenso harter Schlagabtausch bevor. Streiks inklusive: Die Betriebsversammlung am Donnerstag, gespickt durch einen spontan beschlossenen Warnstreik, der zum Ausfall von 150 Flügen führte, war der Schuss vor den Bug.

Jahrelang keine Erhöhung

„Wir lassen uns das Lohnniveau nicht gefallen“, lautet die Kampfansage von AUA-Bordbetriebsratschef Rainer Stratberger. Er untermauert seine Forderung nach einem deutlichen Gehaltsplus für die 4000 Piloten und Flugbegleiter mit dem Hinweis, dass sogar Billig-Airlines wie EasyJet mehr zahlen. Sogar bei der Lufthansa-Tochter und AUA-Schwester Eurowings springe für die Crews mehr raus - bei der Lufthansa ohnedies. Stratbergers zweites Argument: mehr als die Hälfte des Bordpersonals habe seit 2011 keine Gehaltserhöhung erhalten.

Vergleichszahlen wollten Stratberger und Johannes Schwarcz, Vorsitzender des Fachbereichs Luftfahrt in der Gewerkschaft Vida, am Freitag nicht nennen. Weil Vergleiche wegen unterschiedlicher Tarifmodelle und Abgeltungssysteme schwer möglich sind. Faktum sei, dass Lufthansa-Piloten zum Teil das Doppelte verdienten, so Stratberger.

Mit einer Zahl machte Schwarcz die Kluft im Tarifniveau deutlich: Bei der Lufthansa-Tochter Swiss lägen die Einstiegsgehälter für Flugbegleiter bei 3800 Franken pro Monat, bei der AUA seien es 1533 Euro (inklusive Wochenend- und Nachtdienste). Zum Vergleich: bei „Niki“ wurden anfangs 1390 Euro gezahlt.

Zumindest EasyJet-Niveau

Den Arbeitnehmervertretern geht es naturgemäß nicht um eine Nivellierung nach unten, sondern um mehr Geld – auch wenn sie wissen, dass die AUA durch Eurowings und EasyJet sowie den nun geplanten Markteintritt von Laudamotion und Wizz massive Konkurrenz bekommt. Aber man lasse sich jetzt von Niki Lauda und Michael O'Leary (Ryanair) nicht das Niveau komplett zusammenhauen, so Schwarcz. „Wir wollen auf das Niveau von EasyJet“, gibt Stratberger das Ziel vor. Wie viel mehr das ist? „Deutlich mehr.“

Aber es geht nicht nur ums Geld: Bei Eurowings rückten Co-Piloten nach nur drei Jahren zum Capt'n auf, bei der AUA dauere dies im Schnitt zwölf Jahre. Für die Flugbegleiter fordert Schwarcz konkret ein Einstiegsgehalt von 1700 Euro monatlich.

Der Konflikt um den Kollektivvertrag (KV), der den seit 2015 bestehenden ergänzen soll, schwelt seit Oktober. Seither wird verhandelt - ohne Ergebnis. Und die Fronten werden immer härter. Obwohl manches versöhnlich klingt: „Wir sind stolz auf die starke AUA und den Gewinn, zu dem wir Mitarbeiter sehr viel beitragen haben“, sagt Stratberger und spielt auf den bestehenden KV an. Der sei ein „Wahnsinn“, aber aus der Not des drohenden Konkurses entstanden und berechtigt gewesen. Innerhalb der Lufthansa-Gruppe hat sich die AUA damit freilich das beste Kostenniveau geschaffen und gilt als Benchmark. Diese Position will die AUA-Führung auch nicht verlieren. Ein Streik würde die AUA daher ins Mark treffen.

Jetzt müsse sich was ändern. „Das ist schon das Einzige, wo die Sozialpartner einig sind“, ätzt Stratberger. Dennoch: An einer Eskalation des Konflikts ist ihm nicht gelegen, obwohl die Stimmung der Kollegen „aufgeheizt“ sei. Einen Streik zu Ostern wird es nicht geben. Stattdessen wird nächste Woche wieder verhandelt. „Ich hoffe, dass wir vor dem 15. Mai einen Abschluss haben, um gemeinsam die Geburtstagsparty der AUA feiern zu können.“

AUA-Führung will nachbessern

Auch die AUA-Führung, die zuletzt eine Steigerung der Ist-Gehälter um 2,1 Prozent (auf ein Jahr) angeboten hatte, zeigt sich kompromissbereit: „Im Rahmen einer Gesamtlösung sehen wir die Möglichkeit, die Einstiegsgehälter der Flugbegleiter anzuheben“, sagte AUA-Sprecher Peter Thier.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 24.03.2018)

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