Servus TV setzte am Ende des Doppelinterview-Reigens von Kanzler und Vizekanzler eigene Schwerpunkte. Genauer gesagt zwei: China und Zuwanderung.
Es war der letzte Akt im Reigen der Doppelinterviews von Kanzler und Vizekanzler: am Donnerstagabend im „Talk im Hangar 7 Spezial“ auf Servus-TV. Und da andernorts mehr oder weniger schon alles gesagt war, haben sich die Sendungsverantwortlichen mehr oder weniger auf zwei Themen konzentriert: das Morgenland (sofern man dazu nicht nur den Nahen Osten, sondern auch den Fernen Osten, also China, zählt) und das Abendland (sofern man dazu auch die Integration zählt).
Am Ende gab es dann noch eine kleine Befindlichkeitsrunde. Bei da lässt sich sagen: alles bestens. Heinz-Christian Strache bedauerte sogar, dass er Sebastian Kurz im Wahlkampf Unrecht getan hatte. Nun aber habe man sich besser kennen - und schätzen - gelernt. Und in einem waren sich beide einig: Mit der SPÖ wäre das alles so überhaupt nicht möglich gewesen.
Den größten Raum nahm aber das Abendland ein. Für Heinz-Christian Strache ist dieses „christlich-jüdisch“ und definiert über Sitten und Gebräuche. Und gefährdet sowieso. Grundwerte und Gepflogenheiten, „ein Maximum an Freiheit“ verteidigen will auch Sebastian Kurz. „Es gibt Einflüsse, die nicht zu uns passen, die wir nicht brauchen.“
Beim Kopftuchverbot brachten beide relativ deutlich zum Ausdruck, dass das nur ein erster Schritt sein könnte: Man wolle bei den Kindergartenkindern und Volksschulkindern nun einmal die Opposition ins Boot holen. Und wenn diese dann schon einmal drinnen sitzt, dann könne man auch gleich über eine Ausweitung auf ältere Schüler reden.
Moderator Michael Fleischhacker, ehemaliger Chefredakteur der "Presse" und für seine Verhältnisse sehr sanft, hatte das Thema angestoßen, indem er darauf hinwies, dass der Kopftuchzwang, den etwa die „Religionspolizei“ der Mitschüler ausübe, in den Neuen Mittelschulen (NMS) ja wesentlich größer sei als in den Volksschulen.
Kopftuchverbot auch auf der Uni
Strache meinte, er sei überhaupt für ein Kopftuchverbot in allen Bildungseinrichtungen – also auch auf der Uni – und im öffentlichen Bereich. Und Kurz befand: Die Bürger würden hier nun sehen, „es gibt eine Bundesregierung, die wird dieses Phänomen zurückdrängen.“ Und zur Zuwanderung generell: „Nur weil sie im Fernsehen nicht mehr stattfindet, heißt das nicht, dass es keine illegale Zuwanderung mehr gibt.“ Wer sich illegal hier aufhalte, der müsse das Land verlassen. Tue er das nicht, dann gebe es zur Schubhaft keine Alternative. Und Strache ergänzte: Er habe schon den Anspruch, dafür zu sorgen, dass man nicht zur Minderheit im eigenen Land werde.
In die Falle, ob er der Möglichkeit des „Durchregierens“ wie in China – und da wären wir wieder beim Morgenland – etwas abgewinnen könne, tappte Kurz erwartungsgemäß nicht: Es wäre wünschenswert, wenn es auch in China eine Demokratie gäbe, aber man müsse sich dem Land mit einem „gesunden Realitätssinn“ widmen. Das kann der Kanzler bei seiner China-Reise mit dem Bundespräsidenten nun tun.
Harmonischer als im Servus-TV-Studio kann es dort auch nicht mehr werden.