Wegen der Digitalisierung der Finanzwirtschaft wird ein massiver Kahlschlag bei Banken befürchtet. Eine neue Arbeitsstiftung gibt es bereits, sie ist auf den Wegfall von bis zu 4500 Jobs ausgelegt.
Die Verhandlungen über die Arbeitsstiftung für die Mitarbeiter in den heimischen Banken sind abgeschlossen. Das teilten die Sozialpartner am Montag gemeinsam mit. Wenn in den nächsten viereinhalb Jahren ein Geldhaus Stellen streicht, kommen die betroffenen Beschäftigen in diese Stiftung. Wegen der Digitalisierung der Finanzwirtschaft wird ein massiver Kahlschlag befürchtet.
In Österreichs Banken arbeiten derzeit über 70.000 Mitarbeiter. Viele Jobs sind bedroht, weil die meisten Kunden ihre Bankgeschäfte mittlerweile am Computer oder Smartphone erledigen. Bei etlichen Banken wird das Filialnetz bereits ausgedünnt. Wie die Sozialpartner erinnerten, hat Notenbank-Chef Ewald Nowotny schon 2015 prognostiziert, dass mittelfristig jeder dritte Bankangestellte sein Arbeitsplatz verlieren könnte.
Die Branchenstiftung ist für maximal 4.500 Mitarbeiter ausgelegt, sagte Franz Rudorfer, Geschäftsführer der Bundessparte Bank und Versicherung in der Wirtschaftskammer Österreich (WKÖ), auf APA-Anfrage. Die Banken beteiligen sich mit bis zu 36 Millionen Euro, so Rudorfer. Das AMS steuert 14 Millionen Euro, der Wiener Förderungsfonds WAFF weitere vier Millionen bei.
Durch die Stiftung verlängert sich die Bezugsdauer des Arbeitslosengeldes. Unter-50-jährige können bis zu drei Jahre in der Stiftung für Fortbildungen verbleiben, Über-50-Jährige sogar vier Jahre. Die Stiftung ist vorerst bis 2022 eingerichtet. Rudorfer steht einer Verlängerung aber offen gegenüber, "wenn sie sich bewährt", wie er sagte.
"Die Branchenarbeitsstiftung spielt bei der Abfederung der Folgen des Strukturwandels (Stichwort neue Konkurrenten und dadurch Änderungen der Geschäftsmodelle) der Finanzbranche eine wichtige Rolle, weil sie das Instrument für eine Qualifizierung und Umschulungsmöglichkeit von MitarbeiterInnen zur Verfügung stellt", erklärten die Verhandler in der Aussendung.
Helga Fichtinger, stellvertretende Geschäftsbereichsleiterin in der Gewerkschaft GPA-djp, und Wolfgang Pischinger, Verhandlungsleiter auf Gewerkschaftsseite, sehen die Errichtung der Branchenarbeitsstiftung als notwendig und richtig, damit für all jene Beschäftigten, die den Job verlieren könnten, neue Zukunftsperspektiven ermöglicht werden.
Für Rudorfer und Markus Posch ,Verhandlungsleiter der Arbeitgeber, ist dieser Schritt ebenfalls "eine wesentliche Unterstützung jener Mitarbeiter, die sich entweder beruflich verändern oder sich zusätzliche Kompetenzen aneignen und dem sich in massivem Wandel befindlichen Umfeld der Kreditwirtschaft anpassen".
Die Stiftungsträger sind die Wirtschaftskammer Österreich (WKÖ) und der WAFF (Wiener ArbeitnehmerInnen Förderungsfonds).
(APA)