Keine Dollar mehr mehr wie einst der Iran: Erste Kunden des von US-Sanktionen belegten Aluminiumkonzerns Rusal haben bereits bei der Begleichung der Rechnung auf Euro gewechselt.
Der russische Aluminiumriese Rusal will einem Insider zufolge mit einem Notfallplan die neuen US-Sanktionen gegen Russland umgehen. Kunden seien aufgefordert worden, mit Euro statt Dollar zu bezahlen, sagte eine mit dem Vorgang vertraute Person der Nachrichtenagentur Reuters. Damit folge Rusal dem Beispiel des Iran: Das Land hatte vor ein paar Jahren angesichts der Sanktionen, die wegen des Atomprogramms verhängt wurden, mit Gold, Öl oder japanische Yen für Getreide-Einfuhren bezahlt. "Rusal hat wie der Iran einen Verteidigungsplan ins Leben gerufen", sagte ein hochrangiger Manager eines Anteilseigners von Rusal. Die zu den größten Aluminiumproduzenten gehörende Firma wollte sich nicht äußern.
Die USA hatten vergangene Woche gegen Russland wegen Einmischung in den US-Präsidentschaftswahlkampf weitere Sanktionen verhängt. Die Strafmaßnahmen richten sich gegen sieben Oligarchen und zwölf ihrer Firmen, deren Vermögen in den USA eingefroren werden. Zu den Betroffenen zählt der Aluminium-Tycoon Oleg Deripaska, zu dem auch Rusal gehört. Rusal-Aktien büßten in den vergangenen Tagen an der Moskauer Börse mehr als ein Drittel an Wert ein. Der Preis für Aluminium zog an.
Einige Kunden von Rusal haben dem Insider zufolge bereits bei der Begleichung der Rechnung auf Euro gewechselt. Allerdings brauche die Umstellung Zeit. In Kreisen einer großen US-Bank hieß es, alle Zahlungen würden gegenwärtig auf ein Treuhandkonto fließen. Die US-Sanktionen untersagen amerikanischen Gesellschaften ausdrücklich Geschäfte mit den genannten Oligarchen und Unternehmen. Voraussichtlich werden im Metallhandel engagierte Banken generell sehr zurückhaltend auftreten, nachdem das französische Kreditinstitut BNP Paribas 2015 wegen Verstößen gegen US-Sanktionen eine Strafe von rund neun Milliarden Dollar zahlen musste.
Russland kritisiert US-Sanktionen
Der russische Regierungschef Dmitri Medwedew hat die US-Sanktionen gegen sein Land als "unlauteren Wettbewerb" kritisiert. Dies diene lediglich dazu, Russlands wirtschaftliche Entwicklung einschränken, sagte er am Mittwoch im Parlament in Moskau.
"Es gibt keinen Zweifel, dass wir mit diesem Druck zurechtkommen und diese Handlungen sich letztlich zum Vorteil für unsere Wirtschaft wenden werden", sagte Medwedew. Die USA und Europa hätten Russland die Rolle eines Feindes aufgezwungen. In den vergangenen Jahren habe es viele solcher Schläge gegeben, aber Russland habe sich daran gewöhnt, damit umzugehen.
Die USA hatten am Freitag Dutzende russische Firmen und mehrere Geschäftsmänner mit Sanktionen belegt. Die Börsen und der Rubel reagierten mit massiven Kurseinbrüchen. Moskau hatte Gegenmaßnahmen angekündigt.
(APA/dpa/Reuters)