Die börsenotierte Immofinanz beteiligt sich mit rund 29 Prozent an der S Immo. Gleichzeitig will der US-Investor Starwood bei der Immofinanz einsteigen.
Wien. Das Übernahmekarussell an der Wiener Börse dreht sich. Noch vor wenigen Wochen waren Spekulationen aufgetaucht, dass Immobilien-Tycoon René Benko eine Dreierfusion der heimischen Immobilienunternehmen CA Immo, Immofinanz und S Immo planen könnte. Von einer sogenannten österreichischen Lösung war die Rede. Die S Immo hätte da als Vehikel dienen können.
Nun aber hat die Immofinanz das Heft in die Hand genommen. Denn sie gab am gestrigen Mittwoch bekannt, sich mit rund 29 Prozent an der S Immo beteiligen zu wollen. Ihr gehören auch schon 26 Prozent an der CA Immo. Für das Investment legte der Immobilienkonzern 20 Euro je Aktie auf den Tisch (die Aktie notiert bei rund 17 Euro). In Summe macht das 390 Mio. Euro aus. Verkäufer sind nun die RPR-Gruppe (21,86 Prozent) rund um Investor Ronny Pecik sowie die Signa-Gruppe (7,28 Prozent) rund um René Benko. Sie halten nun keine Anteile mehr an der S Immo (die kartellrechtliche Freigabe muss noch über die Bühne gehen). Erst vor gut einer Woche hatte Benko hier noch aufgestockt.
Die Immofinanz bringt sich mit dem Kauf nun in eine überlegene Position. Und sie schließt auch eine Fusion mit der S Immo nicht zur Gänze aus: „Im Fall einer zukünftigen Zusammenführung der beiden Unternehmen (. . .) könnten erhebliche Synergiepotenziale (. . .) erzielt werden“, heißt es da. Erst im März hatte die Immofinanz die Fusion mit der CA Immo auf Eis gelegt.
Starwood will nur einen Teil
Der Deal platzt mitten in einen anderen: Erst am gestrigen Vormittag hat der US-Immobilieninvestor Starwood sein Übernahmeangebot für die beiden Immobiliengesellschaften CA Immo und Immofinanz vorgelegt. Demnach will sich Starwood mit 26 Prozent an der CA Immo beteiligen, fünf Prozent sollen es bei der Immofinanz sein. Der Deal ist bis zu rund 800 Mio. Euro schwer. Für die CA Immo hat Starwood 27,50 Euro je Aktie geboten, für die Immofinanz 2,10 Euro je Anteilsschein. Doch sind die Angebote cum Dividende. Das bedeutet, dass der Angebotspreis je Aktie um den Betrag einer allfälligen Dividende reduziert werden kann. Die Immofinanz will sieben Cent je Aktie ausschütten, die CA Immo 80 Cent.
Dieser Betrag wäre gegebenenfalls also noch abzuziehen. Die Aktionäre der CA Immo und der Immofinanz haben nun seit gestern, Mittwoch, die Möglichkeit, ihre Aktien anzudienen. Für die CA Immo endet die Angebotsfrist am 16., für die Immofinanz am 30. Mai. Nachfrist ist den Unterlagen zufolge keine vorgesehen. Beide Teilangebote sind zudem unabhängig voneinander, wie Starwood mitteilte – und sie sind auch an keine Mindestannahmeschwellen gebunden. Eine Komplettübernahme beider Firmen sei ebenfalls nicht das Ziel. Die Immofinanz und die CA Immo lehnten eine Stellungnahme vorerst ab. Die Unternehmen haben nun zehn Börsentage Zeit, um zu reagieren. Doch schon im Vorfeld teilte Immofinanz-Chef Oliver Schumy mit, dass der Preis zu niedrig sei, weil er unter der für Immobilienfirmen wichtigen Kennzahl, dem Nettovermögenswert (EPRA NAV) liege. Dieser lag für die Immofinanz per Ende Dezember bei 2,86. Starwood hat sein Angebot seit dessen Bekanntgabe im März auch nicht nachgebessert.
Mit einem Anteil von fünf Prozent befände sich Starwood bei der Immofinanz in etwa auf Augenhöhe mit anderen Investoren. Die Fries-Gruppe hält rund sieben Prozent der Aktien, die CA-Immo fünf Prozent. Die Immofinanz-Papiere kosteten rund 2,12 Euro, die der CA Immo rund 27,4 Euro, S-Immo-Aktien wurden um rund 16,9 Euro gehandelt. (ag./nst)
("Die Presse", Print-Ausgabe, 19.04.2018)