Eine Variante ohne Grüne, die auf zehn Mandaten kamen, wäre möglich, aber eher schwierig. Eine "bürgerliche Koalition" hätte nur eine hauchdünne Mehrheit.
Zumindest drei, wenn nicht vier Parteien braucht es für eine künftige Innsbrucker Stadtkoalition. Eine Variante ohne Grüne, die am Sonntag auf zehn Mandaten kamen, wäre möglich, aber eher schwierig. Eine "bürgerliche Koalition" aus Für Innsbruck (sieben Mandate), ÖVP mit dem gekoppelten Tiroler Seniorenbund (sechs) und den Freiheitlichen (acht) hätte nur eine hauchdünne Mehrheit von 21 Mandaten.
Im derzeitigen Siebener-Stadtsenat hätte die bürgerliche Variante eine Mehrheit. Kommen doch FPÖ mit zwei Mitgliedern sowie FI und ÖVP mit jeweils einem auf insgesamt vier. Ihnen gegenüber würden zwei grüne und ein rotes Senatsmitglied stehen.
Die derzeitige Viererkoalition aus FI, ÖVP, Grüne und SPÖ hätte im Stadtsenat (sollte es bei sieben Sitzen bleiben) eine Mehrheit von fünf und stünde mit 27 Mandaten wesentlich stabiler da.
Gemeinderatswahl in InnsbruckAPA
Denkbare Dreier-Varianten wären auch FI und Grüne einmal mit SPÖ bzw. einmal mit ÖVP. Im ersten Fall käme die künftige Regierung auf ebenfalls dünne 21, im zweiten Fall auf 23. Dreier-Konstellationen mit FPÖ-Beteiligung gibt es - außer der "bürgerlichen" - keine, da ja Grünen-Bürgermeisterkandidat Georg Willi eine Zusammenarbeit mit den Freiheitlichen ausgeschlossen hat.
Georg Willi zieht noch immer, auch nach Jahrzehnten in der Politik. Besonders in Innsbruck. Das Hinauswirken über die ureigensten grünen Wählerschichten bescherte dem 58-Jährigen seinen wohl bisher größten politischen Erfolg: das Einziehen in die Stichwahl mit 30,88 Prozent um den Bürgermeistersessel gegen Amtsinhaberin Christine Oppitz-Plörer (FI, 24,28 Prozent), noch dazu als Erster. Ein Blick auf den Werdegang des grünen Urgesteins. APA/EXPA/ JAKOB GUBER
Geboren wurde Georg Willi am 6. Mai 1959 in Innsbruck. Nach Gymnasium und einem Abiturientenlehrgang an der Handelsakademie studierte er in Innsbruck Ökologie und Rechtswissenschaften. Von 1989 bis 1994 war er für die Vereinten Grünen im Innsbrucker Gemeinderat. Nach der Einigung zwischen VGÖ und Grüner Alternative wechselte Willi 1994 als Klubobmann in den Tiroler Landtag. Bei der Landtagswahl 2003 schafften die Grünen mit ihm als Landessprecher an der Spitze mit 15,59 Prozent ihren bis dahin größten Sieg bei Landes-oder Bundeswahlen. Willi blieb bis 2013 für die Ökopartei im Tiroler Landtag, bis 2012 war er auch ihr Klubobmann.
2013 wechselte er in den Nationalrat. Von dort ist er zurückgekehrt, um der erste grüne Bürgermeister einer Landeshauptstadt zu werden. Ob diese Rechnung aufgeht, wird sich bei der Stichwahl am 6. Mai zeigen. Fest steht hingegen schon jetzt: Zur großen Liebe des leidenschaftlichen Diskutierers zählt die Musik. Der verheiratete Vater eines Sohnes ist als Sänger und Chorleiter tätig.
Zurück zum Politischen: Willi gilt als Prototyp eines bürgerlichen Grünen. Der heimatverbundene bürgerliche Realo, der über den grünen Tellerrand hinausblickt - diese Rolle exerzierte der Innsbrucker auch in diesem Wahlkampf in Perfektion. Und trotzdem oder gerade deshalb sorgte er in den vergangenen Wochen für Verwunderung, als er - analog zu FPÖ-Spitzenkandidat Rudi Federspiel - einen "Kassasturz" nach der Wahl forderte. Eine urtypische Oppositions-Forderung, diesmal in koalitionärem Gewande. (Bild: Alexander Van der Bellen und Willi, 2003) APA
In den finalen Tagen geriet Willis Wahlkampf überhaupt etwas ins Schlingern. Grünen-Vizebürgermeisterin Sonja Pitscheider (links im Bild), nicht mehr auf der Wahlliste vertreten, verkündete ihren Parteiaustritt und begründete dies mit "rechtspopulistischen Mechanismen" der Stadt-Grünen. Mit großer Wahrscheinlichkeit wohl ein Revanche-Foul an Willi, weil er sich im Rennen um die Spitzenkandidatur durchsetzte. Doch dieser Schritt Pitscheiders dürfte eher zu einem zusätzlichen Schub für die Willi-Kampagne geführt haben. APA/THOMAS MURAUER
Seine Sachkompetenz brachte Willi in den vergangenen Jahren den Ruf ein, eine Art Verbindungsmann im Hinblick auf eine Koalition mit der ÖVP zu sein. Letztlich erntete die neue Generation um Landeshauptmann-Stellvertreterin Ingrid Felipe und Klubobmann Gebi Mair mit der schwarz-grünen Regierungsbildung im Jahr 2013 das, was Willi federführend gesät hatte. APA/EXPA/STEFAN ADELSBERGER
Georg Willi: Das grüne Urgestein triumphiert in Innsbruck
Warum das Salzburg-Ergebnis auf den zweiten Blick nicht so schlimm ist und die Partei hoffen sollte, dass Georg Willi die Stichwahl in Innsbruck verliert.
Die Tiroler Landeshauptstadt hat gewählt - und die Grünen sind die großen Sieger: Sie liegen in Innsbruck vor der FPÖ. Der Grüne Georg Willi und Amtsinhaberin Christine Oppitz-Plörer ziehen in die Stichwahl um den Bürgermeistersessel.