Bei den österreichischen Musikpreisen fehlt genau die Sparte, für die Österreich weltberühmt ist: die sogenannte E-Musik.
Wird ein preisgekrönter Rapper sich als Gangsta erweisen? Wird einer der neuen Amadeus-Preisträger die Regierung kritisieren? Die Musikindustrie? Oder gar den ORF? Spätestens um Mitternacht werden wir es wissen. Eines wissen wir jetzt schon: Der österreichische Musikpreis, der nur deshalb nach dem Falco-Hit „Rock Me Amadeus“ (1985) benannt sein kann, weil einst im Fürsterzbistum Salzburg (und später in Wien und Prag) ein Komponist namens Wolfgang Amadé Mozart (1756–1791) wirkte, hat für Musik in dessen Tradition keinen Platz. Seit 15 Jahren werden dort keine Preise für Klassik vergeben.
Mangelnde kommerzielle Relevanz der Klassik sollte nicht der Grund sein: Die CD-Verkäufe in diesem Bereich sind relativ stabil, während sie etwa im Bereich Elektronic/Dance (so heißt eine Amadeus-Kategorie) sinken. An mangelnder Coolness der sogenannten E-Musik kann es nicht liegen, schließlich gibt es sehr wohl einen Amadeus-Preis in der programmatisch uncoolen Kategorie Schlager/Volksmusik. Übrigens auch nicht an mangelnder Uncoolness: Etliche Klassikstars werden so peinlich vermarktet (Geigerinnen in glitzernden Minikleidern etc.), dass sie zumindest optisch durchaus zu den ärgeren Ästhetik-Exzessen des Austropop passen würden. Und überhaupt, wie Falco über Mozart wusste: „Er war ein Superstar, er war populär...“
Nein, schuld ist wohl, dass eine Trennung, die jeder zweite Festivalredner leugnet und/oder oder zu bekämpfen aufruft, noch immer existiert: die in U- und E-Musik. Kann sein, dass sie sinnvoll ist. Aber vielleicht sollten wir – wenn uns die heurige Amadeus-Gala keine anderen Debatten nahelegt – einmal darüber reden.