Gipfel in Panmunjom

Koreanische Friedensoffensive

Zur Schau getragene Fröhlichkeit: Nordkoreas Diktator, Kim Jong-un (l.), und Südkoreas Präsident, Moon Jae-in, wollten den TV-Kameras aus aller Welt zeigen, wie gut sie sich vertragen.
Zur Schau getragene Fröhlichkeit: Nordkoreas Diktator, Kim Jong-un (l.), und Südkoreas Präsident, Moon Jae-in, wollten den TV-Kameras aus aller Welt zeigen, wie gut sie sich vertragen.(c) Imago/UPI Photo
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Bei ihrem historischen Treffen beschlossen Nordkoreas Staatschef und Südkoreas Präsident erste Annäherungsschritte - und setzten dabei stark auf medienwirksame Symbolik.

Tokio/Seoul. Eine Minute vor 18 Uhr war es endlich so weit. Südkoreas Staatschef, Moon Jae-in, und Nordkoreas Führer, Kim Jong-un, setzten am Freitag ihre Unterschrift unter eine gemeinsame Erklärung von Panmunjom. Diese Deklaration soll 65 Jahre nach dem Waffenstillstand im Bruderkrieg endlich den Frieden besiegeln. Mehr noch: Nordkoreas Diktator versicherte schriftlich seinen Willen zur "vollständigen atomaren Abrüstung". Allerdings ist das bisher nicht viel mehr als eine Absichtserklärung. Aber immerhin beschlossen beide Staatschefs, die "komplette Denuklearisierung" der koreanischen Halbinsel zu erreichen.

Konkrete Schritte zum Ablauf dieses historischen Abrüstungsprozesses enthält die Erklärung jedoch nicht. Auch gibt es bisher keine Angaben dazu, wie diese Willenserklärung überprüft werden könnte. Nach der herzlichen Umarmung beider Staatenlenker versicherte Gastgeber Moon dennoch: "Es gibt kein Zurück mehr." Und: "Es beginnt eine neue Ära des Friedens."

Kim Jong-un erklärte, Nordkorea wolle ein "neues Kapitel" in den Beziehungen zu Südkorea aufschlagen. "Aber wichtig ist, dass die Beschlüsse umgesetzt werden. Wenn nicht, werden wir unser Volk enttäuschen." Schon vom 1. Mai an sollen alle feindseligen Handlungen entlang der Demilitarisierten Zone (DMZ) eingestellt werden. Als Erstes wird wohl die gegenseitige Beschallung der Grenzanlage durch Propagandalautsprecher abgeschafft, was Südkorea im Vorfeld des Gipfels bereits realisiert hat. "Die DMZ wird zu einer Friedenszone werden", verspricht die gemeinsame Erklärung. "Auf der koreanischen Halbinsel wird kein Krieg mehr ausbrechen." Beide Staaten wollen regelmäßige Gespräche über die militärische Entspannung an dieser Grenze führen. Auch humanitäre Hilfe und Treffen getrennter koranischer Familien sind geplant.

2018 Zentimeter voneinander entfernt

Ein besonderes Augenmerk wurde auf die TV-wirksame Symbolik gelegt, angefangen von der Wahl des Kontrollpunktes Panmunjom als Tagungsort: Kim Jong-un überschritt als erster nordkoreanischer Führer die Demarkationslinie, zog dann seinen Konterpart Moon Jae-in ebenfalls auf die andere Grenzseite. Der Handschlag fiel so herzlich aus, dass er im nordkoreanischen TV zunächst erst einmal gar nicht gezeigt wurde. Pjöngjang strahlte stattdessen ein Testbild aus.

Am Konferenztisch im Friedenspalast auf der Südseite der Grenze saßen dann die Staatschefs exakt 2018 Zentimeter voneinander entfernt, was die Bedeutung dieses Jahres für den Entspannungsprozess versinnbildlichen sollte. Nach getrennten Mittagessen pflanzten sie gemeinsam eine Kiefer in die Erde, die je zur Hälfte aus den als heilig geltenden Bergen Nord- und Südkoreas herbeigeschafft worden war. Dann begossen Kim und Moon den "Friedensbaum" mit Wasser aus ihren jeweils wichtigsten Flüssen.

Gespräche über Donald Trump

Anschließend spazierten Gast und Gastgeber zu einer blauen Holzbrücke und ließen sich dort zu einem intensiven Gespräch nieder. Offenbar wurden spätestens bei diesem Gedankenaustausch Nägel mit Köpfen gemacht. Südkoreanische Quellen berichten, Moon habe Kim dabei ins Gewissen geredet, auf die USA bei einem möglichen Gipfel mit Präsident Donald Trump Ende Mai zuzugehen und über das Ende des nordkoreanischen Atomprogramms zu verhandeln.

Für Südkorea hat vor allem ein Friedensvertrag Priorität, der den bisher gültigen Waffenstillstand von 1953 auf eine verbindliche Stufe anheben soll. Geplant sind weitere bilaterale Gespräche sowie Verhandlungen mit der damaligen Unterzeichnermacht USA, wenn gewünscht auch unter Einschluss von China. Der Dialog soll beispielsweise auf die Bereiche Visa oder ökonomische Kooperation ausgeweitet werden. So soll in der gemeinsamen Industriezone Kaesong, die sich nahe der Grenzlinie auf nordkoreanischem Territorium befindet, ein Büro mit Mitarbeitern beider Länder eröffnet werden. Nord- und Südkorea wollen unter anderem mit einer Mannschaft bei Sportveranstaltungen wie den Asian Games 2018 teilnehmen.

Der Dialog auf höchster Ebene soll bald fortgesetzt werden. Moon will im Herbst nach Pjöngjang reisen. Er wünschte sich, dass Kim ihn in Seoul besuche. Bisher steht allerdings eine offizielle Einladung aus.

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