Telekom Austria: Umbau, Abbau, Aufbau

(c) Michaela Bruckberger
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Bei der Fusion, die heuer über die Bühne gehen wird, geht es nicht nur um die Kunden. Ab 2014 erwartet Finanzchef Hans Tschuden jährlich Synergien von rund 100 Mio. Euro. Vorerst fallen Kosten an.

Wien (eid). 200.000 Kunden haben 2007 dem Festnetz der Telekom Austria (TA) den Rücken gekehrt, 97.600 waren es 2008. Im Vorjahr gingen 23.300Kunden verloren – wobei es im vierten Quartal gelang, den Trend umzukehren und Teilnehmer zu gewinnen. Das Erfolgsrezept: Kombi-Produkte für Festnetz und Mobilfunk. Um mehr All-inclusive-Angebote auf Basis einer hybriden Infrastruktur anbieten zu können, macht der Konzern nun den nächsten Schritt: Festnetz und Mobilfunk werden fusioniert (die „Presse“ berichtete exklusiv am 12.November). „Die Kunden wollen alle Dienste und Services aus einer Hand, danach richten wir unsere Zukunftsstrategie aus“, sagte TA-Boss Hannes Ametsreiter am Mittwoch. Dieser internationale Trend, dem man folge, verlange auch integrierte Netze: „Mobilfunk braucht Festnetz braucht Mobilfunk.“

Bei der Fusion, die heuer über die Bühne gehen wird, geht es nicht nur um die Kunden. Ab 2014 erwartet Finanzchef Hans Tschuden jährlich Synergien von rund 100 Mio. Euro. Vorerst fallen Kosten an: Heuer wird sich der Cashflow um 80Mio. Euro reduzieren, wie hoch die Belastung 2011 sein wird, wollte Tschuden genauso wenig beziffern wie die Auswirkungen auf das Ergebnis.

Für 2010 bleibt Ametsreiter bei seiner Prognose: Bei einem Umsatz von 4,7Mrd. Euro soll das Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) bei 1,6Mrd. Euro liegen und der Cashflow 800 Mio. Euro erreichen. Die Dividende soll unverändert bei 75Cent je Aktie liegen.

2009 konnte die TA die Erwartungen der Analysten übertreffen: Im Umsatzrückgang von 7,1Prozent auf 4,8Mrd. Euro spiegelt sich die Wirtschaftskrise und die Marktsättigung wider. Das Ebitda erhöhte sich aufgrund eines rigorosen Kostenmanagements um 40,1Prozent auf 1,79Mrd. Euro. In Summe wurden 167Mio. Euro eingespart. Das Betriebsergebnis verbesserte sich um 184,9Prozent auf 343,9Mio. Euro, und der Jahresüberschuss drehte von minus 48,8 auf plus 94,9Mio. Euro. Allerdings fielen 2008 Restrukturierungskosten (vor allem für den Personalabbau) von 632Mio. Euro an, während sich heuer 352Mio. Euro Wertberichtigungen für die Mobilkom-Töchter in Weißrussland und Serbien zu Buche schlugen.

Die Börse reagierte gelassen auf die Ergebnisse und die Fusionspläne: Die Aktie stieg leicht auf 9,88Euro.

Keine Kündigungen

„Der Konzernumbau ist kein Stellenabbauprogramm“, lauten die Signale Ametsreiters an den Betriebsrat. Dieser hat die Zustimmung zur Fusion an eine Arbeitsplatzgarantie geknüpft und will seine Forderungen in einer Betriebsvereinbarung festgeschrieben sehen. Das heißt zwar, dass es zumindest heuer keine Kündigungen geben wird – der Personalstand im Festnetz wird dennoch sinken. Allein durch natürliche Fluktuation verlassen jährlich 300 bis 400Beschäftigte den Konzern. Außerdem sollen mehr Mitarbeiter zur Polizei oder Justiz wechseln und den Sozialplan annehmen. Im Vorjahr reduzierte sich der Personalstand im Festnetz um 678 auf 7893Beschäftigte, davon haben 594 den Sozialplan angenommen. 34 wechselten bisher zur Polizei. 887 sind freigestellt, das heißt, es gibt für sie keine Arbeit. In Summe hatte die TA mit Jahresende 2009 16.573Beschäftigte, davon rund 10.000 in Österreich. Treffen wird die Fusion jedoch das Management, vor allem die zweite Ebene, die halbiert werden dürfte. Der Konzern, der A1 Telekom Austria heißen wird, wird fünf Vorstände haben.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 25.02.2010)

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