Magna in Graz steigt zu einem bedeutenden europäischen Autobauer auf: Heuer will das Unternehmen 200.000 Fahrzeuge für BMW, Mercedes, Jaguar und auch Toyota fertigen.
Wien/Graz. Wer schlanke, nüchterne Roadster mag, darf sich freuen: Im Herbst wird BMW den neuen Z4 vorstellen, einen Sportwagen mit langem Radstand, kurzen Überhängen, gestreckter Motorhaube (BMW nennt sie „Sharknose“) und einem Gewicht von etwa 1400 Kilogramm. Offiziell gaben die Bayern zwar noch keine Details bekannt, das Einstiegsmodell dürfte aber 150 PS haben, die Topmotorisierung kräftige 360 PS. Vor allem eine Eigenschaft zeichnet den neuen Z4 aus: Er wird in Österreich gebaut.
Am Montag gab die bayerische Autofirma bekannt, dass der Roadster bei Magna Steyr Fahrzeugtechnik in Graz gefertigt werden wird. Ende des Jahres startet die Produktion.
Magna wird mit dem jüngsten Auftrag zu einem bedeutenden Autobauer in Europa. Heuer werden etwa 200.000 Fahrzeuge made in Austria die Fabriken in der Steiermark verlassen. Im vergangenen Jahr waren es insgesamt gerade einmal 77.900.
Das Unternehmen, das von Frank Stronach gegründet worden war, hat mit dem Z4 einen wichtigen Auftrag an Land gezogen. Denn damit wird man erstmals auch für ein japanisches Unternehmen Fahrzeuge herstellen. Der BMW-Roadster wurde nämlich gemeinsam mit Toyota entwickelt, die Fahrzeuge teilen sich die Plattform. Die Japaner nennen ihren Sportwagen Supra, er wird mit festem Dach angeboten. Auch wenn es gestern niemand offiziell bestätigten wollte, kann man davon ausgehen, dass der Supra gemeinsam mit dem Z4 gefertigt werden wird.
Jaguar fertigt E- und I-Pace
Auch das britische Traditionsunternehmen Jaguar, das im Besitz der indischen Tata-Group ist, vertraut bei der Fertigung auf steirische Arbeiter: Das Kompakt-SUV E-Pace wird ebenso in Graz gebaut wie das vollelektrische SUV I-Pace, das nach ersten Testfahrten begeisterte Beurteilungen erhielt.
Traditionell wird in Graz auch der Geländewagen G von Mercedes gebaut. Der Auftrag erging bereits 1979, im Sommer vergangenen Jahres rollte der 300.000. Mercedes G aus der Fabrikshalle.
Für BMW fertigt Magna bereits das 5er-Modell (früher auch einmal den SUV X3). Dass man nun auch den Z4 in Graz für den Weltmarkt bauen lässt, sei „ein weiteres Bekenntnis der BMW Group zum Wirtschaftsstandort Österreich“, erklärte Christian Morawa, Chef der BMW Group Austria, am Montag in einer Aussendung.
Das Engagement der Bayern in Graz begann 2003 mit der Produktion des damaligen X3. Seither liefen in der steirischen Landeshauptstadt über 1,2 Millionen BMW und Mini vom Band.
In Steyr in Oberösterreich betreibt BMW zudem sein weltweit größtes Motorenwerk. Etwa 4500 Menschen sind dort beschäftigt, vergangenes Jahr wurden 1,3 Millionen Diesel- und Benzinmotoren mit drei, vier und sechs Zylindern hergestellt. Insgesamt arbeiten 5200 Menschen in Österreich für BMW. Die österreichischen Gesellschaften der Gruppe verbuchten 2017 laut eigenen Angaben mehr als 7,1 Milliarden Euro Umsatz.
Der Autoverkauf macht davon einen geringen Teil aus, 2017 erwirtschafteten die Bayern in Österreich 979 Millionen Euro. Das waren um acht Prozent mehr als 2016, obwohl die Verkäufe hierzulande rückläufig waren. Bei den Zulassungen gab es bei BMW 2017 ein Minus von 1,7 Prozent auf 18.890 Stück, bei Mini betrug der Rückgang 2,5 Prozent (2770 Fahrzeuge).
Umsatz verdreifacht
Magna Steyr verzeichnete heuer deutliche Zuwächse sowohl bei den Stückzahlen als auch beim Umsatz. Die Stückzahlen stiegen im ersten Quartal 2018 dank der Fertigung der 5er-Serie von BMW und wegen des Jaguar-Programms von 8200 auf 40.900. Der Umsatz kletterte von 527 Mio. Dollar auf 1,66 Mrd. Dollar. Das bereinigte EBIT im Segment „Complete Vehicles“ von Magna verbesserte sich von sechs auf 19 Mio. Dollar. Insgesamt erwirtschaftete der kanadische Autozulieferer in den ersten drei Monaten des Jahres 10,8 Milliarden Dollar.
Dass man in Graz bald auch für Toyota Autos bauen wird, ist eine wichtige Entwicklung für Magna. Damit fertigt man nicht mehr ausschließlich nur für Premiummarken.
("Die Presse", Print-Ausgabe, 05.06.2018)