Die Verhandler sind optimistisch: Am Dienstagabend heiße der neue Kika/Leiner-Eigentümer René Benko. Vor dem Deal gab es Querschüsse aus London. Eine Geldspritze über 100 Millionen Euro soll sofort fließen.
Wien. Sofern alles gut geht, trocknet heute Abend die Tinte auf dem Vertrag, der den Tiroler Immobilienunternehmer René Benko zum neuen Eigentümer von 46 Kika/Leiner-Möbelhäusern in Österreich macht.
Und sofern alles gut geht, wird Benkos Signa Holding bei dieser Gelegenheit eine Garantie über 100 Mio. Euro unterzeichnen, die der angeschlagene Möbelhändler dringend benötigt. Nur dank der geglückten Übernahme in letzter Sekunde am vergangenen Donnerstagabend – und der in Aussicht gestellten Finanzspritze – ließ sich das Finanzamt überreden, die fälligen Kommunal- und Lohnsteuern noch eine Weile zu stunden. Wäre der Deal geplatzt, hätte die Kette mit ihren gut 5000 österreichischen Mitarbeitern ohne Verzug beim Insolvenzrichter vorstelligen werden müssen.
Dass der Verkauf des operativen Geschäfts für den viel zitierten symbolischen Euro jetzt noch auf den letzten Metern scheitern könnte, glaubte unter den Verhandler gestern, Montag, niemand mehr ernsthaft. Aber man ist – um es freundlich auszudrücken – verstimmt. Denn zwischen der Aussendung am Donnerstagabend, in der die Rettung der Möbelkette verkündet wurde, und dem heutigen Dienstag lagen fünf Tage mit Störfeuern. „Die Presse am Sonntag“ berichtete.
Von Hedgefonds mit Sitz in der Finanzstadt London war die Rede, die Kika/Leiner lieber in der Insolvenz und die Immobilien einzeln verkauft sehen würden. Und von Interventionen an höchster politischer Adressen in Österreich.
Das alles soll ab Dienstag der Vergangenheit angehören und Kika/Leiner unter der neuen Führung wieder in ruhigeres Fahrwasser kommen. Wie die Strategie aussehen wird, soll erst Ende Juli feststehen. Klar ist aber schon jetzt: Benko kauft eine Möbelkette, die sich mitten in einem Sanierungsprozess befindet, für den die bisherige südafrikanische Mutter Steinhoff erst 30 Mio. Euro der versprochenen 100 Mio. Euro überwiesen hat. Er kauft ein Unternehmen, dessen Umsatz in den vergangenen Monaten durch die negative Berichterstattung über den ausufernden Bilanzskandal bei Steinhoff einbrach.
100 Mio. Euro Schulden
Und Signa übernimmt mit Kika/Leiner laut „Presse“-Informationen 100 Mio. Euro an Kreditverbindlichkeiten. Das ist ein Betrag, der sich überblicken lässt – und wohl durch das laufende Geschäft in absehbarer Zeit gedeckt werden kann. Eine andere Sache sind die Immobilien selbst: Die will Benko für 450 Mio. Euro kaufen – er hat sich allerdings eineinhalb Monate ausbedungen, um die Grundbücher auf unliebsame Überraschungen zu prüfen. Bis Ende Juli könnte er diesen Vertragsteil noch aufkündigen, während das Geschäft in den Möbelhäusern bereits fix auf seine Rechnung läuft. „Solange das nicht hieb- und stichfest abgeschlossen ist, würde ich keine endgültige Entwarnung aussprechen“, sagt Gläubigerschützer Gerhard Weinhofer von der Creditreform. „Aber es ist aus heutiger Sicht realistisch, dass es gut ausgeht.“
So will man das auch in den Verhandlungskreisen sehen. Wenn die Prüfung der Grundbücher noch etwas zutage befördern sollte, ändere das möglicherweise den Preis – nicht aber den Verkauf an sich.
("Die Presse", Print-Ausgabe, 19.06.2018)