Die EU führt im Handelsstreit mit den USA ab Donnerstag Schutzmaßnahmen gegen Stahlimporte ein. Die Industrie soll so vor schwerwiegenden Marktverzerrungen geschützt werden.
Die EU führt an diesem Donnerstag Sonderabgaben auf Stahlprodukte ein, um europäische Hersteller vor schwerwiegenden Marktverzerrungen durch die neuen US-Zölle zu schützen. Der Zusatzzollsatz in Höhe von 25 Prozent werde auf Importe fällig werden, die wegen der US-Zölle zusätzlich in die EU kommen, teilte die EU-Kommission am Mittwoch mit.
An der Verzollung der traditionellen Importmengen ändert sich demnach nichts. Sie werden von der EU als die Durchschnittsmengen der vergangenen drei Jahre definiert. So soll verhindert werden, dass auf Stahlimporte angewiesene Autobauer und Bauunternehmen unter den Schutzmaßnahmen leiden, weil sich die Preise erhöhen.
Fahrzeugherstellerverband verärgert
Der europäische Fahrzeugherstellerverband Acea zeigte sich allerdings dennoch verärgert und betonte, dass angesichts einer steigenden Stahlnachfrage trotz der Freimengen mit steigenden Preisen zu rechnen sei. "Diese Maßnahmen werden unsere Wettbewerbsfähigkeit beeinträchtigen", kommentierte Acea-Generalsekretär Erik Jonnaert. In Europa seien die Stahlpreise schon jetzt sehr hoch.
EU-Handelskommissarin Cecilia Malmström sprach hingegen von einer Entscheidung, die das richtige Gleichgewicht zwischen den Interessen der europäischen Stahlproduzenten und Stahlkonsumenten herstellen solle. "Die US-Zölle auf Stahlprodukte verursachen eine Umlenkung der Handelsströme, die europäischen Stahlproduzenten und Arbeitern ernsthaften Schaden zufügen könnte", erklärte sie. Der EU sei deswegen nichts anderes übrig geblieben, als mit vorläufigen Schutzmaßnahmen zu reagieren.
Bei Eisen und den daraus erzeugten Produkten zeigt sich in der Handelsstatistik zwischen Österreich und den USA ein ambivalentes Bild: Geht es um Roheisen, importiert Österreich mit Waren im Wert von 107 Mio. Euro deutlich mehr als es exportiert (38 Mio. Euro). Geht es hingegen um verarbeitete Bleche und Rohre liegen die Exporte Österreichs mit 107 und 210 Mio. Euro stark über den Werten der Importe aus den USA (0,4 und vier Mio. Euro). Bei den Firmen, die hinter diesen Zahlen stehen dürfte es sich vor allem um die Voest und Schoeller Bleckmann Oilfield handeln. Letztere liefert ja Rohre für die US-Bohrindustrie. APA/HANS KLAUS TECHT
Wie auch überhaupt die Handelsstatistik interessante Hinweise auf konkrete im Export erfolgreiche heimische Unternehmen gibt. So ist mit einem Export-Volumen von 795 Mio. Euro der Bereich alkoholfreie Getränke die stärkste Einzelposition in den Daten der Statistik Austria. Man kann annehmen, dass hierbei vor allem Red Bull ein Treiber der Zahlen ist. Zum Vergleich: Aus den USA wurden lediglich Getränke im Wert von 0,4 Mio. Euro importiert. Fabry
Ebenfalls stark in der Statistik kommen Autos vor. Beim Export von Verbrennungsmotoren liegt Österreich mit 784 Mio. deutlich über den 70 Mio. Euro, die aus den USA importiert werden. Der wahrscheinliche Grund? BMW baut seine X-Modelle in den USA. Die dazugehörigen Diesel-Motoren stammen großteils aus dem Motorenwerk in Steyr. (c) BMW.at
Wenn es jedoch um ganze Fahrzeuge geht, ist die Bilanz relativ ausgeglichen. Einem Exportvolumen von 670 Mio. Euro stehen Importe von 514 Mio. Euro entgegen. Fabry
Anders sieht die Sache jedoch bei Motorrädern aus. Den Exporten von 249 Mio. Euro stehen Importe von lediglich 27 Mio. Euro entgegen. Es fahren halt doch lieber Amerikaner auf einer KTM aus dem oberösterreichischen Mattighofen als Österreicher auf einer Harley Davidson, die in Milwaukee (Wicsonsin) zusammengeschraubt werden. GEPA pictures
Aber auch bei anderen Fahrzeugen hat Österreich die Nase vorn - etwa bei "Hebe- und Fördervorrichtungen" also Kränen. Während aus Österreich Waren im Wert von 237 Mio. Euro exportiert wurden, kamen nur Waren im Wert von fünf Mio. Euro aus den USA nach Österreich. Auch hier hat dieser Exportüberschuss wohl einen Namen. Und zwar den des Salzburger Kranherstellers Palfinger. APA
Doch in welchen Bereichen sind die Amerikaner eigentlich stark im Handel. Einen deutlichen Überhang gibt es bei Medizinischen und pharmazeutischen Erzeugnissen. Hier importiert Österreich mehr als zwei Milliarden aus den USA. Dagegen machen sich die heimische Exporte von ebenfalls 506 Mio. Euro deutlich kleiner aus. Und auch bei chemischen Erzeugnissen liegen die Importe über den Exporten. dpa-Zentralbild/Matthias Hiekel
Stark sind die USA naturgemäß auch bei Flugzeugen und dazugehörigen Teilen. Waren im Wert von 225 Mio. Euro wurden im Vorjahr unter diesem Stichwort nach Österreich importiert. Doch überraschenderweise liegen auch hier die heimischen Exporte mit 290 Mio. Euro darüber. FACC und Diamond Aircraft lassen grüßen. (c) FACC
Ebenfalls eine starke Duftmarke in der Handelsstatistik hinterlässt der Pistolenhersteller Glock. Waffen und Munition im Wert von 295 Mio. Euro wurden 2017 aus Österreich in die USA geliefert. In die Gegenrichtung kamen lediglich Waren im Wert von neun Mio. Euro. EPA
Die Statistik zeigt aber auch, dass es in den USA anscheinend deutlich mehr Numismatiker gibt als in Österreich (was aufgrund der Größe des Landes nicht überraschen sollte). So wurden mit 35 Mio. Euro auch mehr Goldmünzen ex- als importiert (24 Mio. Euro). In Gewicht ausgedrückt waren das fast 38.000 Kilogramm. APA/HANS KLAUS TECHT
Red Bull, Glock und KTM - Österreichs Außenhandel mit den USA
Bereits im Juni hatte die EU-Kommission Vergeltungszölle auf US-Produkte wie Whiskey, Jeans und Motorräder in Kraft gesetzt. Auch sie sind eine Reaktion auf die Einführung von US-Sonderabgaben auf Stahl- und Aluminiumprodukte, die von den Europäern als nicht vereinbar mit den Regeln der Welthandelsorganisation WTO angesehen werden.
"Nationale Sicherheitsinteressen"
US-Präsident Donald Trump begründet die Zusatzzölle "mit nationalen Sicherheitsinteressen". Die EU hält das jedoch für unglaubwürdig und geht davon aus, dass es eigentlich nur darum geht, US-Herstellern Vorteile zu verschaffen.
Die jetzt eingeführten EU-Schutzzölle sind sogenannte vorläufige Maßnahmen, die höchstens 200 Tage in Kraft bleiben können. Dauerhafte Schutzmaßnahmen könnten nach dem endgültigen Abschluss der derzeitigen Marktuntersuchung beschlossen werden. Diese soll nach Angaben aus der EU-Kommission spätestens Anfang des kommenden Jahres enden.
Grund für die vorläufigen Maßnahmen sind Zwischenergebnisse. Sie zeigen deutlich, dass wegen der im März eingeführten US-Sonderzölle in Höhe von 25 Prozent mehr ausländische Stahlerzeugnisse in die EU gelenkt werden. Betroffen von den vorläufigen Maßnahmen sind 23 von 28 untersuchten Produktkategorien.
US-Präsident Donald Trump will mit der Einführung von Zöllen auf Stahl und Aluminium die "Ungerechtigkeiten" für die Handelsbilanz seines Landes reduzieren. Die Liste der von den USA beabsichtigten Güter machen im Gesamtwert nur ein Prozent des US-Importvolumens in die EU aus. "Die Presse" zeigt, welche Produkte 2016 von den USA und der EU am häufigsten in die jeweils andere Region exportiert wurden. Die Daten stammen von der Eurostat. imago stock&people
Die beiden großen Flugzeugbauer Airbus und Boeing kämpfen diesseits und jenseits des Atlantiks um Aufträge bei den Airlines. Exporte aus den USA in die EU: 30,8 Mrd. Dollar Exporte aus der EU in die USA: 18,2 Mrd. Dollar imago/localpic
Bei den Autos hat die EU die Nase vorne. Deshalb überlegen die USA auch eine zehnprozentige Steuer auf Pkw aus Europa, die die USA bereits für Exporte in die EU zahlen müssen. Das würde die deutschen Autobauer hart treffen. Exporte aus den USA in die EU: 7,3 Mrd. Dollar Exporte aus der EU in die USA: 37,7 Mrd. Dollar APA/AFP/JEFF KOWALSKY
Der Vergleich bei den Motoren geht deutlich zugunsten den USA aus. Exporte aus den USA in die EU: 25 Mrd. Dollar Exporte aus der EU in die USA: 11,9 Mrd. Dollar (c) REUTERS (Aaron Josefczyk)
Für die Importe von Medikamenten müssen die USA deutlich mehr ausgeben als die EU mit ihren großen Pharmakonzernen in Europa. Exporte aus den USA in die EU: 15,4 Mrd. Dollar Exporte aus der EU in die USA: 31,2 Mrd. Dollar (c) Bilderbox
Ziemlich ausgeglichen ist der Handelswert bei der Gruppe der medizinischen und pharmazeutischen Produkte zwischen den beiden Wirtschaftsmächten. Exporte aus den USA in die EU: 16,3 Mrd. Dollar Exporte aus der EU in die USA: 17 Mrd. Dollar (c) REUTERS (Mohamed Abd El Ghany)
Bei den Erdölprodukten hat - nicht ganz erwartet - die EU die Nase vorne. Exporte aus den USA in die EU: 5,8 Mrd. Dollar Exporte aus der EU in die USA: 9,2 Mrd. Dollar (c) imago stock&people (imago stock&people)
Auch in dieser Warengruppe ist der von der EU exportierte Warenwert knapp höher. Exporte aus den USA in die EU: 7,2 Mrd. Dollar Exporte aus der EU in die USA: 8,6 Mrd. Dollar (c) Reuters (Vasily Fedosenko)
Auch wenn der Whiskey aus den USA auf der Liste der EU - zumindest medial kolportiert - weit oben steht, bei den Alkoholprodukten insgesamt können die USA der EU bei den Exporten bei weitem nicht das Wasser reichen. Mit einem Wert von 564 Millionen Euro macht der Whiskey mehr als 40 Prozent der US-Exporte aus. Exporte aus den USA in die EU: 1,3 Mrd. Dollar Exporte aus der EU in die USA: 8,9 Mrd. Dollar (c) REUTERS (Rick Wilking)
Welche Produkte zwischen USA und EU am meisten gehandelt werden
Europas Handelsüberschüsse treiben den US-Präsidenten weiter um. "Es ist schrecklich, was sie mit uns machen", klagt Donald Trump. "Sie behandeln uns sehr ungerecht."
US-Präsident Donald Trump droht der EU mit Abgaben auf Autos und Autoteile. Gegenmaßnahmen könnten Milliardenschäden für die US-Wirtschaft zur Folge haben, warnt die US-Kommission.
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