Geschätzt und gefürchtet: Italiens Spitzenmanager Sergio Marchionne
Der italo-kanadische Manager Sergio Marchionne übernahm im Juni 2004 den maroden Turiner Autobauer Fiat und krempelte ihn zu einem Weltkonzern um.
![Mit dem Tod von Fiat-Chrysler-Chef Sergio Marchionne endet eine Ära, die 2004 begonnen hat. Als der damals 51-jährige Marchionne sein Büro in Turin bezog, kannte ihn kaum jemand. Beim Zertifizierungs-Weltmarktführer SGS war er Chef, bevor er zu Fiat gerufen wurde. In Turin fand der Sohn eines Carabiniere aus der bergigen Abruzzen-Region, der mit 14 Jahren nach Kanada ausgewandert war, eine katastrophale Lage vor.](https://img.diepresse.com/public/incoming/ax5m5v-imago1_1532514849774701.jpg/alternates/FREE_1200/imago1_1532514849774701.jpg)
Mit dem Tod von Fiat-Chrysler-Chef Sergio Marchionne endet eine Ära, die 2004 begonnen hat. Als der damals 51-jährige Marchionne sein Büro in Turin bezog, kannte ihn kaum jemand. Beim Zertifizierungs-Weltmarktführer SGS war er Chef, bevor er zu Fiat gerufen wurde. In Turin fand der Sohn eines Carabiniere aus der bergigen Abruzzen-Region, der mit 14 Jahren nach Kanada ausgewandert war, eine katastrophale Lage vor.
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![Seit wenigen Tagen war der Verwaltungsratschef und letzte Patriarch der Dynastie der Fiat-Eigentümer Agnelli, Umberto Agnelli, gestorben. CEO Giuseppe Morchio, der anstelle des Verstorbenen zum neuen Fiat-Verwaltungsratschef aufrücken wollte, war aus Protest zurückgetreten, weil ihm die Agnelli-Erben den Karrieresprung verweigert hatten. Zwei Millionen Euro pro Tag verlor der Konzern, der an den Rande des Abgrunds geraten war. Marchionne stand vor einem Scherbenhaufen.](https://img.diepresse.com/public/incoming/o5du04-imago3_1532514850395284.jpg/alternates/FREE_1200/imago3_1532514850395284.jpg)
Seit wenigen Tagen war der Verwaltungsratschef und letzte Patriarch der Dynastie der Fiat-Eigentümer Agnelli, Umberto Agnelli, gestorben. CEO Giuseppe Morchio, der anstelle des Verstorbenen zum neuen Fiat-Verwaltungsratschef aufrücken wollte, war aus Protest zurückgetreten, weil ihm die Agnelli-Erben den Karrieresprung verweigert hatten. Zwei Millionen Euro pro Tag verlor der Konzern, der an den Rande des Abgrunds geraten war. Marchionne stand vor einem Scherbenhaufen.
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![Mit hartem Sparkurs und neuen Automodellen gab Marchionne dem Bankrott-Kandidaten seinen Stolz als italienische Traditionsfirma wieder zurück.](https://img.diepresse.com/public/incoming/c4p6in-C1EC403A-D5CF-49C0-A48D-640FABE93329_v1_h.jpg/alternates/FREE_1200/C1EC403A-D5CF-49C0-A48D-640FABE93329_v1_h.jpg)
Mit hartem Sparkurs und neuen Automodellen gab Marchionne dem Bankrott-Kandidaten seinen Stolz als italienische Traditionsfirma wieder zurück.
REUTERS
![Für den Mann mit dem runden Gesicht und der Brille, der gerne unkonventionell auftrat, aber intern mit harter Hand und kompromisslosem Verhalten regierte, war dies nur der erste Schritt. Nach einem Streit mit dem Wiener Manager Herbert Demel übernahm Marchionne 2005 persönlich die Führung der Fiat-Autosparte. Im Bild: Mit Italiens Ex-Premier Silvio Berlusconi](https://img.diepresse.com/public/incoming/ok4bv2-imago2_1532514850080101.jpg/alternates/FREE_1200/imago2_1532514850080101.jpg)
Für den Mann mit dem runden Gesicht und der Brille, der gerne unkonventionell auftrat, aber intern mit harter Hand und kompromisslosem Verhalten regierte, war dies nur der erste Schritt. Nach einem Streit mit dem Wiener Manager Herbert Demel übernahm Marchionne 2005 persönlich die Führung der Fiat-Autosparte. Im Bild: Mit Italiens Ex-Premier Silvio Berlusconi
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![Schon wenige Monate nach seiner Ankunft in Turin verkündete Marchionne seine Visionen: Künftig werde es nur noch fünf oder sechs große Autobauer auf der Welt geben. Seine Überlebensstrategie für den kriselnden Autobauer hat der selbstbewusste Manager, der auch vor einem hochkarätigen Auditorium im Wollpullover auftritt, knallhart umgesetzt.](https://img.diepresse.com/public/incoming/124svt-70C6FF1A-9A73-4474-AB36-D0D915DB8C3C_v0_h.jpg/alternates/FREE_1200/70C6FF1A-9A73-4474-AB36-D0D915DB8C3C_v0_h.jpg)
Schon wenige Monate nach seiner Ankunft in Turin verkündete Marchionne seine Visionen: Künftig werde es nur noch fünf oder sechs große Autobauer auf der Welt geben. Seine Überlebensstrategie für den kriselnden Autobauer hat der selbstbewusste Manager, der auch vor einem hochkarätigen Auditorium im Wollpullover auftritt, knallhart umgesetzt.
imago/Italy Photo Press
![Er richtete das über 100 Jahre alte Unternehmen neu aus und führte es zurück in die schwarzen Zahlen. Vor allem die Kooperation mit dem US-Konzern Chrysler, den Fiat 2014 komplett übernommen hat, erwies sich als der erfolgreichste Drahtseilakt in Marchionnes spektakulärer Karriere.](https://img.diepresse.com/public/incoming/fm02rn-B87E9199-8BD9-4361-A49D-E3D21742564D_v0_h.jpg/alternates/FREE_1200/B87E9199-8BD9-4361-A49D-E3D21742564D_v0_h.jpg)
Er richtete das über 100 Jahre alte Unternehmen neu aus und führte es zurück in die schwarzen Zahlen. Vor allem die Kooperation mit dem US-Konzern Chrysler, den Fiat 2014 komplett übernommen hat, erwies sich als der erfolgreichste Drahtseilakt in Marchionnes spektakulärer Karriere.
REUTERS
![Sein überdurchschnittlicher Ehrgeiz brachte Marchionne vor allem Probleme mit dem linken Gewerkschaftsverband FIOM ein, der in Italiens Fiat-Produktionswerken das Sagen hat.](https://img.diepresse.com/public/incoming/wjjrlw-46A7778C-D562-4044-B073-AF58EDF69F71_v0_h.jpg/alternates/FREE_1200/46A7778C-D562-4044-B073-AF58EDF69F71_v0_h.jpg)
Sein überdurchschnittlicher Ehrgeiz brachte Marchionne vor allem Probleme mit dem linken Gewerkschaftsverband FIOM ein, der in Italiens Fiat-Produktionswerken das Sagen hat.
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![Auch bei den Arbeitnehmern war Marchionne wegen seiner Vorgehensweise, die die Rolle der Gewerkschaften wenig berücksichtigt, nicht besonders populär. Die italienische Belegschaft befürchtete vor allem, dass nach der Chrysler-Übernahme fünf italienische Standorte schrittweise abgebaut und ins Ausland verlegt werden könnten. Scharfe Kritik zog sich Marchionne auch mit dem Beschluss zu, den Firmensitz von Turin nach London zu verlegen.](https://img.diepresse.com/public/incoming/m5b39h-imago60082770h_1532515515703382.jpg/alternates/FREE_1200/imago60082770h_1532515515703382.jpg)
Auch bei den Arbeitnehmern war Marchionne wegen seiner Vorgehensweise, die die Rolle der Gewerkschaften wenig berücksichtigt, nicht besonders populär. Die italienische Belegschaft befürchtete vor allem, dass nach der Chrysler-Übernahme fünf italienische Standorte schrittweise abgebaut und ins Ausland verlegt werden könnten. Scharfe Kritik zog sich Marchionne auch mit dem Beschluss zu, den Firmensitz von Turin nach London zu verlegen.
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![2014 entthronte er den langjährigen Ferrari-Chef Luca Cordero di Montezemolo, der in der Formel 1 keine Erfolge mehr erntete, und übernahm selber das Ruder des Luxusauto-Konzerns. Ferrari wurde 2015 von FCA ausgliedert und 2016 mit Erfolg an die Mailänder Börse gebracht.](https://img.diepresse.com/public/incoming/66b450-5D217DB0-E698-44CB-8E14-1CBCFD459823_v0_h.jpg/alternates/FREE_1200/5D217DB0-E698-44CB-8E14-1CBCFD459823_v0_h.jpg)
2014 entthronte er den langjährigen Ferrari-Chef Luca Cordero di Montezemolo, der in der Formel 1 keine Erfolge mehr erntete, und übernahm selber das Ruder des Luxusauto-Konzerns. Ferrari wurde 2015 von FCA ausgliedert und 2016 mit Erfolg an die Mailänder Börse gebracht.
APA
![Nachdem sich Marchionnes Gesundheitszustand massiv verschlechtert hat und vorzeitig abgelöst werden musste, erklärte FCA-Verwaltungsratspräsident John Elkann (im Bild), hat in einem Schreiben an die Mitarbeiter: "Zuerst bei Fiat, dann bei Chrysler und zuletzt bei FCA war Marchionne der beste CEO, den man sich wünschen könnte. Für mich war er ein wahrer Mentor, ein Kollege und ein Freund. Wir haben uns in einer der dunkelsten Phase der Fiat-Geschichte kennengelernt. Dank seiner Intelligenz, seines Durchhaltevermögens und seiner Führungskapazitäten haben wird das Unternehmen retten können."](https://img.diepresse.com/public/incoming/87nc77-17E8EC60-ACC5-42C1-8A86-EE034DBC685B_v0_h.jpg/alternates/FREE_1200/17E8EC60-ACC5-42C1-8A86-EE034DBC685B_v0_h.jpg)
Nachdem sich Marchionnes Gesundheitszustand massiv verschlechtert hat und vorzeitig abgelöst werden musste, erklärte FCA-Verwaltungsratspräsident John Elkann (im Bild), hat in einem Schreiben an die Mitarbeiter: "Zuerst bei Fiat, dann bei Chrysler und zuletzt bei FCA war Marchionne der beste CEO, den man sich wünschen könnte. Für mich war er ein wahrer Mentor, ein Kollege und ein Freund. Wir haben uns in einer der dunkelsten Phase der Fiat-Geschichte kennengelernt. Dank seiner Intelligenz, seines Durchhaltevermögens und seiner Führungskapazitäten haben wird das Unternehmen retten können."
imago/Insidefoto