Al Bano und Romina Power: „Direkter Zugang zu den Herzen“

Al Bano und Romina Power: Das legendäre Duo tritt kommende Woche in Österreich auf.
Al Bano und Romina Power: Das legendäre Duo tritt kommende Woche in Österreich auf.imago/SKATA
  • Drucken

Al Bano Carrisi und Romina Power sind zwar privat kein Paar mehr, treten aber seit drei Jahren wieder zusammen auf. Nun bei La Notte Italiana.

Glänzt mit einer erdbeerigen Nase. Er ist sehr saftig, dicht, wirkt nicht marmeladig, stützende Säure, gute Länge. Ein Prachtkerl!“ Nein, es ist nicht Al Bano Carrisi, der hier so blumig beschrieben wird. Vielmehr handelt es sich um den Primitivo, einen der edelsten Rotweine, die der italienische Barde, Abkömmling einer Winzerdynastie in Apulien, produziert. Die Gegend um Carrisis Geburtsort, Cellino S. Marco, ist eines der ältesten Weinbaugebiete der Welt. Schon vor 3000 Jahren wurden hier Rebstöcke ausgepflanzt. Der Dichter Horaz beschrieb das Gebiet als einen Ort des „ewigen Frühlings“.

Um dieses Gefühl des permanenten Lenzes zu erweitern, braucht es neben dem Wein auch Weib und Gesang. Im Fall des Liedermachers Carrisi war Romina Power die Verkörperung von beidem: sanftmütige Frau und beseelte Sängerin. Ab 1970 machten die beiden gemeinsame Sache. Privat und beruflich. Mit Hits wie „Felicità“, „Tu“ und „Sharazan“ wurde das Duo weit über die Grenzen von Italien bekannt. Den großen Erfolg im fremdsprachigen Ausland können sie sich nicht gänzlich erklären. Al Bano Carrisi meint im Gespräch mit der „Presse“ eher vage, er glaube, dass sie „einen direkteren Zugang zu den Herzen der Menschen haben als andere“. Muss man überhaupt ihre Texte verstehen, um mit ihrer Musik glücklich zu sein? „Wahrscheinlich schon“, sagt Carrisi. „Mithilfe des Internets kann man unsere Lieder aber mittlerweile locker übersetzt bekommen. Sogar auf Russisch.“

Romina Power, die nach einer fünfzehnjährigen Pause seit drei Jahren wieder mit ihrem Ex-Ehemann die Bühne teilt, hat sich mehr Gedanken dazu gemacht. „Italienisch ist eine Sprache, die seit Jahrhunderten in der Musik verwendet wurde. Auch wenn man nichts versteht, die Worte klingen gut.“ Nachsatz: „Das Publikum weiß schon, worum es in unseren Liedern ungefähr geht.“ Immer noch erzeugen die beiden Stimmen diesen angenehm prickelnden Sound. „Als ich vor 18 Jahren mit den Auftritten aufhörte, da war ich vor allem von der Routine ermüdet. Jetzt habe ich wieder viel Spaß am Singen, auch weil wir nicht mehr so exzessiv auf Tournee gehen.“

Zeuge ihres frischen Enthusiasmus kann man am 7. und 8. August bei der von Wolfgang Werner organisierten Notte Italiana in Mörbisch werden. Neben Al Bano & Romina Power stehen auch deren Freunde Toto Cutugno, Ricchi e Poveri und Rossana Potenza auf dem Programmzettel. Das zur rechten Zeit. Auf dem Gipfel einer Hitzewelle, die in sonst eher reservierten Österreichern das mediterrane Herz erwachen lässt.

„Mehr Sonne, mehr Siesta“

Idealisieren wir in Mitteleuropa die Südländer zu sehr? „Inspiration ist überall auf der Welt wichtig. In Italien mag man vielleicht entspannter leben, aber die beste Organisation, die ich kenne, die passiert im Norden“, philosophiert Carrisi. „In Ländern, wo viel die Sonne scheint, gibt es viel Siesta, in den Nebelländern wird mehr gearbeitet.“ Romina Power, Tochter des US-Filmstars Tyrone Power, wuchs in Mexiko, Großbritannien und Italien auf. Sie steht – anders als Carrisi – eindeutig auf der Seite des mediterranen Lebensstils. „Ich bin meiner Mutter sehr dankbar, dass sie aus den USA weggezogen ist. Der amerikanische Lebensstil ist nicht gesund. Diese furchtbare Fast-Food-Kultur der Amerikaner hat Italien nicht erobern können. In Italien ist man stolz darauf, seinen Tisch zu decken und liebevoll gekochtes Essen zu servieren. Und man weiß, dass Leben mehr ist, als die Jagd nach Geld und Ruhm.“

Berühmt war Romina Power aber eigentlich von Geburt an. „Mein Vater war zwar ein Weltstar, aber ich war in einem klösterlichen Internat. Da hab ich nichts von Berühmtheit verspürt.“ Später, als sie sich eigenen Ruhm erworben hatte, ließ sie sich davon nicht korrumpieren. „In den Jahren unseres größten Erfolgs war ich gar nicht so glücklich. Es sind die einfachen Dinge, die dich glücklich machen. Meine Kinder und meine Malerei. Ein schönes Bild fertigzustellen bedeutet mir mehr, als Millionen Platten zu verkaufen.“

ZUR PERSON

Al Bano Carrisi und Romina Power begannen 1970 gemeinsam zu singen. Ihre größten Erfolge wie „Felicità“ und „Sempre Sempre“ hatten sie in den Achtzigerjahren. Romina Power hat mit „Searching for my Father Tyrone Power“ eine Biografie ihres Vaters verfasst. Am 7. und 8. August treten Al Bano und Romina Power bei La Notte Italiana – die große italienische Schlagernacht auf der Seebühne Mörbisch auf, unter anderem gemeinsam mit Toto Cutugno, Ricchi e Poveri, Rossano Potenza. Mehr Infos: www.seefestspiele-moerbisch.at.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 04.08.2018)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.