Bundeskanzler Sebastian Kurz äußerte öffentlich keine Kritik am Putin-Besuch bei der Hochzeit von Außenministerin Karin Kneiss.APA/ROLAND SCHLAGER/APA-POOL
Der Kanzler soll das Gespräch zwischen Kneissl und Putin mitbekommen haben - ohne Möglichkeit der Intervention. Eine Schlüsselrolle beim Einfädeln des Besuchs spielte Margot Klestil-Löffler.
Wien. Mit ihrer Hochzeitseinladung an Wladimir Putin überraschte Karin Kneissl die österreichische Staatsspitze. Nach Informationen der „Presse“ sprach die von der FPÖ nominierte Außenministerin weder mit Bundeskanzler Sebastian Kurz noch mit Bundespräsident Alexander Van der Bellen ihr Vorhaben ab, den russischen Präsidenten zu ihrer Trauung in die Südsteiermark zu bitten.
Kneissl lud das russische Staatsoberhaupt am Rande von dessen Wien-Besuch am 5. Juni im Kunsthistorischen Museum ein. Putin und Van der Bellen eröffneten dort die Ausstellung von 14 Meisterwerken aus der St. Petersburger Eremitage.
Auch Kurz nahm an der Veranstaltung teil – und bekam dem Vernehmen nach mit, wie Kneissl den Kreml-Chef ermunterte, zu ihrer Heirat zu kommen. Intervenieren wollte oder konnte er nicht mehr: Die Einladung war bereits erfolgt, eine Teilnahme erschien anfangs äußerst unwahrscheinlich. Und wer redet schon gern einem Hochzeitspaar drein, wen es auf die Gästeliste setzt?
Die österreichische Außenministerin Karin Kneissl heiratet in Gamlitz, in der Steiermark. 100 Gäste werden bei der Hochzeit erwartet, darunter auch Wladimir Putin. Dieser wird erst bei der eigentlichen Hochzeitslocation, beim Gasthaus Tscheppe, zur Gesellschaft stoßen. (c) APA/ROLAND SCHLAGER (ROLAND SCHLAGER)
Bundeskanzler Sebastian Kurz (ÖVP) reiht sich in die Reihe der Gratulanten; ebenfalls in Tracht. APA/ROLAND SCHLAGER/APA-POOL
Vizekanzler Heinz-Christian Strache ist ebenfalls unter den Gästen. Hier gemeinsam mit seiner Frau Philippa. Wie auch das Brautpaar sind viele Gäste in Tracht zur Hochzeit erschienen. (c) APA/ROLAND SCHLAGER (ROLAND SCHLAGER)
Hier Vizekanzler Heinz-Christian Strache. (c) APA/ROLAND SCHLAGER (ROLAND SCHLAGER)
Russlands Präsident Wladimir Putin wagte ein Tänzchen mit der Braut. Zuvor hatte er der Braut, die ihn vor dem Eingang vom Gasthof Tscheppe erwartete, einen Blumenstrauß überreicht. Inzwischen ist Putin gen Deutschland abgereist. APA/ROLAND SCHLAGER/APA-POOL
Und Putin kam nicht alleine in die Südsteiermark. Er hatte den Don-Kosaken-Chor zur Kneissl-Hochzeit mitgebracht. REUTERS
OPEC-Generalsekretär Mohammad Barkindo ist ebenfalls bereits eingetroffen. (c) APA/ROLAND SCHLAGER (ROLAND SCHLAGER)
Das Medieninteresse ist groß. Bürgermeister Karl Wratschko im Gespräch mit den Medien. Er bezeichnete Gamlitz als "schönste Blumenstadt Europas". Alpbach, das mehrfach als solche ausgezeichnet wurde, wird das freilich anders sehen. Bereits um 8.30 Uhr bezogen erste Medienvertreter in Gamlitz an der südsteirischen Weinstraße Stellung. Mehr als ein Dutzend Kamerateams aus dem In- und Ausland positionierten sich vor und hinter dem Gasthaus des Gamlitzer Bürgermeisters Karl Wratschko. (c) APA/ROLAND SCHLAGER (ROLAND SCHLAGER)
Die Polizei bei der Einsatzbesprechung. Wie viele Polizisten heute im Einsatz sind, wollte man aus Sicherheitsgründen nicht sagen. Die Polizei hat in und rund um Gamlitz ein Großaufgebot an Kräften aufgezogen. Unzählige teils schwer bewaffnete Beamte beobachteten an vielen Stellen entlang der Straße das Geschehen. Das Gasthaus Wratschko sowie der dazugehörige Parkplatz waren nur für geladene Gäste zu betreten und befahren. (c) APA/ROLAND SCHLAGER (ROLAND SCHLAGER)
Das Brautpaar mit Peter Fichtenbauer (FPÖ). APA/ROLAND SCHLAGER
Mit der Kutsche durch Gamlitz. APA/ROLAND SCHLAGER
Kneissl-Hochzeit: Bilder aus der Südsteiermark
Klestil-Löffler zog die Fäden
Im Außenamt war nur der engste Kabinettskreis eingeweiht. Eine Schlüsselrolle wird Margot Klestil-Löffler, der Witwe des Ex-Bundespräsidenten, zugeschrieben. Kneissls Russland-Beauftragte ist mit Putin befreundet; er schenkte ihr und Thomas Klestil 2004 zwei Labradore, Welpen seiner eigenen Hündin. Von 2009 bis 2014 war Klestil-Löffler Botschafterin in Moskau. Nun nutzte sie ihre Kontakte, um den Kreml-Herrscher zur Hochzeit ihrer Chefin zu lotsen. Die frühere First Lady holte Putin am Flughafen in Graz ab und saß auch an der Hochzeitstafel neben ihm.
Im Außenamt sorgen Kneissls umstrittene Hochzeitsdiplomatie und der Knicks vor Putin für einiges Kopfschütteln unter Beamten, die in den vergangen Tagen so manche belustigte bis besorgte Nachfrage von EU-Kollegen erhielten. Auch Internationale Medien hatten das Treffen kritisch kommentiert.
Acht Monate nach ihrer Hochzeit traf Außenministerin Kneissl im Kreml überraschend Russlands Präsidenten. Davor hatte sie mit ihrem Amtskollegen Sergej Lawrow den Auftakt für ein neues Dialogprojekt gesetzt.
Die Leitung der Wiener Diplomatenakademie wies den Offenen Brief von Absolventen zurück. Außenministerin Kneissl (FPÖ) war wegen ihres Hochzeitsgasts Putin kritisiert worden.
In einem Offenen Brief heißt es, die Außenministerin möge nicht mehr in das altehrwürdige Haus an der Wiener Favoritenstraße eingeladen werden: ihr Handeln sei nicht mit den Werten der Akademie vereinbar. Kneissl verteidigte sich erstmals öffentlich.
Der Bundespräsident war zur Trauung der Außenministerin offiziell eingeladen. Anders als Putin kam er jedoch nicht. Dieser verteidigte am Mittwoch seinen Besuch in der Südsteiermark nach einem Treffen mit dem finnischen Staatschef.
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