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„Crazy Rich Asians“: Protzige Talentshow der Unsichtbaren

„Crazy Rich Asians“ zeigt Lust am Prunk.
„Crazy Rich Asians“ zeigt Lust am Prunk.(c) Warner Bros.
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Der US-Hit über eine zwischen zwei Kulturen aufgeriebene asiatisch-amerikanische Generation ist hierzulande kaum im Kino zu sehen.

Geht es nach der Statistik, dann widmet Hollywood jeder Generation von Asian Americans nur einen Film. 1961 war es das Musical „Mandelaugen und Lotosblüten“, 1993 „The Joy Luck Club“. Es sollte ein weiteres Vierteljahrhundert dauern, bis mit „Crazy Rich Asians“ nun der nächste Hollywood-Film über authentische asiatisch-amerikanische Probleme und mit vorwiegend asiatischstämmigen Schauspielern herauskam.

In den USA wurde der Film zu einem Überraschungshit, auch Kritiker waren wohlgesonnen. Hierzulande erwartet man sich wohl weniger. In nur wenigen Kinos in Wien, Linz, Salzburg und Innsbruck wird er zu sehen sein – eine seltene Marktstrategie für den Blockbuster-Verleiher Warner Bros. Das deutlichste Indiz, dass einem solch „asiatischen“ Stoff kein Kinopotenzial zugetraut wird, ist der deutsche Verleihtitel: Die „Asians“ flogen raus, es bleibt „Crazy Rich“.

Sippschaft aus dem Kreis der Superreichen

Dabei ist er keinesfalls eine Nischengeschichte – sondern eine romantische Komödie und dabei so vergnüglich und banal wie viele Vertreter dieses Genres. Im Zentrum steht die junge New Yorker Wirtschaftsprofessorin Rachel (Constance Wu), die von ihrem Freund (Henry Golding) eingeladen wird, seine Familie in Singapur kennenzulernen. Was er vergessen hat zu erwähnen: Seine Sippschaft gehört zu den Superreichen. Und seine Mutter (Michelle Yeoh), eine kühle Matriarchin, macht schnell klar, dass die aus keinem nennenswerten Hause stammende Rachel hier nie willkommen sein wird. Der Traum von Selbstverwirklichung prallt auf hochgehaltene Familientradition, altes Geld auf moderne Lebensentwürfe, eine asiatische Lebenswelt auf eine asiatisch-amerikanische.

Sie sei eben eine Banane, erklärt Rachels exzentrische Freundin (Rapperin Awkwafina): Außen gelb, innen weiß. Dass dieser Identitätskonflikt die Lust am Protz trübt, lässt Regisseur Jon M. Chu aber nicht zu: Ausschweifend zeigt er die Schrullen und Bequemlichkeiten einer Klasse, die sich ihr Wohnzimmer nach dem Vorbild Versailles einrichtet. Dazu fliegt die Kamera munter über von Feuerwerken erleuchtete Glastürme und Unmengen an teurem Blingbling: ein Luxuszirkus als Setting für eine simple Liebesgeschichte.

Dazu gibt es ein viel zu großes, aber aus Repräsentationsgründen relevantes Arsenal an Nebenfiguren. Es sind Archetypen einer Rom-Com, aber auch Rollen, die in Hollywoods üblichem Castingplan für asiatischstämmige Schauspieler nicht vorkommen: Diese sind in Filmen schmerzlich unterrepräsentiert, und wenn sie doch einen Platz bekommen, dann oft stereotypisch, als asexuelle Computernerds oder kichernde Schulmädchen. „Crazy Rich Asians“ mag nicht der originellste Film sein, um mit dieser Tradition zu brechen. Aber als Talentschau, um Hollywood-Studios zu zeigen, was ihnen da entgeht, taugt er allemal.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 01.09.2018)

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