Woher kommt das Loch im Raumschiff?

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8 13 18 Hawthorne Ca SpaceX tech s work on a few new dragon crew capsule being built during a preimago/ZUMA Press
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War es Mißgeschick eines Technikers, oder doch ein Riss, was den Druckabfall in der Raumstation ISS verursachte? Russische Experten untersuchen.

Vor einer Woche wurde es auf der Internationalen Raumstation ISS 400 Kilometer über der Erde kritisch: Lansam sank der Luftdruck aufgrund eines Lecks. Die Bodenstation sah die Auswirkungen und ließ die Astronauten schlafen: Eine ausgeschlafene Crew würde besser mit dem Leck umgehen können. Mit der Hilfe von Ultraschallsensoren wurde es bald entdeckt, im Orbitalmodul eines angedockten Sojus-Raumschiffs.

Und die Astronauten wussten sich vorerst zu helfen: Hinter der Wärmeisolierung in der Nähe der Toilette fand der Astronaut Alexander Gerst das zwei Millimeter große Loch, das er zuerst probeweise mit dem Finger abdichtete und dann provisorisch mit Klebeband. Das sei aber keine Dauerlösung, berichtet das Portal Golem.de.

Seiher wird gerätstelt, wie das Loch entstanden sein könnte  es wird diskutiert, wie mit dem Loch zu verfahren sei. Nach einigem Hin und Her wurde das Loch mit Epoxidharz gestopft und mit einer zweiten Schicht versiegelt, nachdem sich im Harz einige Blasen gezeigt hatten. Den Messwerten nach zu urteilen, ist das Loch damit gut abgedichtet.

Kein Meteorit

Was ist passiert? Trotz anderslautender Gerüchte kann ein Treffer von einem Mikrometeoriten oder durch Weltraummüll von der russischen Untersuchungskommission definitiv ausgeschlossen werden. Das Loch ist kreisrund und in der Nähe befinden sich Spuren, die aussehen wie die einer laufenden Bohrmaschine, deren Bohrer über den Lack gerutscht ist.

Die russische RIA Novosti veröffentlichte am Montag einen Artikel, demzufolge das Loch von einem Mechaniker irrtümlich gebohrt und mit Kleber ausgebessert worden war. Damit soll vermieden worden sein, dass das gesamte Bauteil wieder ausgebaut, repariert und neu qualifiziert werden musste. Der Kleber soll zwar die Tests in der Vakuumkammer am Boden überstanden haben, ist aber wohl im Vakuum ausgetrocknet, dabei geschrumpft und anschließend vom Luftdruck in der Raumstation ins Weltall gedrückt worden.

Ein zweiter Bericht (Englische Übersetzung) zitiert den Roscosmos-Chef Dmitrij Rogozin mit der Aussage, dass das Loch definitiv gebohrt worden sei. Bei der Untersuchung soll nun untersucht werden, ob das Loch vielleicht erst im Orbit gebohrt wurde. Es sei "eine Sache der Ehre von [Sojus-Hersteller] RKK-Energia" herauszufinden, wer für das Loch verantwortlich sei. Auch müsse herausgefunden werden, ob es sich um einen Unfall oder Absicht gehandelt habe.

Ein Video der Raumfahrtbehörde Nasa mit Bildern des Lecks wurde jedenfalls wieder von Youtube gelöscht.

Keine Gefahr für Besatzung

Das Leck war so klein, dass zu keinem Zeitpunkt irgendeine Gefahr für die Besatzung der ISS bestand. Im Fall eines größeren Lecks am Raumschiff hätte jederzeit das Schott der Luftschleuse geschlossen werden können. Anschließend wäre ein Sojus-Raumschiff ohne Besatzung zur ISS geflogen, um die gestrandete Crew von der Raumstation abzuholen, wie es Sojus-34 auf einer Mission zur Station Saljut-6 am 8. Juni 1979 getan hat.

Moskau will nun alle Raumschiffe für die Internationale Raumstation (ISS) auf mögliche Mängel untersuchen. Spezialisten sollen in den kommenden Tagen am russischen Weltraumbahnhof Baikonur die Kapseln für bemannte und unbemannte Flüge kontrollieren, teilte der Raketenbaukonzern Energija mit. Die Sojus-Kapsel ist derzeit an der ISS angedockt. Zur Zeit befinden sich sechs Raumfahrer an Bord der ISS.

(red)

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