Der scheidende Erste-Chef Andreas Treichl erklärte bei einer Veranstaltung: "Ich bin ein Vertreter der Leistungsgesellschaft, und erben ist keine Leistung."
Bei einer Veranstaltung ließ Andreas Treichl, Chef der Erste Bank, mit seiner Einstellung zu Erbschafts- und Vermögenssteuern aufhorchen. Beim "Humanities Festival" in Wien sagte Treichl laut einem "Standard"-Bericht: "Ich bin ein Vertreter der Leistungsgesellschaft, und erben ist keine Leistung." Treichl, der zu den bestbezahlten Managern Österreichs zählt, erklärte: "Ich glaube, dass eine Erbschaftsteuer die Mobilität erhöht, weil Kinder von sehr reichen Menschen dann auch arbeiten müssen". Bei der Weitergabe von Betriebsvermögen oder der Übergabe von Bauernhöfen sprach sich Treichl gegen eine Steuer aus.
Auch für Vermögenssteuern brach Treichl eine Lanze. Wichtig sei dabei eine Progression, also dass der Steuersatz bei höherem Vermögen steigt. Kapital, das für Investitionen verwendet wird und Jobs schafft, soll laut dem Erste-Chef nicht besteuert werden. Auf die Frage, wie realistisch eine Umsetzung in Österreich ist, sagte Treichl er sehe "keine Chance".
Kritik an schlechter Finanzbildung
Bei der Veranstaltung Festsaal der TU Wien kritisierte Treichl außerdem die mangelnde Finanzbildung in Österreich. "In den Schulen wird aber niemandem beigebracht, was der Unterschied zwischen einer Anleihe und einer Aktie ist". Dabei könnten Kapitalmärkte die Mittelschicht besser vorsorgen, die wegen negativer Realzinsen seit Jahren Geld verliert.
Andreas Treichl gehört dem Vorstand der Erste Group seit 1994 an. Wie vor kurzem bekannt wurde, wird der 66-jährige Banker Ende 2019 in seiner Funktion als Vorstandsvorsitzender ausscheiden. Der Aufsichtsrat bestellte Bernhard Spalt als seinen Nachfolger.
Die Vorstandschefs der größten ATX-Konzerne haben 2017 im Schnitt 1,84 Mio Euro verdient. Abgesehen von Ausreißern sei die durchschnittliche Vergütung bei ATX-Firmen "durchaus angemessen" und vergleichbar mit jener im deutschen MDAX/SDAX, sagt Michael Kramarsch, dessen Unternehmensberatung hkp die Studie erstellt hat. DiePresse.com präsentiert das Ranking. Die Gehälter setzen sich aus fixen und variablen Bestandteilen zusammen. Abfertigungen wurden nicht berücksichtigt. EPA
Ernst Vejdovszky s Immo-Vorstandschef Vergütung: 587.000 Euro REUTERS
Frank Nickel Vorstandschef der CA Immo Nickel hat die CA Immo verlassen, Andreas Quint wurde zu seinem Nachfolger bestellt. Vergütung: 800.000 Euro REUTERS
Elisabeth Stadler Vorstandschefin der Vienna Insurance Group Vergütung: 1,0 Millionen Euro (c) Clemens Fabry
Daniel Riedl Buwog-Vorstandschef Vergütung: 1,02 Millionen Euro
Andreas Brandstetter Vorstandschef der Uniqa Vergütung: 1,12 Millionen Euro (c) Clemens Fabry
Gerald Grohmann Vorstandschef bei Schoeller-Bleckmann Vergütung: 1,15 Millionen Euro Clemens Fabry
Ulrich Schumacher Zumtobel-Vorstandschef* Vergütung: 1,19 Millionen Euro * Schumacher wurde mit 1.2.2018 von Alfred Felder abgelöst. imago/Sven Simon
Oliver Schumy Immofinanz-Vorstandschef Vergütung: 1,20 Millionen Euro (c) Reuters
Wolfgang Anzengruber Verbund-Vorstandschef Vergütung: 1,33 Millionen Euro APA/HELMUT FOHRINGER
Johann Marihart Vorstandschef der Agrana Vergütung: 1,36 Millionen Euro APA/HERBERT PFARRHOFER
Alejandro Plater Vorstandschef von Telekom Austria* Vergütung: 1,58 Millionen Euro *Plater wird per 1.9.2018 als CEO abgelöst. REUTERS
Stefan Doboczky Vorstandschef bei Lenzing Vergütung: 2,38 Millionen Euro APA/ROLAND SCHLAGER
Gerhard Pölzl Vorstandschef der Österreichischen Post Vergütung: 2,48 Millionen Euro APA/HELMUT FOHRINGER
Heimo Scheuch Wienerberger-Vorstandschef Vergütung: 2,86 Millionen Euro APA/GEORG HOCHMUTH
Andreas Treichl Vorstandschef der Erste Group Vergütung: 3,03 Millionen Euro Die Presse (Clemens Fabry)
Wolfgang Eder Voestalpine-Vorstandschef Vergütung: 3,13 Millionen Euro (c) Clemens Fabry
Rainer Seele OMV-Vorstandschef Vergütung: 3,38 Millionen Euro (c) REUTERS
Wolfgang Leitner Andritz-Vorstandschef Vergütung: 3,49 Millionen Euro APA/HANS PUNZ
Anas Abuzaakouk Vorstandschef der Bawag Vergütung: 14,12 Millionen Euro* *Sonderprämie für Jahre vor Börsegang (c) REUTERS
Karl Sevelda*Ex-Vorstandschef der RBI Vergütung: 3,5 Millionen Euro** * Sevelda trat Mitte März 2017 zurück. Ihm folgte Johann Strobl an die Spitze der RBI. **Sevelda erhielt zu seiner Fixvergütung von 204.000 Euro eine Abfindung über 3,3 Millionen Euro. In Summe war das die zweithächste Entlohnung der ATX-Chefs. (c) REUTERS
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