Ein in den Jungbrunnen gefallener Matthias Strolz erzählte von Johann Gudenus als Gast und dem Kind im Vizekanzler.
Ein gutes halbes Jahr liegt zwischen Matthias Strolz‘ Abschied aus der Politik und seinem Auftritt im ORF-Nighttalk „Stöckl“. Rein optisch würde man meinen, die Sendung wurde zehn Jahre zuvor aufgenommen. Das liegt weniger an dem etwas aus der Zeit gefallenen Warteraumcharme des Studios als am ehemaligen Neos-Chef, der mit seinem Ausscheiden aus der Politik in einen Jungbrunnen gefallen sein dürfte.
Was man von dem Ex-Politiker schon kannte, sah man vergangene Woche im Gespräch mit Barbara Stöckl – und Liedermacher Konstantin Wecker – erneut: Seine Menschlichkeit. So erzählte er, dass er zu seiner Abschiedsfeier in der Hofburg nicht nur Weggefährten und Freunde einlud, sondern auch die FPÖ. „Das hat manche empört. Für mich ist es aber zutiefst normal. Auch wenn ich viele inhaltliche Positionen nicht teile, habe ich mich auf einer menschlichen Ebene gefreut, dass ein Gudenus hier war, den manche als den Inbegriff von Irgendwas empfinden.“
Er erkenne die Gefahr etwa von faschistischen Tendenzen und postdemokratischen Mustern, das mache ihm Sorgen, aber er sieht es auf einer anderen Ebene. „Ich hab‘ auch meinen Leuten öfter gesagt: Ich mag den HC Strache. Und dann haben sie ab und zu gesagt, dass ich das nicht laut sagen darf.“ Und was ist es, das er am Vizekanzler mag? „Ich sehe das Kind, das ist so groß in ihm. Das berührt mich menschlich zutiefst“, erzählt Strolz. Die abstrakte Menschenliebe, die derzeit Hochkonjunktur zu haben scheint und sich häufig ausschließlich in einer Ablehnung nicht menschenfreundlicher Menschen äußert, wird damit verkehrt. Bei Strolz ist Menschlichkeit nichts Abstraktes, sondern etwas sehr – wie soll man sagen - Zupackendes.
„Im Zentrum“: Vorschläge für Strache
Interessant wäre aber freilich noch, was Strolz zu Straches Klimawandel-Sager gesagt hätte, der erst nachher publik wurde. Der Vizekanzler bezweifelte ja kürzlich öffentlich, dass der Mensch etwas mit dem Klimawandel zu tun habe. Wie das im Jahr 2018 noch geht? Das fragen sich wohl viele. Vielleicht hätte Strache im Parlament dafür ein lautes „Herr Vizekanzler, was ist mit Ihnen?“ bekommen, wenn Strolz noch dort wäre.
Eine sehr schöne Reaktion auf Straches Zweifel kam übrigens von der klugen Klimaforscherin Helga Kromp-Kolb. Am Sonntagabend sagte sie bei der ORF-Diskussionssendung „Im Zentrum“, wo es um Klimapolitik ging: „Der Vizekanzler ist ja in einer Position, wo er sich ganz locker Informationen holen kann. Es ist kein Problem für ihn, sich an die Wissenschaft zu wenden und zu fragen: Warum seid ihr so überzeugt? Wo sind die Belege? Ich bin überzeugt, ich finde beliebig viele Kollegen, die bereit sind, das zu machen. Und er kann mit jedem sprechen, der sich mit dem Klima beschäftigt. Ich glaube, man kann das ausräumen. Er ist ja ein intelligenter Mensch.“ Und: „Ich wäre so glücklich, wenn wir es endlich ausräumen würden.“