Nora von Waldstätten: Berühmt durch den "Tatort"

Nora Waldstaetten Beruehmt durch
Nora Waldstaetten Beruehmt durch(c) Zötl
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Die gebürtige Wienerin Nora von Waldstätten erobert in großen Schritten das europäische Kino – und die Herzen der Kritiker. In Deutschland liebt man sie seit ihrer ersten großen Rolle als "Tatort"-Mörderin.

Dass 2009 ein gutes, sogar ein sehr gutes Jahr für Nora von Waldstätten werden würde, ist ihr vor etwa einem Jahr bewusst geworden. Da lief die „Tatort“-Folge „Herz aus Eis“ erstmals im Fernsehen, in der die junge Schauspielerin (29) eine kaltblütig mordende Eliteschülerin spielte.

Ihre erste große Sonntag-Hauptabendrolle. „Der ,Tatort‘ hat acht Millionen Leute alleine in Deutschland erreicht. Das war schon toll“, erzählt die gebürtige Wienerin bei einem Cola light im Wiener Café Sperl. Sie klingt stolz, aber nicht angeberisch, man merkt: Die Aufmerksamkeit, die sie nun nach und nach bekommt, ist ihr recht, so wirklich gewöhnt hat sie sich aber noch nicht daran. Von Waldstätten zieht an einer roten Gauloise und blickt ein wenig verträumt durch das Fenster auf die Gumpendorfer Straße. Das Sperl als Treffpunkt hat sie gewählt, weil es einer ihrer Lieblingsorte in Wien ist. Nur ein paar Häuser weiter ist sie aufgewachsen.

Dank einer einzigen „Tatort“-Folge wurden die Medien erstmals wirklich auf sie aufmerksam. Und die Kritiken fielen durchwegs positiv aus. „Ein Gesicht, das man sich merken muss!“ forderte die „Bild“. Fast wie als Antwort darauf wurde sie ein paar Wochen später mit dem „New Faces Award“ ausgezeichnet, einem deutschen Filmpreis für junge Nachwuchstalente. „Der kalte Engel“ wird von Waldstätten seither gern genannt. Oder auch „die schöne Skrupellose“. Immer noch, obwohl sich seither viel getan hat. Etwa der viel gelobte Film „Tangerine“, der in Marokko spielt und sich nicht nur dem Clash zwischen westlicher und islamischer Welt widmet, sondern auch eine komplexe Dreiecksbeziehung zum Thema hat. Von Waldstätten lächelt. Nein, diese Bezeichnungen, die eiskalte Schöne, das stört sie nicht.

Und wer weiß, vielleicht fällt den Medien ja bald ein neuer Spitzname ein. Denn auch 2010 dürfte ein gutes Jahr für die Schauspielerin sein, die Wien nach der Matura verlassen hat und nach ein wenig Welterkunden in Berlin gelandet ist und sich – Achtung Klischee! – im Stadtteil Prenzlauer Berg angesiedelt hat. Seit wenigen Tagen ist sie an der Seite von Fabian Hinrichs und Jürgen Vogel in „Schwerkraft“ in den Kinos zu sehen, wenn auch bislang nur in den deutschen, ein Österreich-Start steht noch nicht fest. Auch diese Rolle ist keine einfache: „Ich spiele eine Frau“, erzählt sie, „die sich jeden Tag die Pulsadern aufschneiden könnte. Jeder Tag ist ein neues Aufbäumen gegen diesen Impuls.“


Das Wienerische abgelegt. Keine leichte Kost dürfte auch eine weitere europäische Produktion werden, die noch in diesem Jahr – vermutlich im Herbst – anlaufen soll: „Carlos der Schakal“ (Regie: Olivier Assayas), in dem es um den gleichnamigen venezolanischen Terroristen geht, der unter anderem auch für den Überfall auf die Opec-Konferenz in Wien 1975 verantwortlich war.

Von Waldstätten spielt Carlos' Frau Magdalena – eine Rolle, für die sie im Jänner mit dem Max-Ophüls-Preis als beste Nachwuchsdarstellerin ausgezeichnet wurde. Gedreht wurde gleich in mehreren Sprachen, etwa Französisch, erzählt von Waldstätten in akzentfreiem Bundesdeutsch. Das Wienerische in ihrer Sprache hat sie abgelegt. Würde sie behaupten, eine Deutsche zu sein, man würde es ihr sofort glauben. „Eine neutrale Sprache“ nennt sie es selbst, die sie, als sie nach Berlin auf die Schauspielschule kam, erst „lernen musste“.

Der neue Film, der Ophüls-Preis, der „New Faces Award“. In Deutschland hat man Nora von Waldstätten, die mit sechs Jahren zum ersten Mal als Schneeflocke in Frau Holle im Stadttheater Baden auf der Bühne stand, nun registriert. In der „Brigitte“ war sie unlängst eines der „nicht professionellen“ Models. Die „FAZ“ widmete ihr, die derzeit in Berlin und Köln Theater spielt, vergangenen Sonntag eine ganzseitige Ode.

Aber dann muss man sie doch danach fragen, nach ihrem Adelstitel. Baronesse Nora Marie Theres Beatrice Elisabeth von Waldstätten, so lautet ihr voller Name, und ihr Lächeln verrät: Mit der Frage hat sie gerechnet. Denn, ja klar, das Adelige, hat für viele einen negativen Touch. Von Waldstätten, die Privilegierte. „Stimmt schon“, sagt sie, „das ,von' in meinem Namen ist eine gewisse Ansage, das geht mit so einem Klischee einher – die meint, etwas Besseres zu sein“, sagt sie. „Ich glaube, es kommt aber darauf an, wie du dich verhältst und mit deiner Umwelt umgehst.“ Irgendwann aber, hofft sie, wird ihr adeliger Name „abgehakt und in Interviews kein Thema mehr sein“.

Nora von Waldstätten
Geb. 1981 in Wien, lebt als Schauspielerin für Bühne, Film und Kino in Berlin, wo sie 2007 ihr Schauspielstudium an der Universität der Künste Berlin abgeschlossen hat.

2009 wurde sie, die als mordende Schülerin im „Tatort“ („Herz aus Eis“) einem breiteren Publikum bekannt wurde, mit dem „New Faces Award“ als beste Nachwuchsschauspielerin ausgezeichnet. In den deutschen Kinos ist sie zurzeit an der Seite von Jürgen Vogel in „Schwerkraft“ zu sehen.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 28.03.2010)

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