Der Zuschlag bringt Kapsch TrafficCom und der oeticket-Mutter CTS Eventim knapp zwei Milliarden Euro ein. Die Kapsch-Aktie liegt zeitweise um 20 Prozent im Plus.
Kapsch TrafficCom AG und oeticket-Mutter CTS Eventim haben den Zuschlag für die Einhebung der deutschen Pkw-Maut erhalten. Das teilte Kapsch in einer Aussendung mit. Kapsch und CTS Eventim sind als Konsortium bei der EU-weiten Ausschreibung des deutschen Verkehrsministeriums aufgetreten.
Das Auftragsvolumen beläuft sich auf knapp zwei Milliarden Euro. Der Vertrag des Bundes mit der Betreibergesellschaft beginnt mit der verbindlichen Zuschlagserteilung und läuft über mindestens zwölf Jahre. Als Betreibergesellschaft ist ein Joint Venture vorgesehen, an dem beide Partner jeweils 50 Prozent der Anteile halten werden.
Die Papiere von Kapsch TrafficCom schießen nach Bekanntwerden der Vergabe an der Wiener Börse um mehr als 20 Prozent nach oben. Die Aktien vom CTS Eventim legten im Nebenwerteindex MDax drei Prozent zu.
Der endgültige Zuschlag kann erst nach planmäßiger Vorabinformation der unterlegenen Bieter - frühestens am 30. Dezember 2018 - erteilt werden, heißt es. Sofern jedoch einer der unterlegenen Bieter durch Inanspruchnahme vergaberechtlichen Rechtsschutzes ein Zuschlagsverbot auslöst, ist der Ausgang eines solchen Verfahrens abzuwarten.
Vertragliche Absicherung für Scheitern der Maut
Eventim und Kapsch sollen künftig die Maut-Gebühren sowohl für inländische als auch für Nutzer aus dem Ausland abrechnen. Dafür bauen die Unternehmen auch ein Vertriebssystem auf, über das Fahrer aus dem Ausland eine elektronische Vignette kaufen können. Das Ziel sei es, den Vertrieb der Maut-Tickets und alle Serviceprozesse "so weit wie irgend möglich über digitale Kanäle" laufen zu lassen, sagte Eventim-Chef Klaus-Peter Schulenberg. Dafür greift Eventim auf bestehende Software aus seinem Ticketing-Geschäft zurück.
Nach Schulenbergs Angaben haben die Industriepartner mit dem Bund eine Vorkehrung für den Fall getroffen, dass die Pkw-Maut doch noch scheitert: "Für diesen Fall haben wir uns vertraglich abgesichert."
Pkw-Maut umstritten
Das Versprechen, ausländische Autofahrer auf der Autobahn zu Kasse zu bieten - und deutsche Pkw-Betreiber ebenso, allerdings sollen sie die Ausgaben über die Kfz-Steuer zurück erhalten - war ein Wahlversprechen der CSU. Die EU-Kommission hatte Mitte 2015 ein Vertragsverletzungsverfahren wegen der Maut gegen Deutschland eingeleitet, später aber wieder eingestellt, weil durch Nachbesserungen Bedenken einer Diskriminierung aufgehoben worden seien.
Erst vor wenigen Tagen wurde vor dem Europäischen Gerichtshof (EuGH) in Luxemburg die Klage Österreichs gegen die deutsche Pkw-Maut verhandelt. Nach Ansicht Österreichs werden ausländische Autofahrer durch die Abgabe diskriminiert. Ein Urteil in dem Verfahren wird in einigen Monaten erwartet.
(APA/red.)