Anna Plochl und die Liebe

Anna Plochl Liebe
Anna Plochl Liebe(c) Clemens Fabry
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Maria Theresia von Wietersheim-Meran erzählt die Geschichte ihrer Ururgroßeltern - Erzherzog Johann und Anna Plochl - neu.

Die Steirer haben ihm im Vorjahr Feste und Ehrungen bereitet. Das Erzherzog-Johann-Gedenkjahr brachte Bücher, Ausstellungen und zwei neue Filme, die das Leben des Reformers und Visionärs nacherzählten. Seiner Frau Anna Plochl, der Postmeisterstochter aus Aussee, wurde dabei nur am Rande gedacht. Dabei ist auch ihre Lebensgeschichte mehr als erzählenswert.

So sieht das zumindest einer ihrer Nachfahren. Maria Theresia von Wietersheim-Meran ist die Ururenkelin von Erzherzog Johann und Anna Plochl, lebt seit einigen Jahren in der Heimat ihrer Vorfahren und kam im Vorjahr auf die Idee, die Beziehung ihrer Ururgroßeltern aus der Sicht der Anna Plochl nachzuerzählen. „Wir wissen alles über unseren Großvater, aber nichts über sie“, erzählt Wietersheim-Meran. Dabei sei Plochl eine „sehr selbstbewusste Bürgerstochter“ gewesen, die ihr „Handwerk“ als Hausfrau und Gutsverwalterin gut verstand. „Sie war die klassische Managerin eines erfolgreichen Mannes“, sagt Uta Gruenberger. Die gebürtige Deutsche zog es vor vielen Jahren ebenfalls nach Bad Aussee, wo sie die Edition Muße gegründet hat, in dem der Band „Anna – Gräfin von Meran“ (29 €) erscheint. Am Ostermontag präsentieren die beiden Frauen das Buch im Hotel Erzherzog Johann (wo sonst?) in Bad Aussee.

Herausgekommen ist ein liebevoll und lieblich gestaltetes Poesiealbum mit zum Teil erstmals veröffentlichtem Material aus der Sammlung Erzherzog Johann. Darunter sind Briefe, (teils bewegliche) Billets aus Annas Stammbuch, Fotos und Skizzen vom bis heute gern getragenen Anna-Plochl-Dirndl in grün-weiß und viele Originalaquarelle. Letztere gemalt von Matthias Loder, dem Kammermaler von Erzherzog Johann, über dessen Leben und Werk Wietersheim-Meran dissertiert hat. Darunter das Bild „Johann und Anna im Lebensschiff“, eine Allegorie auf ihre Ehe: Er hält das Ruder fest in der Hand, sie sieht ihn verträumt an, der schroffe Fels steht für die Widrigkeiten ihrer Ehe.

So wird in erster Linie eine Liebesgeschichte erzählt, die etliche harte Proben überstehen musste. Kaiser Franz war lange gegen die Ehe seines Bruders mit der Bürgerlichen, ernannte sie erst spät zur „Gräfin von Meran“. Das Paar, das 1829 beinahe heimlich, aber doch mit dem Segen des Kaisers heiratet, führt eine fortschrittliche, weitgehend gleichberechtigte Ehe. Sie schreiben einander noch während ihrer Ehe lange Briefe (weil Johann viel reist, Anna oft und bisweilen sehr lang allein in ihrem Wohnsitz in Vordernberg bleibt) und tauschen ihre Tagebücher aus, um einander nahe zu sein. Er nannte sie stets „meine Heckenrose“, sie ihn „mein Männertreu“ (eine Distelart), weshalb die beiden Gewächse die Vorder- und Rückseite des Buches zieren.

„Erzherzog Johann wollte stets alles dokumentieren“, sagt Wietersheim-Meran. Und schrieb schließlich die Geschichte seiner Beziehung auf. Obwohl die beiden nur einen Sohn bekommen konnten, ist die Anzahl ihrer Nachfahren heute, in der dritten und mittlerweile vierten Generation, fast unüberschaubar groß. Sohn Franz von Meran hatte sieben Kinder und 29 Enkel, heute besteht der Clan aus mehr als 1022 Verwandten.

Nicht nur für die wollte Wietersheim-Meran die Geschichte ihrer Ururgroßmutter erzählen. Die „Lovestory“ aus dem Biedermeier sei ein gutes Geschenk für frisch Verliebte, sagt sie. Oder besser: für frisch Verheiratete.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 03.04.2010)

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