Rosenkranz begnügte sich im ORF mit dezenter Kritik an Heinz Fischer. Sie spart ihren Mut offenbar für parteiinterne Konflikte.
Den Auftritt hätte Barbara Rosenkranz wahrlich besser nützen können. In der ORF-„Pressestunde“ bot die FPÖ-Herausforderin bei der Bundespräsidentenwahl nur Altbekanntes: Hier ein Wort für ein selbstbewussteres Österreich in der EU, dort eines für Hausfrauen und Mütter und zum Drüberstreuen ein wenig Kritik am Amtsinhaber. Fischer sei farblos, er hätte sich gegen die „Steuerlüge“ der Regierung äußern sollen.
Mit solchen Ansagen entlockt man dem Zuseher bestenfalls ein Gähnen. Wer bisher Rosenkranz unterstützte, wird das am 25. April – vielleicht – wieder tun. Alle anderen hat sie sicher nicht vom Hocker gerissen, eine echte Alternative zu Heinz Fischer schaut anders aus. Der von Rosenkranz plakatierte „Mut“ sollte sich nicht auf ein Bashing gegen den Amtsinhaber und gegen Rot-Schwarz beschränken. Und wo sind eigentlich die „Werte“? Die Möglichkeit, diese genauer zu definieren, schlug Rosenkranz ganz bewusst aus. Weil sie dann nicht einmal die selbst angestrebten 17 Prozent erreichen würde?
Offenbar spart Rosenkranz ihren Mut für die Zeit ab dem 26. April. Dann wird sie sich von ihrem Parteichef vorhalten lassen müssen, seine Vorgabe nicht erfüllt zu haben: 35 Prozent will H.-C. Strache sehen. Das scheint von vornherein zu hoch gegriffen. Wer da nicht an – von beiden bestrittene – parteiinterne Differenzen glaubt, ist selber schuld. Vielleicht hätte Rosenkranz ein öffentliches Wort gegen Strache sogar genützt. (Bericht: S. 2)
("Die Presse", Print-Ausgabe, 12.04.2010)