87 und kein bisschen alt

Mit den Skilehrern am Bau: die sanierte Pension Bergheim, 1932 nach Plänen von Siegfried Mazagg errichtet.
Mit den Skilehrern am Bau: die sanierte Pension Bergheim, 1932 nach Plänen von Siegfried Mazagg errichtet.Jochen Diederichs
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Ohne Denkmalschutz und viel Gespür der neuen Besitzer wäre die Pension Bergheim im Tiroler Außerfern wohl den Verwertungsmechanismen der Tourismuswirtschaft anheimgefallen. Ihr Bestand ist nun für die Zukunft gerüstet.

Pension Bergheim“ künden azurblaue Lettern auf der dunkelbraunen Holzfassade im Ortszentrum von Berwang im Tiroler Außerfern. Das Haus mit Pultdach gegenüber der Kirche wirkt wie ein Relikt aus vergangener Zeit und doch hochmodern im Vergleich zu anderen, oft später errichteten oder ausgebauten Hotels und Gästehäusern im Ort, die mit Lüftlmalereien und Schnitzbalkonen auf Tirolerisch geschminkt wurden. Der Pension Bergheim fehlen diese vordergründigen Attribute einer bäuerlich-ländlichen Architektur, und doch speist sich ihre Konzeption auch daraus. Errichtet wurde sie 1932 nach Plänen von Siegfried Mazagg, der die Fertigstellung nicht mehr erlebte. Seine vielversprechende Architektenkarriere nahm ein jähes Ende, nachdem der erst 30-jährige Mazagg am 4. Juni 1932 in seinem Cabriolet in Innsbruck mit einem Botenauto zusammengestoßen war. Zehn Tage später erlag „einer der begabtesten und hoffnungsreichsten Architekten des modernen Tiroler Baugewerbes“ seinen schweren Verletzungen, wie eine Regionalzeitung berichtet.

Bis ins hohe Alter führte Waltraud Stummvoll, die Tochter des Erbauers Rudolf Engele, das gastliche Haus. Dieser Kontinuität und der Liebe und Wertschätzung der Besitzerin zu diesem Ort ist es wohl zu danken, dass es weitgehend unverändert inklusive des von Mazagg entworfenen Interieurs über die Jahrzehnte erhalten blieb und dieser Zeuge 2006 für die Frühzeit des modernen Bergtourismus unter Denkmalschutz gestellt wurde. Als sich abzeichnete, dass die betagte Besitzerin die Pension nicht mehr weiterführen würde, traf es sich, dass Cathrin und Jochen Diederichs – sie Sopranistin, er Bühnenbildner – auf der Suche nach einem Haus in Berwang mit ihr ins Gespräch kamen und handelseins wurden. Als privates Wohnhaus wäre dem Paar das Bergheim zu groß gewesen, und es fühlte sich auch verpflichtet, das Juwel der Öffentlichkeit weiterhin zugänglich zu machen. Eine Weiterführung als Hotel hätte beim Besitzerwechsel die Erfüllung allerhand heutiger Sicherheitsvorschriften notwendig gemacht, die den Bestand partiell in Mitleidenschaft gezogen hätten. Privatvermietung lautete daher die Lösung, die eine denkmalgerechte Renovierung und den weiteren Betrieb wirtschaftlich zu tragen versprach.

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