Venezuela: "Ein Krieg gegen Hunger und Elend"

APA/AFP/YURI CORTEZ
  • Drucken

Am Dienstag haben Tausende Regierungsgegner für die Einfuhr von Hilfsgütern in das Krisenland demonstriert. Doch Staatschef Maduro sieht dahinter ein Komplott der USA.

Tausende Regierungsgegner sind im Machtkampf zwischen Venezuelas Staatschef Nicolás Maduro und dem selbst ernannten Interimspräsidenten Juan Guaidó am Dienstag auf die Straße gegangen. Bei landesweiten Demonstrationen riefen sie die Streitkräfte dazu auf, die Grenzen zu öffnen und die Anlieferung von Hilfsgütern für die notleidende Bevölkerung zu ermöglichen.

"Soldaten, Matrosen, Polizisten, das ist ein Befehl: Lasst die humanitäre Hilfe ins Land", sagte Guaidó bei einer Kundgebung in der Hauptstadt Caracas. "Wir führen einen Krieg gegen den Hunger und das Elend." Am kommenden Wochenende sollten sich Freiwillige im ganzen Staatsgebiet treffen, um die Verteilung der Hilfsgüter zu planen. Ab dem 23. Februar sollen die Lieferungen dann ins Land gebracht werden, wie Guaidó ankündigte.

Er befahl der Armee, ihren Widerstand aufzugeben. Denn bislang verhindert das Militär, dass die US-Lieferungen mit Nahrung und Medikamenten aus dem Nachbarland Kolumbien über die Grenze gelangen.

Regierung bestreitet humanitäre Krise

Seit der vergangenen Woche warten in der kolumbianischen Grenzstadt Cúcuta zehn Lastwagen mit etwa 100 Tonnen Hilfsgütern auf die Erlaubnis, passieren zu dürfen. In dieser Woche soll zudem eine Sammelstelle für Lebensmittel, Medikamente und Hygieneartikel im brasilianischen Bundesstaat Roraima an der Grenze zu Venezuela eingerichtet werden.

Das erdölreichste Land der Welt leidet unter einer schweren Versorgungskrise. Viele Menschen hungern, in den Krankenhäusern fehlt es an Medikamenten und Material. Maduro lehnt die humanitäre Hilfe als politische "Show" ab. Der sozialistische Präsident befürchtet, dass die Lieferungen lediglich ein Vorwand für eine militärische Intervention der USA in Venezuela sein könnten.

Seine Regierung bestreitet, dass sich das Land in einer humanitären Krise befindet. "Es gibt keine humanitäre Krise. Es gibt eine Wirtschaft, die einer Blockade unterliegt", sagte Venezuelas Außenminister Jorge Arreaza bei den Vereinten Nationen in New York am Dienstag. Dort hatte ihn am Vortag UNO-Generalsekretär António Guterres empfangen und sich erneut als Vermittler in der tiefen Krise angeboten.

Russland bietet sich als Vermittler an

Auch Russland hat sich als Mittler im Streit zwischen Regierung und Opposition angeboten. Russlands Außenminister Sergej Lawrow warnte seinen Amtskollegen Mike Pompeo vor jeglichen Interventionen in die inneren Angelegenheiten Venezuelas, einschließlich des Militärs. Gleichzeitig hat sich Russland als Mittler im Streit zwischen Regierung und Opposition angeboten.

Parlamentspräsident Guaidó hatte sich am 23. Jänner selbst zum Interimspräsidenten erklärt und Maduro damit herausgefordert. Die Wiederwahl des Staatschefs im vergangenen Jahr hat nach Auffassung der Opposition nicht den demokratischen Standards entsprochen. Laut Verfassung könnte Guaidó das Präsidentenamt deshalb vorübergehend übernehmen und Neuwahlen organisieren.

Zahlreiche Staaten, darunter die USA und Deutschland, haben ihn bereits als rechtmäßigen Übergangsstaatschef anerkannt. Maduro kann sich auf Russland, China und die Türkei sowie Kuba, Bolivien und Nicaragua stützen. Auch das mächtige Militär steht noch an der Seite von Maduro.

(APA/dpa/AFP/Reuters/red.)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:

Mehr erfahren

Teile der Nationalgarde, die sich Guaidó angeschlossen haben, vertreiben Maduro-treue Sicherheitskräfte vor der Militärbasis La Carlota.
Außenpolitik

Venezuela: Kann Guaidó Präsident Maduro die Macht entreißen?

Umgeben von Soldaten ruft Oppositionsführer Guaidó zu einem Putsch gegen Präsident Maduro auf. Dieser versichert, er habe „Nerven aus Stahl“ und das Militär auf seiner Seite.
US-Hilfslieferungen werden an der Grenze zu Kolumbien gelagert.
Außenpolitik

Venezuela: Guaidó plant Massenprotest für Einlass von Hilfsgütern

In Venezuela tragen die beiden konkurrierenden Präsidenten ihren Kampf über die Hilfslieferungen aus. Maduro blockiert und warnt vor einem US-Vorwand für eine Invasion. Guaidó ruft zu landesweiten Protesten.
In Venezuela steht Präsident Maduro unter massivem Druck, die Bevölkerung leidet unter mangelnder Versorgung und galoppierender Inflation.
Außenpolitik

Venezuela: Unterstützung für Maduro aus Afrika

Die Staatengemeinschaft des südlichen afrikas (SADC) verurteil Verstöße gegen die Prinzipien des internationalen Rechts und stellt sich auf die Seite des venezolanischen Präsidenten.
Ein Kuss für Ehefrau und Unterstützerin Fabiana Rosales: Der selbst ernannte Präsident Juan Guaidó bei einem Treffen mit Studenten in der Hauptstadt Caracas.
Home

Warum Trumps Falken Guaidó stützen

Die Machtergreifung des Interimspräsidenten Venezuelas, Juan Guaidó, war eng mit Washington koordiniert. Eine US-Militärintervention schließt er nicht aus. Welche Ziele verfolgt Donald Trump in Venezuela und darüber hinaus?
Außenpolitik

USA legten Resolutionsentwurf zu Venezuela vor

Die Resolution im UN-Sicherheitsrat soll sich für Neuwahlen und internationale Hilfslieferungen in das südamerikanische Krisenland einsetzen. Russland sprach sich bereits gegen den Entwurf aus.

Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.