Die Trendfarbe war diesmal Pink. Die Zuckerlfarbe trugen Männer wie Frauen.
Das Beste kommt zum Schluss? In der Vergangenheit mussten Stilkritiker dieser Binsenweisheit bei den Oscars eher widersprechen. Am Ende der Award Season – nach den Grammys, Golden Globes, Baftas und Critic's Choice Awards, um nur einige zu nennen – war der modische Wagemut der Protagonistinnen meist schon stark reduziert. Überraschungen gab es, wenn überhaupt, nur bei der Verteilung der Oscars.
Nicht so dieses Mal. Angefangen bei der Trendfarbe des Abends: Power-Rosa. Wer diese Farbe trägt, kann auch gleich rufen „Hier komme ich!“ Helen Mirren in Schiaparelli Couture (die Gründerin des Modehauses erfand immerhin „Shocking Pink“) zeigten sich ganz „Pretty in Pink“, aber auch Gemma Chan in Valentino, Sarah Paulson in Brandon Maxwell oder Kacey Musgraves in Giambattista Valli machten so auf sich aufmerksam. Kombiniert mit einer gehörigen Portion Tüll, riesigen Schleifen, mit Volumen und teilweise architektonischen Silhouetten. Da konnte Lady Gaga, die in einer schwarzen Robe von Alexander McQueen vor die Fotografen trat, nicht mithalten. Dafür aber mit einem 30-Millionen-Dollar Diamanten von Tiffany, den Audrey Hepburn schon 1962 trug.
Sechs Mal ging Glenn Close bei den Oscars leer aus - es war eine der größten Fragen des Abends: würde es im siebenten Anlauf klappen? Sie war für ihre Rolle in "The Wife" als beste Hauptdarstellerin nominiert. Sie erschien in einer goldenen Robe mit Schleppe von Carolina Herrera. (c) Reuters
Die in der Kategorie beste Nebendarstellerin nominierte (für "If Beale Street Could Talk") Regina King (in Oscar de la Renta) bekam Hilfe auf dem roten Teppich. (c) Reuters
Olivia Colman gewann in Prada. (c) APA/AFP/FREDERIC J. BROWN (FREDERIC J. BROWN)
Wieder einmal anders als alle anderen: Ganz in schwarz und mit Handschuhen erschien Lady Gaga (in Alexander McQueen), die diesmal selbst zu den Nominierten (beste Hauptdarstellerin in "A Star is Born") zählte. (c) REUTERS (Mario Anzuoni)
Charlize Theron warf sich gekonnt in Pose. Sie konnte diesmal entspannt sein, sie war nicht nominiert. (c) AFP (Getty Images)
Das raffinierte Kleid stammt von Dior Haute Couture, der Schmuck von Bulgari. (c) REUTERS (Mario Anzuoni)
Amy Adams setzte auf Weiß und Versace. (c) REUTERS (Mario Anzuoni)
Ein interessantes Lack-Capekleid von Givenchy Couture führte Rachel Weisz vor. Reuters
Auf eine ähnliche Farbskala setzte Sarah Paulson in Brandon Maxwell. Reuters
Rot wie der Teppich: Jennifer Hudson in Elie Saab. (c) REUTERS (Mario Anzuoni)
Emma Stone ergänzte ihre Schulterpartie um ein kleines Flügelpaar von Louis Vuitton. Reuters
Ihre feminine Seite zeigten viele Hollywooddamen in Pink: Gemma Chan machte etwa in Valentino Eindruck. (c) REUTERS (Mario Anzuoni)
Üppig gefiel es auch Maya Rudolph. (c) REUTERS (Mario Anzuoni)
Angela Bassett gefiel sich in Reem Acra. (c) REUTERS (Mario Anzuoni)
"Game of Thrones"-Darstellerin Emilia Clarke kam in Balmain. (c) REUTERS (Mario Anzuoni)
Besonders edel: Kiki Layne in Versace. (c) REUTERS (Mario Anzuoni)
Serena Williams kombinierte Schwarz und Rot in Armani Privé. (c) REUTERS (Mario Anzuoni)
Tina Fey ging es klassisch in Vera Wang an. (c) REUTERS (Mario Anzuoni)
Den aufregendsten Moment am roten Teppich lieferte Billy Porter in einem großen Ensemble von Christian Siriano. Reuters
Ebenfalls in der ersten Liga der "Bessed Dressed"-Stars spielte Elsie Fisher in Thom Browne. Reuters
Brie Larson glänzte im wahrsten Sinne des Wortes in Celine. Reuters
Eine ähnliche Idee hatte Jennifer Lopez in Tom Ford. Reuters
Kein Oscar ohne Tüllexperiment: Kacey Musgraves in Giambattista Valli Couture. Reuters
Helen Mirren (in Schiaparelli), die bereits einen Oscar ("The Queen") erobern konnte, war diesmal nicht nominiert. Sie war eine der Präsentatorinnen. (c) Reuters
Valitza Aparicio war für ihre Rolle in "Roma" als beste Hauptdarstellerin nominiert. Sie trug ein Kleid von Rodarte. Reuters
Tattoos waren auch zu sehen - hier zum Beispiel auf dem Arm von Schauspielerin Lisa Bonet. (c) AFP (Mark Ralston)
Sie kam mit (ihrem) "Aquaman" Jason Mamoa. Reuters
Weiter mit der gestochenen Schönheit. Auch Lady Gaga nutzte die Gelegenheit, um ihre neue Liebeserklärung an Edith Piafs "La vie en rose" zu präsentieren. (c) REUTERS (Lucas Jackson)
Richard E. Grant (in Brunello Cucinelli) war für seine Rolle in "Can You Ever Forgive Me?" als bester Nebendarsteller nominiert. (c) Reuters
Hollywood-Haudegen Willem Dafoe war diesmal für seine Rolle als Vincent Van Gogh ("At Eternity's Gate") nominiert. (c) Imago
Der mexikanische Regisseur Alfonso Cuaron ("Roma") war der große Favorit in der Kategorie beste Regie. Er erschien mit Tochter Tess Cuaron und Sohn Olmo Cuaron am roten Teppich. (c) AFP (Mark Ralston)
Im Vorjahr sicherte sich Sam Rockwell den Oscar für seine Rolle in "Three Billboards". Heuer war er als bester Nebendarsteller nominiert - für seine Rolle des ehemaligen US-Präsidenten George W. Bush in "The Vice". (c) AFP (Getty Images)
Auch Melissa McCarthy, nominiert als beste Hauptdarstellerin ("Can You Ever Forgive Me?"), präsentierte sich gut gelaunt. Reuters
Familienmensch Viggo Mortensen, nominiert als bester Hauptdarsteller für seine Rolle in "Green Book", erschien mit Partnerin und Sohn. (c) AFP (Mark Ralston)
Adam Driver, nominiert als bester Nebendarsteller für seine Rolle in "BlacKkKlansman", mit seiner Frau Joanne Tucker. Reuters
Schlicht in Schwarz-Weiß erschien Rami Malek (mit Lucy Boynton in Rodarte), der als großer Favorit in der Kategorie bester Hauptdarsteller ("Bohemian Rhapsody") gehandelt wurde. Reuters
Hollywood-Legende Sam Elliott (mit Ehefrau Katharine Ross) war diesmal als bester Nebendarsteller für seine Rolle in "A Star is Born" nominiert. (c) Reuters
Sind kurze Hosen auf dem roten Teppich erlaubt? Pharrell Williams stellt sich diese Frage erst gar nicht (im Bild mit Ehefrau Helen Lasichanh). (c) AFP (Mark Ralston)
Der oscarnominierte Regisseur Spike Lee ("BlacKkKlansman") hatte keine Berührungsängst mit schrillen Farben. (c) Reuters
Im Partnerlook: Gillian Welch und David Rawlings waren in der Kategorie "Best Original Song" für "When a Cowboy Trades His Spurs for Wings" nominiert. (c) REUTERS (Mario Anzuoni)
Die Stars am roten Teppich
Aber zurück zur Farbe des Abends: „Es ist kein Pink für Prinzessinnen, sondern ein Pink für Königinnen“, schreibt „Guardian“-Kritikerin Jess Cartner-Morley, die in der Farbwahl erkennen will, dass sich die Genderrollen langsam verändern – und die wie viele Kolleginnen ein feministisches Statement vermutet. Wir erinnern uns: Noch 2018 trugen Hollywood-Frauen bei den Golden Globes Schwarz als Solidarität mit der MeToo-Bewegung. Vermutet wird, dass sich Star-Stylisten auch von Nancy Pelosi inspirieren ließen. Sie trug als demokratische Vorsitzende des Abgeordnetenhauses auf einem Gruppenfoto einen himbeerfarbigen Hosenanzug inmitten schwarz-blauer Corporate-Uniformen.
Spike Lee im lila Anzug
Für mehr Gleichberechtigung schienen sich in der Oscarnacht auch Hollywoods Männer stark gemacht zu haben. Zumindest kann man ihre Outfitwahl so deuten. Diese spielte bisher auf den roten Teppichen dieser Welt eine eher untergeordnete Rolle, da wurden die immer gleichen schwarzen Anzüge aneinandergereiht. Billy Porter schaffte in einem Smoking-Kleid von Christian Siriano dabei wohl den größten Coup des Abends. Das schönste Kleid des Abends, und es trägt ausgerechnet ein Mann? „Mein Ziel ist es, durch das, was ich trage, eine wandelnde politische Botschaft zu sein. Ich will Erwartungen brechen. Was ist Männlichkeit? Was bedeutet sie? Frauen tragen ständig Hosen, aber sobald ein Mann ein Kleid trägt, rastet jeder aus“, erklärte er im Interview mit der US- „Vogue“. Aber er war nicht der einzige, der von der Dresscode-Norm abwich. Regisseur Spike Lee (er durfte den Oscar für BlacKkKlansman mit nach Hause nehmen) erschien in einem lila Anzug von Oswald Boateng, dazu kombinierte er goldene Turnschuhe. Musikproduzent Pharrell Williams ließ sich für die wohl wichtigste Gala-Veranstaltung des Jahres nicht davon abbringen, kurze Hosen zu tragen und Chadwick Boseman begeisterte mit einer kristallbesetzten Kreation von Givenchy und einer Art Sakko mit Umhang.
Auffallen um jeden Preis war das Gebot der Stunde bei der Oscar-Aftershowparty von "Vanity Fair". Denn immerhin galt es das Rampenlicht mit den Preisträgern und Nominierten des wichtigsten Filmpreises der Welt zu teilen. Model Kendall Jenner gelang das mit einem sehr gewagten Outfit, das nur das Nötigste verdeckte. (c) REUTERS (DANNY MOLOSHOK)
Umhang, Federn, Stickereien und Transparenz. Heidi Klum konnte sich nicht entscheiden. (c) REUTERS (DANNY MOLOSHOK)
Musikerin Rita Ora kam im durchsichtigen Kleid von Alexander McQueen. (c) REUTERS (DANNY MOLOSHOK)
Chloe Sevigny setzte ihr Dekolleté in Szene. (c) REUTERS (DANNY MOLOSHOK)
Zoe Kravitz erschien gleich im Bikinioberteil. (c) APA/AFP/JB LACROIX (JB LACROIX)
Model-Kollegin Winnie Harlow setzte hingegen auf viel Stoff. (c) REUTERS (DANNY MOLOSHOK)
Model Alessandra Ambrosio in Babyblau. (c) APA/AFP/GETTY IMAGES/Dia Dipasup (Dia Dipasupil)
Tina Fey ging es bei der Aftershow-Party in Sachen Schuhmode gemütlicher an. (c) REUTERS (DANNY MOLOSHOK)
Als blaue Sirene erschien Jennifer Lopez. (c) APA/AFP/JB LACROIX (JB LACROIX)
Glenn Close kam im eleganten Overall samt Umhang. (c) APA/AFP/JB LACROIX (JB LACROIX)
In Gold funkelte "Game of Thrones"-Darstellerin Sophie Turner. (c) APA/AFP/JB LACROIX (JB LACROIX)
Von Federn konnte Lupita Nyong'o nicht genug bekommen. (c) REUTERS (DANNY MOLOSHOK)
Chrissy Teigen sorgte mit Federn ebenfalls für einen Hingucker. (c) imago/ZUMA Press (Imagespace)
Naomi Campbell in einer kunstvollen Robe. (c) REUTERS (DANNY MOLOSHOK)
Paris Jackson legte einen eleganten Auftritt hin. (c) REUTERS (DANNY MOLOSHOK)
Bei Maria Sharapova mussten es Rüschen sein. (c) REUTERS (DANNY MOLOSHOK)
Sängerin Halsey gefiel sich in Karo. (c) APA/AFP/JB LACROIX (JB LACROIX)
Mehr ist mehr dachte sich Rowan Blanchard. (c) APA/AFP/GETTY IMAGES/Dia Dipasup (Dia Dipasupil)
Die Aftershow-Party der Oscars
Rosa ist etwas für „echte“ Männer. Das schien Schauspieler Jason Momoa ausdrücken zu wollen. Er trug einen Samt-Smoking in ebenjener Zuckerlfarbe aus der letzten Kollektion von Karl Lagerfeld für Fendi. Helen Mirren, die mit ihm zusammen auf der Bühne stand, schien von dieser Erscheinung verzaubert. „Es zeigt einfach, dass es heutzutage möglich ist, dass ein hawaiianischer Gott und eine sehr reife Engländerin dieselbe Farbe tragen können.“ So haben sich also die Zeiten geändert.