Eine neue Studie weist auf die Gefahr einer grauen Wohnungsnot hin. Experten fordern ein frühzeitiges Handeln der Politik mit speziellen Förderungen für Umbauten.
Der demografische Wandel, die Entwicklung beim Pflegebedarf und individuelle Kostenvorteile gegenüber stationärer Pflege werden dem Betreuten Wohnen einen Wachstumsschub verleihen. Das geht aus einer von Silver Living in Auftrag gegebenen Studie hervor, die am Donnerstag im Rahmen des Forums „Herausforderung Leben im Alter heute und morgen“ an der Universität Wien präsentiert wurde.
Insgesamt steht in Österreich heute ein Bestand von rund 17.000 Betreuten Wohnungen zur Verfügung (im Vergleich zu rund 69.000 Heimplätzen), jährlich kommen rund 1.500 neue Einheiten hinzu. Das sind rund vier Prozent des gesamten großvolumigen Neubaus. Einen besonders hohen quantitativen Stellenwert hat Betreutes Wohnen im Burgenland, in Niederösterreich, Oberösterreich, Salzburg und der Steiermark, wo jeweils etwa 0,5 Prozent des Wohnungsbestands Betreute Wohnungen sind.
87.000 Einheiten zusätzlich nötig
Aufgrund der demografischen Entwicklung – bis 2029 werden 2,7 Millionen Österreicher der Altersgruppe 60plus angehören – wird der Bedarf mit der derzeitigen Ausbauquote nicht mehr gedeckt werden können, betonen die Experten. „Aus derzeitiger Sicht werden bis 2029 rund 87.000 Wohneinheiten für Betreutes Wohnen benötigt werden“, sagt Thomas Morgl, Geschäftsführer von Silver Living, dem Branchenführer für freifinanziertes Betreutes Wohnen. „Unseren Schätzungen und Erfahrungen zufolge betragen die durchschnittlichen Investitionskosten etwa 167.000 Euro pro betreuter Wohneinheit. Österreich steht somit mit einem geschätzten Investitionsbedarf in altersgerechtes Wohnen von rund 14,5 Milliarden bis 2029 vor einer großen Herausforderung", so Morgl.
Politik gefordert
Walter Aichinger, Co-Geschäftsführer von Silver Living, fordert daher ein proaktives, frühzeitiges Handeln der Politik mit entsprechenden Förderprogrammen und Pilotprojekten, um eine ‚graue Wohnungsnot‘ zu verhindern: „Vor dem Hintergrund der demografischen Veränderung ist dem Gesetzgeber dringend anzuraten, die Förderungen für Umbauten und Modernisierungen stark auszuweiten." Sowohl das Volumen, die Konditionen als auch der Zugang zu Förderungen müssten so gestaltet werden, dass eine rasche Ausweitung des Angebots an barrierefreien Wohnungen herbeigeführt werde. „Flankierende Maßnahmen wie Steuererleichterungen, schnellere Genehmigungsverfahren, Angleichung der österreichischen Förderlandschaft für freifinanziertes Seniorenwohnen am Vorbild der Steiermark sowie Anpassung der gesetzlichen Bestimmungen bei der 24-Stunden-Betreuung an die tatsächlichen Erfordernisse in der Praxis sind ebenso notwendig, um die Wohn-, Pflege- und Betreuungskosten der Altersgruppe 70plus in einem bezahlbaren Rahmen zu halten“, betont Aichinger.