Der Kreml sieht sich bestätigt, dass die Vorwürfe schon immer Fake News waren. Die Chancen für einen bilateralen „Restart“ sind minimal.
Moskau. Die Reaktion des offiziellen Russlands auf den Mueller-Report kann man nicht anders als süffisant nennen. Moskau sieht sich seit gestern einmal mehr in seiner Darstellung bestätigt, dass es im Wahlkampf des Präsidentschaftskandidaten Donald Trump 2016 überhaupt keine russische Einmischung gegeben hat. Oder, wie der staatliche „Erste Kanal“ die „skandalöse Untersuchung“ nannte: „25 Millionen aus dem US-Budget für nichts.“
Die Schlussfolgerung des US-Sonderermittlers, der keine Verschwörung von Donald Trumps Wahlkampfteam mit Moskau feststellen konnte, sei „unausweichlich“, erklärte das Außenministerium. Es überrasche hingegen, dass man für diese Conclusio fast zwei Jahre und einen ganzen Stab an Ermittlern benötigt habe.
Der Kreml äußerte sich in ähnlicher Tonalität: „Es ist schwer, eine schwarze Katze in einem finsteren Zimmer zu finden, vor allem wenn sie sich dort nicht aufhält.“ So die Worte des Kreml-Sprechers Dmitrij Peskow. Man kenne vorerst nur die Zusammenfassung, nicht aber den Original-Bericht. Daher könne man auch nicht viel sagen, sagte Peskow, außer: „Die Verschwörung hat es nie gegeben.“
Keine Hacker, keine Trolle
Moskau bestreitet auch jene mutmaßliche Einmischung bei der Wahl durch russische Akteure, die schon früher bekannt wurde (und mittlerweile durch US-Ermittlungsbehörden weiter aufgerollt wurde), wie das Hacking von E-Mails und manipulative Social-Media-Aktivitäten durch Trolle.
Der Kreml dürfte sich abseits plakativer Freundschaftsbekundungen für Trump keine Illusionen machen, was die mittelfristige Verbesserung der bilateralen Beziehungen angeht. Es stehen derzeit einfach zu viele Streitthemen zwischen den beiden Mächten im Raum, und Russlands Bereitschaft, mit den USA in Konkurrenz zu treten, ist ungebrochen: in Syrien, Venezuela und in Sachen atomare Ab- und Aufrüstung. Wenn man – wie der Kreml gestern – Washington den Ball zuspielt, den ersten Schritt zur Aussöhnung zu tun, rechnet man nicht mit einem sanften Pass. (som)
("Die Presse", Print-Ausgabe, 26.03.2019)