Die EU hat die Regeln für Hersteller von Pflanzenschutzmitteln verschärft. In den USA wiederum gerät Bayer wegen Glyphosat unter Druck. Doch die Konzerne können sich über steigende Nachfrage freuen.
Wien. Vor wenigen Tagen hat das EU-Parlament eine Verordnung verabschiedet, die vorsieht, dass Hersteller von Pflanzenschutzmitteln ihre Studien zur Risikobewertung schon in der Frühphase transparent machen. Und Untersuchungen, die von der Industrie zur Unterstützung von Zulassungsanträgen eingereicht sowie von der Europäischen Agentur für Lebensmittelsicherheit (EFSA) berücksichtigt werden, sollen nach der Neuregelung verlässlicher, objektiver und unabhängiger werden. All diese neuen und strengeren Regularien hat die Pflanzenschutz- und Saatgutindustrie vor allem einem Produkt zu verdanken: Glyphosat.
Dieser Unkrautvernichter hat Monsanto und nun Bayer (der deutsche Konzern hat Monsanto 2016 gekauft) nicht nur eine Prozesslawine, sondern auch ein grottenschlechtes Image beschert. Doch all die Negativschlagzeilen sollten nicht darüber hinwegtäuschen, dass Bayer und seine drei Hauptkonkurrenten BASF, Syngenta, Corteva Agriscience (Dow-Dupont) es mit einem Markt zu tun haben, der es ihnen ermöglicht, überdurchschnittlich stark zu wachsen. Jim Collins, designierter Chef von Corteva, sagte kürzlich im „Handelsblatt“, er gehe davon aus, dass sein Unternehmen dank der prall gefüllten Innovationspipeline um zwei Prozentpunkte stärker als der Markt wachsen werde. Ein hochgestecktes Ziel, denn Bayer prognostiziert seiner Agrosparte immerhin vier Prozent Wachstum. BASF wiederum beziffert das Umsatzpotenzial seiner Pipelineprodukte mit satten sechs Milliarden Euro. Kurzum, all die genannten Agrochemiekonzerne rechnen längerfristig – Glyphosat hin, Glyphosat her – mit einer stark steigenden Nachfrage.