Formel 1: Gullydeckel zerstört Williams, Abschleppwagen rammt Brücke

Der Williams von George Russell wird abtransportiert
Der Williams von George Russell wird abtransportiertREUTERS
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Das erste freie Training in Baku war nach wenigen Minuten wieder zu Ende.

Ein schlecht befestigter Gullydeckel hat vor dem Formel-1-Rennen in Baku einen Unfall verursacht, der am Freitag zum Abbruch des ersten Trainings führte und auch die Stars der Szene erschreckte. "Wie konnten sie das nur nicht richtig checken und versiegeln", schrieb Weltmeister Lewis Hamilton bei Twitter.

Zwölf Minuten nach Beginn der Einheit fuhr der Brite Russell mit hohem Tempo über die Straßenabdeckung, diese wurde vom Auto angesaugt und durchschlug spektakulär den Unterboden. Teile des schwerbeschädigten Boliden flogen auf einer langen Geraden des Stadtkurses am Kaspischen Meer dabei unkontrolliert durch die Luft. "Mein Körper wurde richtig durchgeschüttelt. Der Motor ist ausgegangen und der Boden wurde ruiniert", sagte Russell dem TV-Sender Sky.

"Ich bin verärgert", sagte Claire Williams, stellvertretende Teamchefin des britischen Rennstalls. "So etwas erwartet man nicht auf einer Formel-1-Strecke. Wir werden das sicher mit der Rennleitung besprechen, denn die Gullydeckel sollten sich nicht lösen." Sie nannte den Schaden am Auto "sehr groß". Die Unfallfolgen machten einen Wechsel des Chassis notwendig, der 21 Jahre alte Neuling Russell konnte daher nicht mehr am zweiten Training teilnehmen.

Versuche, die Strecke nach dem Schockmoment schnell wieder in Ordnung zu bringen, scheiterten kläglich. Als der zerstörte Williams dann auf einem Lkw zurück zum Team gebracht werden sollte, blieb dieser mit seinem Kran an einer Fußgängerbrücke hängen. Austretende Flüssigkeit sorgte für weitere Verzögerungen und machte das Chaos perfekt. "Gut gemacht, Baku", twitterte Renault-Pilot Daniel Ricciardo zynisch.

Die Verantwortlichen entschieden sich nach dem Crash zu einer gründlichen Prüfung des gut sechs Kilometer langen Kurses. Insgesamt befinden sich rund 320 Deckel auf der temporären Rennstrecke, alle wurden einzeln von Mitarbeitern überprüft und festgezogen. Wie sich der Kanaldeckel überhaupt lösen konnte, war zunächst unklar.

Offenbar hatte der Ferrari von Charles Leclerc den Gullydeckel von der Asphaltdecke gelöst, wie auf TV-Aufnahmen zu sehen war. Bei der Überfahrt von Russell flog er schließlich in die Luft und schlug ein. "Das bringt viel Arbeit und kostet uns natürlich auch viel Geld", sagte Williams, ergänzte aber auch: "Ich glaube nicht, dass jemand persönlich daran schuldig ist."

Nicht das erste Mal

Es war nicht das erste Mal, dass eine lockere Straßenabdeckung in der Formel 1 für einen Zwischenfall sorgte. Im Training zum Großen Preis von Monaco 2016 hatte ein Gullydeckel am Frontflügel von Jenson Button einen Totalschaden verursacht. 2017 in Malaysia schlitzte ein ähnliches Metallobjekt Romain Grosjean den rechten Hinterreifen auf.

Leclerc und der viermalige Weltmeister Sebastian Vettel hatten vor dem Abbruch in der Hauptstadt Aserbaidschans für Ferrari die einzigen, allerdings wenig aussagekräftigen Runden gedreht. Die anderen 18 Piloten blieben zum Auftakt vor dem vierten Saisonrennen am Sonntag (14.10 Uhr MESZ, live ORF eins) ohne gezeitete Umläufe.

(APA/dpa)

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