Formel 1: Ferraris Probleme im eigenen Stall

In allen drei Rennen hat die Ferrari-Teamleitung für Sebastian Vettel und zum Nachteil Charles Leclercs entschieden.
In allen drei Rennen hat die Ferrari-Teamleitung für Sebastian Vettel und zum Nachteil Charles Leclercs entschieden.(c) APA/AFP/KARIM SAHIB (KARIM SAHIB)
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Als Favorit in die Saison gestartet, hat Ferrari mit dem Auto zu kämpfen und die Stallorder zu erklären. Charles Leclerc gibt sich geläutert, seine Ambitionen bleiben groß.

Baku/Wien. Sie war immer Thema in der Formel 1, seit dem vergangenen Grand Prix in China aber wieder mehr denn je: die Stallorder. Ferrari ist nach dem enttäuschenden Saisonstart – als Favorit gestartet, stattdessen drei Mercedes-Doppelsiege – vor dem Grand Prix von Aserbaidschan (Qualifying heute 15 Uhr, Rennen Sonntag 14.10 Uhr, jeweils live ORF eins, RTL, Sky) nicht nur mit dem eigenen Auto, sondern auch der Diskussion um den angeordneten Positionswechsel zwischen Sebastian Vettel und Charles Leclerc beschäftigt. Dreimal hat Scuderia-Teamchef Mattia Binotto zugunsten des Deutschen entschieden, zuletzt in Shanghai mit eindeutigen Worten. „Es ist normal, dass jeder eine andere Meinung dazu hat“, sagte Vettel in Baku. Die oberste Prämisse sei aber jedenfalls der Teamerfolg. „Im Nachhinein ist es immer einfacher, gewisse Entscheidungen zu beurteilen.“

Leclerc, der in China keinen Hehl aus seiner Frustration gemacht hatte, wurde zur Aussprache mit Binotto gebeten – und klang in Baku beinahe geläutert. „Ich verstehe, dass Sebastian in seinem fünften Jahr mit dem Team ist, er hat vier WM-Titel gewonnen. Ich muss viele Dinge beweisen“, sagte der 21-Jährige. „Es liegt jetzt an mir, den bestmöglichen Job im Auto zu machen, um dem Team zu beweisen, was ich kann.“ Darauf angesprochen, ob er Vettel über die Saison gesehen schlagen kann und darf, traute sich Leclerc erst nach Aufmunterung durch die Ferrari-Presseabteilung klar zu antworten: „Ich glaube schon, dass das Potenzial da ist. Aber ich muss hart arbeiten, um das Potenzial auszuschöpfen.“

Zumindest nach außen hin gibt sich der Newcomer also mit dem Nummer-zwei-Status zufrieden, dass seine Ambitionen größer sind, ist jedoch kein Geheimnis. Dank seines Managers Nicolas Todt, des Sohns des legendären früheren Scuderia-Teamchefs Jean Todt, verfügt Leclerc über einflussreiche Rückendeckung und beste Verbindungen in die Chefetage. Mit Jock Clear steht ihm zudem ein erfahrener Ingenieur bei der Analyse zur Seite, Vettel hat auf derartige Unterstützung verzichtet. Der Brite könnte mit Leclerc sein eigenes Spiel treiben, mutmaßen gegnerische Teams, die in Shanghai den kompletten Ferrari-Boxenfunk mithörten. Denn Clear soll dem Monegassen ausgerechnet vor dem entscheidenden Manöver mehr PS freigegeben haben, weshalb Vettel aus eigener Kraft nicht vorbeikam.

Updates für die Rote Göttin

Um seine Position als Nummer eins zu verteidigen, muss Vettel jedenfalls endlich liefern. Updates am SF90 sollen den Rückstand auf Mercedes in den Kurven verkleinern. „Wir erwarten uns ganz klar einen Schritt nach vorn, der das Auto schneller macht“, erklärte der Deutsche. Auf dem Stadtkurs in Baku hat er aber noch nie gewonnen, Leclerc hingegen bezeichnet ihn als eine seiner Lieblingsstrecken. Hier gewann er in der Formel 2 und holte im Vorjahr seine ersten F1-Punkte. Kurze Action bot das Vormittagstraining: Nach elf Minuten zerstörte ein losgelöster Gullydeckel den Williams von George Russell komplett (Teamchefin Claire Williams: „So etwas erwartet man von einer F1-Strecke nicht.“), der Abschleppwagen blieb dann unter einer Brücke hängen. (swi)

(Presse/May)

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