Verkehrsminister Toninelli ist unter Zugzwang, Venedig hat eine Lösung vorgelegt, die ein Anlegen der Kreuzfahrtschiffe in Marghera vorsieht.
Es sind Videos, die die enormen Ausmaße der großen Kreuzfahrtschiffe einmal mehr beweisen. Die „MSC Opera“ schlittert entlang der Hafenmauer in Venedig und rammt ein kleines Ausflugsschiff, dessen Passagiere in Panik geraten, teils von Deck springen.
Nun gegen die Wogen die Wogen um den Kreuzfahrttourismus in Venedig wieder hoch. Der Bürgermeister der Lagunenstadt, Luigi Brugnaro, beschuldigte die Regierung in Rom, keine Lösung für eine alternative Route außerhalb des Giudecca-Kanals finden zu wollen, der zum berühmten Markusplatz führt.
"Wir haben jetzt gesehen, was geschieht, wenn niemand handeln will. Niemand will in Venedig, dass die Schiffe weiterhin den Giudecca-Kanal durchqueren. Es gibt eine Lösung, über die sich alle einig sind: Der Verkehrsminister soll sich entscheiden", so Brugnaro im Interview mit der Mailänder Tageszeitung "Corriere della Sera" (Montagsausgabe).
Kanal Vittorio Emanuele soll tiefer werden
Der Bürgermeister drängt, dass Kreuzfahrtschiffe in Marghera anlegen und über den tiefer auszubaggernden Kanal Vittorio Emanuele und den Canale dei Petroli fahren. Mit diesem Vorschlag seien Bürger, Gemeinde, Hafenbehörde und die Region Venetien einverstanden. Jetzt fehle noch das Grüne Licht der Regierung. Auch die Verantwortung für den Unfall am Sonntag liege bei der Staatsführung. "Wir brauchen sofort eine Lösung", sagte der Bürgermeister.
Der ins Kreuzfeuer der Kritik geratene Verkehrsminister Danilo Toninelli erklärte, die Regierung werde bis Juni ein definitives Projekt vorlegen, um die Kreuzfahrtschiffe aus dem Giudecca-Kanal zu bringen."Wir sind für den Bann der Kreuzfahrtschiffe. Wir wollen aber zugleich nicht den Kreuzfahrttourismus verlieren", sagte Toninelli im Interview mit der Tageszeitung "La Stampa" (Montagsausgabe).
Für Samstag ist eine Demonstration des Komitees "No Grandi Navi" geplant. Dieses setzt sich für eine Verbannung von Kreuzfahrtsschiffen aus Venedig ein. Mehr als zwei Millionen Kreuzfahrttouristen kommen jedes Jahr in die Lagunenstadt, das bringe 430 Millionen Euro in die Stadtkasse und erhalte mindestens 5000 Arbeitsplätze, so die Hafenbehörde. Seit der Havarie der Costa Concordia vor der Insel Giglio 2012 ist jedoch in Venedig die Sorge groß, dass eine ähnliche Katastrophe auch hier passieren könnte. "Kreuzfahrtschiffe raus aus der Lagune", lautet der Slogan von "No Grandi Navi"gegen die Kreuzfahrtgiganten.
Ein außer Kontrolle geratener Kreuzfahrtriese rammte am Sonntag beim Anlegen in Venedig ein Ausflugsschiff. Vier Insassen des kleineren Bootes wurden leicht verletzt.
(APA)